(tn) Alabama Slim, mit bürgerlichem Namen Milton Frazier, geboren 1939 in Vance, Alabama, hat eine übersichtliche Diskographie. Er ist mit seinem Gesang und seiner Blues-Gitarre einer von den Bluesman, die sich fast ihr Leben lang mit dem Blues beschäftigen, verschiedenste Einflüsse und Erfahrungen verarbeiten mussten und diese kontinuierlich in ihren persönlichen Bluesstil einfließen ließen. Trotzdem gehört er zu den „unrecorded bluesmen“. Hört man sich sein neues Album „Parlor“ an, hört die prägnante Stimme, die eine ganz eigene Intonation hat, ist es völlig unverständlich, warum dies – geht man von der Discogs-Diskographie aus – erst sein viertes Album ist.
„Parlor“ beginnt mit „Hot foot“, einer lässigen Bluesnummer, die aber sofort den ganzen Kosmos von Alabama Slim entfaltet. Begleitet von seinem Mitstreiter Little Freddie King bringen die beiden Musiker mit ihren Gitarren einen Track nach dem anderen heraus und grooven sich auf dem Album in einen regelrechten Jam-Modus hinein. Dies hält bis zum Ende des Albums an und klingt erst mit dem Extro „Down in the bottom“ aus. Nach den ersten Durchhören des Album bleibt man relativ ratlos mit der Frage zurück, warum es von diesem Bluesmen so wenig Aufnahmen gibt. Im Ohr schwingt immer noch seine Stimme, der prägnante Gesang, der das ganz Album trägt.
Für die Aufnahmen des Albums gingen Alabama Slim, Little Freddie King und der Schlagzeuger Ardie Dean am 7. Juni 2019 in New Orleans in das Studio „The Parlor“. Ihre Session in Trio-Besetzung dauert ungefähr vier Stunden, an den Reglern saß Reginald Nicholas, anschließend waren die Aufnahmen für das Album fertig. Aufgenommen wurde in einem Stück und im Nachhinein wurden von den Produzenten und Label noch Bass und Tasteninstrumente über die eigentlichen Aufnahmen gelegt. Hört man sich das Album mehrmals an, wären vielleicht auch die Gitarren und das Schlagzeug ausreichend gewesen, aber mit der zusätzlichen Instrumentierung wirken die Aufnahmen einfach etwas dichter. Hier sind die zusätzlichen Bässe ein echter Zugewinn, um den Beat des Album noch prägnanter herauszuarbeiten.
Ein kleines Highlight, auf das noch verwiesen werden muss ist „Freddie’s VooDoo Boogie“, bei dem Little Freddie King den Gesang übernimmt. Zusammenfassend ein beeindruckendes Album von einem großartigen „Electric Bluesman“. Großes Kino, gehört in das Plattenregal, um dort zusammen mit den großen Meistern wie John Lee Hocker, Mississippi John Hurt, Son House und Guitar Slim einen angemessenen Platz zu bekommen. Und: Hohes Entdeckungspotential. (Thomas Neumann)
Label: Cornelius Chapel Records
Format: CD|LP
VÖ: 29. Januar 2021
Aufgenommen: 7. Juni 2019, Studio „The Parlor“, New Orleans
Tracklist:
• 01 Hot foot
• 02 Freddie’s voodoo boogie
• 03 Rob me without a gun
• 04 Rock with me momma
• 05 All night long
• 06 Forty jive
• 07 Midnight rider
• 08 Rock me baby
• 09 Someday baby
• 10 Down in the bottom
Line Up:
• Alabama Slim – Gitarre, Gesang
• Little Freddie King – Gitarre
• Ardie Dean – Schlagzeug
Jim Mathus – Orgel & Piano, Matt Patton – Bass und Orgel
Web
FB: https://www.facebook.com/AlabamaSlimFanPage/
Bandcamp: https://alabamaslim.bandcamp.com/
Discogs: https://www.discogs.com/de/artist/2863814-Alabama-Slim
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