(hwa) Jeremiah Johnson mischt die Klänge des amerikanischen Südens, den Blues entlang des Mississippi mit einem Hauch Country Flair. Leider hat ihn die COVID-19 Pandemie von 2020 quasi arbeitslos gemacht. Seine Antwort auf diese schwierige Situation heißt Unemployed Highly Annoyed…
Zunächst sah 2020 für Johnson und Band vielversprechend aus. Sein Ruf-Album „Heavens To Betsy“ (hier nachzulesen) stieg zu Jahresbeginn auf Platz drei in den Billboard Blues Charts ein und erreichte bis Mitte April die Nummer eins.
Aber: die danach geplanten 70 Konzerte mit dem Ruf Records Blues Caravan fielen dem Lockdown zum Opfer. „Diese erzwungene Arbeitslosigkeit war mehr als frustrierend“, gibt Johnson zu. „Also habe ich mich dazu entschlossen, ein Album voller Songs zu produzieren, die von der COVID-19 Pandemie inspiriert wurden. So habe ich versucht, die emotionale Achterbahnfahrt in leidenschaftlichen Blues zu verwandeln“.
Daraus ist ein veritables Konzeptalbum entstanden. Es gibt eine Coverversion von Luther Allisons Klassiker „Cherry Red Wine“. Jeder der sieben eigenen Songs reflektiert einen anderen Aspekt der Corona-Pandemie. Bei „Rock N Roll For The Soul“ geht es um die Sehnsucht, endlich mal wieder ein Livekonzert besuchen zu können. „Love And Sympathy“ macht die Quarantäne-Herausforderungen als Paar zum Thema. Der Titelsong „Unemployed Highly Annoyed“ ist eine Replik „auf die Headlines, die man momentan im TV und den sozialen Medien sieht. Der eine sagt dies, der andere sagt das. Aber egal, wo man sich in der öffentlichen Debatte verortet – ich bin arbeitslos und momentan ziemlich genervt davon!“ sagt Johnson.
In seiner Südstaaten-Hymne „Burn Down The Garden“ agiert er mit einer Art Parabel eines von Unkraut übersähten Gartens, der niedergebrannt werden soll, um stattdessen den „Samen der Liebe“ zu sähen. Bei „Muddy Black Water“ geht es um das nackte Überleben und das Herunterschlucken des eigenen Stolzes.
Entstanden ist ein erstklassige Blues- und Roots-Rock-Album, das zu gleichen Teilen vom grandiosen Gitarrenspiel und leidenschaftlichen, südstaatlich angehauchten Gesang Johnsons sowie vom Band-Support geprägt ist. Unemployed Highly Annoyed spiegelt insofern intensiv die heutigen Corona-Zeiten wider. „Fast jede Textzeile auf dem Album habe ich geschrieben, während ich in der Telefon-Warteschleife des Arbeitsamtes saß“ gibt Johnson zu Protokoll.
Mit Unemployed Highly Annoyed liefert Johnson eine Momentaufnahme von turbulenten Zeiten ab und läuft gleichzeitig zur Höchstform auf. Die schwierigste Phase seines Lebens als Profimusiker hat ihn meiner Meinung nach letztendlich zu dieser bisherigen Bestleistung inspiriert.
Dabei ist ein knackiges und kompaktes „Hilfeschrei“- Bluesalbum entstanden, das später einmal nach der Pandemie als relevantes und unmittelbar spontanes Zeitdokument gehandelt werden möge.
(Heinz W. Arndt)
Jeremiah Johnson „Unemployed Highly Annoyed“
Ruf Records 1285
Acht Tracks
Laufzeit 41:14 min
VÖ 23.10. 2020
The Band:
Jeremiah Johnson – lead vocals and guitars
Paul Niehaus IV – bass guitar, keys and backing vocals
Tony Antonelli – drums, percussion and backing vocals
Tracklist:
1.) Burn Down The Garden
2.) Muddy Black Water
3.) Cherry Red Wine
4.) Daddy’s Going Out Tonight
5.) Unemployed Highly Annoyed
6.) Different Plan For Me
7.) Love And Sympathy
8.) Rock N Roll For The Soul
http://www.jeremiahjohnsonband.com
Filed under: Album Reviews, Blues, Bluesrock, Jeremiah Johnson – Unemployed Highly Annoyed, Ruf Records
[…] Weg dortin war er ohne Zweifel mit seinen Vorgängeralben, die ich auf RB.BS schon besprochen habe (hier und hier […]