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Sounds of New Soma – Nachdenken über Rolf-Ulrich Kaiser

(as) Nomen est omen: „Nachdenken über Rolf-Ulrich Kaiser“ geht als Hommage an ebendiesen Autor und Musikproduzenten (Hansa Musik, Metronome) durch, der nicht aus der ursprünglichen Krautrock-Szene wegzudenken war. Gitarrist, Bassist und Keyboarder Alexander Djelassi, der auch singt, sowie Synthie-Fachmann Dirk Raupach halten im Zuge dessen an ihrem eingeschleiften Stil fest, ohne sich selbst zu wiederholen.

Dem umstrittenen „Titelhelden“ des Albums huldigen die beiden für „Sounds of New Soma“ verantwortlichen Musiker in ihrem altvertrauten Stil, der sich möglicherweise am ehesten anhand des lässig swingenden „Kinder der Geburtstagspresse“ subsumieren lässt; Der Zweier stellt eine nahezu perfekte Balance zwischen althergebrachter Gitarrenbandmusik (was für ein Wort …) und weltfernen Geräuschkulissen her, die wie die vielzitierte Faust aufs Auge zu einer tonalen Porträtierung des nunmehr still gewordenen Exzentrikers („ Deutschlands ungekrönte Rock-, Pop- & Elektronikinstanz“ laut Kritiker Wolfgang Layer) Kaiser passt.

Das John-Coltrane-verdächtige Saxofon im Einstieg „Pilzgeflecht“, der ansonsten als Drone-iges Intro fungiert, obwohl er immerhin dreieinhalb Minuten für sich veranschlagt, bildet die jazzige Ausnahme von der vertraut elektronischen Regel, der „Sounds of New Soma“ auch auf dieser Platte folgen. Übrigens gilt es, genauer hinzuhören, denn der Track enthält Auszüge einer Diskussion im WDR, die 1971 zwischen zwischen Kaiser, Nikel Pallat (bis 1978 „Ton Steine Scherben“-Manager), Wolfgang Hamm (Komponist und Schriftsteller), Hans Helms (Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaftler) sowie Regisseur Heinz Trenczak und einer Moderatorin stattfand. Damit stellt das federführende Duo zumindest die thematischen Weichen für den ganzen Rest.

Die Musik verbleibt indessen im mal mehr, mal weniger rockigen Ambient-Feld verortet. Das freischwebende „Burg Waldeck“ und das im Kontrast dazu knarzende „Kaisers Kaffee“ emulieren den Sound der sogenannten Berliner Schule derart klassisch, dass es im Grunde genommen nicht mehr originalgetreuer geht – monoton und dennoch fantasievoll gestrickt, klanglich mithilfe alter Synthesizer (oder guter Emulatoren?) zweifelsohne retrospektiv ausgerichtet.

Tipps für den ersten Kontakt mit der Scheibe: das herrlichst verträumte Geklimper von „Sternenmädchen“ und „Verschollen“ ein Hauch von Nichts mit betörend lautmalerischen Vocals.

Tonzonen

42:48

Pilzgeflecht

Burg Waldeck

Kaisers Kaffee

RUK

Sternenmädchen

Komische Kuriere

Luftikus

Kinder der Geburtstagspresse

Verschollen

Andreas Schiffmann

Filed under: Album Reviews, Art-Rock, Elektronik, Experimental, Krautrock, Rock,

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