(hwa) Im Zeitalter von industriell gefertigter Popmusik ist Jeremiah Johnson aus St. Louis ein Meister des zeitgenössischen Handwerks, dem Songschreiben. Dazu braucht er nur seine Akustik- und seine Rockgitarre, Bluesakkorde, eine klare Sprache und eine Studioproduktion, die alles zusammen mit dem Schweiß seiner Liveshows einfängt und konserviert. Auf seinem neuen Album „Heavens To Betsy“ hört man mit Nachdruck das leidenschaftliche und kraftvolle Ergebnis…
Es ist die Fortsetzung vom Album „Straitjacket“ und gleichzeitig ein weiterer kreativer Riesenschritt eines Künstlers, der für seine Musik brennt. Es ist gerade zwei Jahre her, seit „Straitjacket“ auf Platz sechs der Billboard Blues Album Charts landete und hervorragende Kritiken einheimste. Und das wird diesmal nicht anders sein.
Zumal Johnson mit seinen stärksten Texten so far aufwartet: White Lightning, der Opener, ist aus der Sicht eines Farmers in den Südstaaten geschrieben, dessen Leben auf dem Land von harter Arbeit geprägt ist. Castles In The Air (Track neun) handelt vom Ende einer langjährigen Liebe und American Steel (Track sechs) ist eine musikalische Liebeserklärung an das Fahrgefühl auf einem US Freeway. Bei Long Way Home (Track 10) werden Demenz und bei Forever And A Day (Track fünf) die typischen Tour-Strapazen thematisiert.
Im Übrigen berichtet Johnson im Waschzettel von langen Tagen bzw. Nächten im Studio mit Produzent Pete Matthews: „Manchmal war bereits die erste Aufnahme perfekt, manchmal dauerte es aber auch bis zum Ende eines zwölf Stunden Tages, bis der gewisse Funke übergesprungen war. Dieses Album aufzunehmen, war das absolut Intensivste, das ich jemals in einem Studio erlebt habe. Aber ich bin extrem dankbar dafür, dass Pete das Beste aus jedem Einzelnen von uns herausgekitzelt hat.“ (Ende des Zitats)
Ich kann keinen einzigen Ausfall im Hinblick auf die Durchhörbarkeit erkennen. Im Gegenteil. Da ergeht es mir so ähnlich wie bei George Thorogood. Dessen dynamische Saxofonisten Hank Carter oder Buddy Leach brannten im Kontext mit der Band jeweils ein Feuerwerk ab.
Von daher lege ich mich hier Mal fest: Jeremiah Johnson plus Band sind die im Geiste verbrüderten und legitimen Nachfolger von George Thorogood & The Destroyers. Die Dynamik des Vortrags lässt da kaum Zweifel. 11 Eigenkompositionen und ein Cover („Born Under A Bad Sign“) belegen es nachdrücklich.
Mission erfüllt? Mission erfüllt! Johnson ist auf dem Sprung in den unsterblichen Blueshimmel. Und wird mit Sicherheit noch einige nachhaltige Südstaaten-Bluesrockalben abliefern.
(Heinz W. Arndt)
Jeremiah Johnson „Heavens To Betsy“
Ruf Records 1277
Vertrieb: in-akustik
Lauflänge: 41:34 min
VÖ: 14. Februar 2020
Tracklist:
01) White Lightning
02) Tornado
03) Soul Crush
04) Ecstasy
05) Forever And A Day
06) American Steel
07) Showdown
08) Leo Stone
09) Castles In The Air
10) Long Way Home
11) Born Under A Bad Sign
12) Preacher’s Daughter
The Band:
Jeremiah Johnson – Vocals, Guitars
Frank Bauer – Saxophone, Backing Vocals
Tony Anthonis – Bass Guitar
Benet Schaeffer – Drums
Rick Steff – Keys
Tony Antonelli – Percussions, Backing Vocals
Pete Matthews – Producer & Backing Vocals
Filed under: Album Reviews, Blues, Bluesrock, Singer/Songwriter, Jeremiah Johnson – Heavens To Betsy
[…] (hwa) Wow: Eine Soundexplosion sondergleichen, die auf zehn Tracks Johnsons geniale Gitarrenarbeit, seine Songwriting-Qualitäten und seinen kraftvollen Gesang optimal miteinander verbindet. Ein Peak seiner Karriere! Auf dem Weg dortin war er ohne Zweifel mit seinen Vorgängeralben, die ich auf RB.BS schon besprochen habe (hier und hier nachzulesen!) […]