(pe) Mit „Oumuamua“ veröffentlichen The DogHunters nach einer Singles-Compilation (2017) und Ihrem Debutalbum „Splitter Phaser Naked“ (2019) ein Werk, das schon im Artwork erahnen lässt, wie sehr die Corona-Pandemie Einfluss auf die Entstehung genommen hat: düstere Hochhaus-Sozialbauten und zerklüftete Felsnadeln ragen im Hintergrund in die Höhe, dazwischen verfallen ein Azteken-Tempel und die Sphinx und werden Im Vordergrund abgelöst durch eine farbenfrohe Collage aus Natur-Bildern von Tieren, Pflanzen und einem See. Hineininterpretieren könnte man hier die Fragilität der Menschheit, die uns in Zeiten der Pandemie schlagartig bewusst wurde. Tempel und Sphinx zeugen zaunpfahlartig davon, dass schon frühere menschliche Kulturen dem Untergang geweiht waren. Für die Natur ist das alles kein Problem – menschliche Kulturen sind da eher ein Störfaktor und eine pandemische Ausrottung eher die Initialzündung für ein Wiederaufleben der Natur…
Die Düsternis dieses auf den ersten Blick so farbenfrohen Artworks setzt sich schließlich auch konsequent in der Musik auf „Oumuamua“ fort: eingeleitet mit „Ayahuasca“, einem instrumentalen Stoner-Brocken mit psychedelic Einlagen, der dem songtitelgebenden Trank gerecht die Voraussetzung für die ein oder andere psychedelisch-musikalische Erfahrung eröffnet.
Und wie der „Erste Bote aus der Ferne“ (was „Oumuamua“ aus dem Hawaiianischen übersetzt bedeutet), das erste bekannte interstellare Objekt, das unser Sonnensystem durchquert und dabei unerklärlicherweise beschleunigt, so driftet der Hörer nach Einnahme des Begrüßungsdrinks bzw. -Songs durch dunkelste Galaxien immer wieder wechselnder musikalischer Stilvielfalten:
Blitzt bereits beim zweiten Song „Kings“ ein wenig King Gizzard – Feeling durch die geneigten Hörer-Ohren mit der ersten Andeutung der stilistischen Vielfalt, die The DogHunters in ihren Songs zu vereinen wissen, so wird dem Hörer spätestens mit „Sabei Sabai“ mit seinem treibenden Beat, Funk-Gitarre aber auch härteren Passagen klar, dass hier ein komplexes und sehr reifes Album auf dem Teller liegt, dessen musikalische Universen erobert und erlebt werden wollen.
Der „Multi-Welten-Fächer“ entblättert sich beeindruckend weiter mit „Callisto Moon“ (weich, wohlig, warm, psychedelisch-poppig – wie eine Traumreise, durch universelle Weiten schwebend), „Giza“ (Melodien eines Schamanischen Rituals als Interlude) und „Cyber Skies“ (nach dem kurzen Aufblitzen im zweiten Song bricht hier das King Gizzard – Gefühl endgültig durch, und eine Flamenco-Gitarre vermittelt eine Vision, als haben Tito & Tarantula den Gizzards einen kurzen Besuch abgestattet und zusammen gejammed – um gegen Ende hin wieder spacig klingend Fahrt auf zu nehmen. Mehr stilistische Vielfalt geht kaum!)
„Elephant Kiss“ beginnt rockig, um dem Hörer dann im Wechselspiel die volle Funk-Dosis mit treibendem Rhythmus zu geben und gegen Ende mit wunderbarem Fuzz zum Finale zu sprinten.
„The Sun“ nimmt schließlich das Schamanen-Thema noch einmal auf, das sich unerwartet mit Garage-Rock-Passagen und Indie-Vibes abwechselt und damit abschließend nochmals eindrucksvoll die stilistische Vielfalt belegt, die The DogHunters mit diesem Album in äußerst bestechender Form nicht nur unterzubringen, sondern auch miteinander zu verbinden weiß!
Ein großartiges Album, das mich definitiv mit auf eine Reise genommen hat und trotz seiner Düsternis durchaus auch mit versöhnlichen, im kalten Weltenraum erwärmenden Elementen versorgt. Die stilistische Vielfalt überzeugt, fasziniert, begeistert und fordert von Anfang bis Ende und es ist definitiv eines dieser Alben, bei dem man nach dem Ausklingen des letzten Tons gleich wieder zum Startpunkt der musikalischen Reise zurückkehren möchte, um mehr zu erfahren, mehr zu erleben, mehr zu erforschen und noch einmal auf´s Feinste mit der kosmischen Zigarre durch´s Weltall zu floaten ….(peter)
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