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mars mushrooms – MILK

(andreas) Auf ihrem neunten Album machen „mars mushroom“ das, was sie am besten können – musikalische Leinwände auf eindeutig umrissenen Songrahmen mit bunten Klangfarben füllen, was in der Regel etwas länger als von herkömmlichen Bands gewohnt dauert. Die seit 23 Jahren existierende Gruppe ist ein Garant für unterhaltsame Konzerte und trägt diesem Vorzug nun insofern Rechnung, als sie ihr aktuelles Material live in in ihrer Heimatstadt Immeldorf aufgenommen und nachträglich in den Nürnberger SkySoundStudios „verfeinert“ hat. Die vier Vorgänger waren bereits dezidiert als Livealben ausgewiesen, worin sich das Selbstverständnis der Bayern als Jam-Combo widerspiegelt.

Die Atmosphäre wirkt dementsprechend eingängig, aber „MILK“ steht im Zeichen der Entspannung, was man bereits dem lässig jazzenden, rein instrumentalen Einstieg „Egg Roll“ mit tragendem Klavier und stetig nach oben verlaufender Spannungskurve anmerkt, an deren Ende das Klangbild unverhofft dicht geworden ist – doch die gelöste Stimmung bleibt bis zuletzt bewahrt. Die Platte, deren Titel auf einen Traum des Frontmanns zurückgeht, ist schließlich ein Konzeptalbum, weil sich die Mitglieder für die Recordings gewisse Vorgaben machten, was den Ort des Geschehens und unter anderem auch ihre Kleidung (Schlafanzüge!) anging. Man kann diesen „Überbau“ zwar getrost außer Acht lassen, um sich an der Musik zu ergötzen, doch deren relaxt kauzigen Charakter ein Stück weit nachvollziehbar macht.

Das Quintett um Gitarrist Michael Schmidt, der sich die Vocals mit Bassist Christoph von der Heide teilt, verzeichnet mehrere Alleinstellungsmerkmale, besonders den regelmäßigen Einsatz eines Didgeridoos und der vietnamesischen Maultrommel Danmoi (Đàn môi), wobei das tief dröhnende Blasinstrument den Bass mitunter auf wunderbare Weise ergänzt. Während des zehnminütigen und etwas melancholischen „Robert Downey Jr.“ steht hingegen die Stimme im Brennpunkt, derweil wiederholt Melodie-Kaskaden niedergehen, die Frontmann Michael gemeinsam mit Pianist Lars Weissbach perlen lässt. Dessen schmatzende, fauchende Hammondorgel sorgt hier hauptsächtlich dafür, dass die Nummer vom steten Wechselspiel zwischen laut und leise lebt.

Das 18-minütige „Science“, das die gesamte B-Seite des schmuckvollen Vinyls einnimmt, ist schließlich ein Inbegriff frei improvisierter Rockmusik mit psychedelischer Basis und einem klar auskomponierten Rumpf, der das in diesem Bereich stets drohende Ausfransen der Musik ins Bodenlose verhindert – zumal „mars mushrooms“ in Form von „Wife Soup“ von den Amerikanern „Umphrey´s McGee“ eine Vorlage bezüglich der Songstruktur hatten. Der Track ist mit stark ausgeprägtem Southern-Rock-Flair und einem markanten Leitmotiv ausgestattet, Posaune und Trompete (verantwortlich zeichnen dafür zwei Mitglieder von „Kellerkommando“) setzen zusätzliche Farbtupfer, die das bunte Vergnügen komplett machen – eine Platte zum Chillen und Bewundern wirklich musikalischer, weil emotionaler Jams ohne egomanische Anwandlungen.

https://marsmushrooms.bandcamp.com

Tracklist:

Egg Roll

Robert Downey Jr.

Science

Andreas Schiffmann

Filed under: Album Reviews, Classic Rock, Jam, Psychedelic, Southern Rock,

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