rockblog.bluesspot

musikalisches schreibkollektiv

Slovo Mira – What Happened To You In All The Confusion?

(as) Der eine oder andere dürfte „Slovo Mira“ bzw. einige ihrer Mitglieder bereits von Veröffentlichungen des russischen Labels R.A.I.G. kennen. Das Quintett aus dem Dunstkreis von „The Re-Stoned“ und „Vespero“ steht seit je für Breitwand-Post-Rock, der sich durch ein gegenüber herkömmlichen Formationen erweitertes, nicht alltägliches Instrumentarium auszeichnet.

Auf „What Happened To You In All The Confusion?“ dreht sich alles um die E-Gitarre von Kamille Scharapodinow und die (Sprech-)Stimme von George Nefedow, der den Sound von „Slovo Mira“ außerdem in entscheidendem Maß mit mehreren akustischen Saiteninstrumenten (u.a. Balalaika) mitgestaltet.

Die vier Tracks sind fast acht bis 23 (!) Minuten lang und durchwandeln demgemäß zahllose Klanglandschaften, angefangen bei Elektronik der Berliner Schule wie im eröffnenden Mammutsong „Before And After, den man wegen seines enervierenden Morsecode-Fiepens am liebsten gleich skippen möchte. Er wird aber umso spannender, wenn das Geräusch nach etwa fünf Minuten verklingt und ein funkiger Wah-Wah-Bass ungezwungen mit Stilmitteln aus osteuropäischer Folklore verschränkt wird.

Schlagzeuger Viktor Tichonow verschmilzt unterdessen anscheinend mit einem Drumcomputer, was zu einigen aberwitzigen Groove-Mustern führt, die diese Soundreise umso haarsträubender machen. Kalimba-Geklimper, Synthesizer-Drones und wildes Getrommel stehen hier genauso kennzeichnend für die Gruppe wie im darauffolgenden „Jokebox“, dem kürzesten und auch experimentellsten Stück, das kaum eine nachvollziehbare Struktur erkennen lässt.

Im weiteren Verlauf ist es oft die schiere Unvereinbarkeit der Gestaltungsmittel, die an dem Album besticht. Die Band legt einen beispiellosen Crossover hin, weiß aber bei aller Effekthascherei auch um die Bedeutung von Ruhepolen; einen solchen stellt „When Mars Comes“ dar, wo sich „Slovo Mira“ auf wenig beschränken, um Stimmung zu erzeugen.

Warum die Viertelstunde „Don‘t Pluto Me!“ nur als Bonus fungiert, weiß der Teufel, denn dieser hypnotisch improvisatorische Anhang ist eigentlich von allen „Liedern“ das am leichtesten zugängliche. So oder so: „Slovo Mira“ sind eine Marke für sich und müssen quasi von jedem Klangforscher gekannt werden – abenteuerlich mit einem Wort!

Tonzonen

Before And After

Jokebox

When Mars Comes

Don‘t Pluto Me! (Bonustrack)

Andreas Schiffmann

Filed under: Album Reviews, Art-Rock, Elektronik, Postrock, ,

international – choose your language

April 2020
M D M D F S S
 12345
6789101112
13141516171819
20212223242526
27282930  

Gib deine E-Mail-Adresse ein, um diesem Blog zu folgen und per E-Mail Benachrichtigungen über neue Beiträge zu erhalten. Informationen zum Umgang mit Deinen Daten findest Du in der Datenschutzerklärung.

Diese Artikel werden gerade gelesen:

Festivalplaner : Tabernas Desert Rock Fest 2023
S + T
Motorpsycho + Love Machine im Zakk in Düsseldorf am 26.07.18
Hathors – Ein Interview ohne einen ägyptischen Vampir

%d Bloggern gefällt das: