(as) Bei „Live at the Boston Tea Party“ handelt es sich um einen Konzert-Mitschnitt der ersten Tournee der legendären „Colosseum“ durch die Vereinigten Staaten, wobei sie mit einer seinerzeit ungleich populäreren und vermutlich auch leichter zugänglichen Gruppe über den Kontinent tingelte – „The Byrds“.
Dessen ungeachtet waren die Reaktionen des Publikums hörbar enthusiastisch, und die Band ihrerseits während der Darbietung entsprechend furchtlos, wie Dave Greenslade später selbst gesagt haben soll. Wohingegen die Musiker an jenem 13. August den Schwung ihres kurz vorher absolvierten Gigs beim renommierten Montreux Jazz Festival mitgenommen hatten (die Setlist ist im Kern dieselbe, das Programm aber insgesamt kürzer), waren die Psychedelic-Vorreiter „Fleetwood Mac“ mehr oder weniger zur gleichen Zeit ebenfalls in Boston aufgetreten, also lag die Messlatte vergleichsweise hoch.
Was den Einstieg mit „Butty’s Blues“ angeht, konnte sich die Gruppe aber kaum abgeklärter zeigen. Das Stück ufert zwar ein wenig aus – zum Vergleich darf man auch andere Live-Aufnahmen von „Colosseum“ aus jener Zeit checken -, wirkt aber im Verhältnis zu dem, was folgen sollte, „nur“ wie eine Aufwärmrunde.
Mit der ausladenden Interpretation der „Valentyne Suite“ (knapp 25 Minuten – inklusive „Sunshine of Your Love“-Zitat!) setzten sich die Mitglieder am Ende selbst ein Denkmal, und auch deshalb wundert man sich darüber, weshalb dieses Bootleg nicht schon mindestens 30 Jahre früher aus der rechtlichen Grauzone geholt wurde, zumal der Sound ebenfalls mehr als ordentlich ist; die kratzige Klang-Anmutung passt hervorragend zu der ungestümen Gangart von „Colosseum“, …
Schlagzeuger John Hiseman steht daraufhin im Zentrum von ‚“The Machine Demands A Sacrifice“ und macht mit seinem Solo scheinbar locker aus dem Handgelenk Zeitgenossen wie Baker („Cream“) oder Bonham („Led Zeppelin“) Konkurrenz. „Anything goes“ trifft hier den Nagel auf den Kopf!
„Live at the Boston Tea Party“ muss nicht unbedingt als ultimative Konzert-Nachlese der Jazzrock-Meister bejubelt werden, zählt aber definitiv zu den eindrucksvollsten Dokumentationen der Bühnenqualitäten der Gruppe.
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Repertoire Records
Butty’s Blues
The Machine Demands a Sacrifice
The Valentyne Suite
Andreas Schiffmann
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