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Richard Bargel – Dead Slow Stampede

Blues, Americana, Roots Rock aus Köln

(ro) Richard Bargel, der als Kölner Enfant terrible und Grandseigneur in der deutschen Musiklandschaft gilt, ist in seiner Kreativität wahrlich nicht zu bremsen.
Das beweist der starke, stolze und stilsichere Musiker abermals auf seinem neuen, mittlerweile 10. Album, das er „Dead Slow Stampede“ betitelt hat. Das passt, denn hier wird ein umwerfender Mix aus Blues, Americana, Roots Rock und einem Schuss Country kredenzt, der die Hörerin glücklich lächelnd mitten in den siebten Blues-Himmel katapultiert.

Auf dem Cover sitzt der mittlerweile 72jährige Herr Bargel mit grimmigem Blick, perfekt geflochtenen, grau-weißen Braids und einer schwarzen Kopfbedeckung, die an ein Barett erinnert, inmitten einer kunstvoll arrangierten Installation aus vielerlei mystischen Kultgegenständen.
Elemente wie Tarot-Karten, tierische Totenschädel, zarte Blüten, katholische Heilige, Federn, afrikanische Geistwesen und Schlangen geben Hinweise darauf, wohin die musikalische Reise geht.

Klappt man das Album auf, findet man auf 12 geschmackvoll gestalteten Booklet-Karten die gleichen spirituellen Gegenstände, jeweils passend zu den Songs neu und anders zusammengestellt.
Das macht mich neugierig und darum lege ich die ganze Zeit, während die CD im Player läuft, die Kärtchen nicht aus der Hand.

Ja, es sind spannende Gedanken, die Richard Bargel mit seinen Hörern auf „Dead Slow Stampede“ teilt.
In dieser beinahe retrospektiven Songsammlung feiert er das Leben und sein Schaffen mit komplett live eingespielten Songs, die in den altehrwürdigen Maarwegstudios im Kölner Westen aufgenommen wurden.

Begleitet wird er dabei von einer Band, die ich nicht genug loben kann. Da wären die beiden niederländischen Musiker Geert Roelofs ( drums/percussion) und Jo Didderen (contra bass, e-bass), sowie der Multiinstrumentalist Fabio Nettekoven (guitars, lapsteel, mandolin), denen es zusammen ganz wunderbar gelingt, hier mehr entstehen zu lassen als die Summe der einzelnen Teile ergäbe.
Sie grooven mit uns durch das Delta, nehmen sich zurück, wo es angebracht ist, sind jederzeit auf der Höhe und auf den Punkt, zeigen Virtuosität und Drive.
Nein, es gibt keine Minute Langeweile.

Richard Bargel On Stage – Foto: Sabine Büttner

Dabei liegt die Faszination dieses Albums nicht nur darin, dass Richard Bargels suggestiver, raubeiniger Gesang ein packendes Drama für sich ist, sondern weil der Hörer/die Hörerin auch immer wieder mit ungewöhnlichen Instrumenten überrascht wird.

Wer erinnert sich zum Beispiel noch an das Mellotron M400? Dies ist eine mit Tonbändern betriebene Art Urform des Samplers und sorgt hier mit episch anmutenden Chören und Streicher-Orchestrierungen für eine ganz spezielle, besondere Note.

Oder man lässt sich mitreißen von dem einzigartigen, das Herz erwärmenden Sound alter Transistor-Orgeln aus den 60er Jahren und lauscht diversen skurillen Percussion Instrumenten.

Ja, jeder einzelne dieser zehn beseelten Songs elektrisiert sofort, denn hier verschmelzen Musik und Text zu einem wunderbar räumlichen Klangbild und werden perfekt auf den Punkt gebracht.

Dazu zieht Herr Bargel in seinen durchdachten, klugen und sensiblen Lyrics immer wieder eine schonungslose und konsequente Bilanz von all dem, was einem Mann der Blues geben kann.

Schon der Opener und Auftakt für dieses vollblütige Blues-Album, der Track „One Way Ticket“, ist eine absolute Wonne.
Hier wird sogleich mit einer herrlichen Gitarrenmelodie und drängenden Vocals eine fesselnde Dramaturgie entfaltet, die in einem wogenden Tiefblau von innen her zu schimmern scheint.

Als mein ganz persönliches Highlight dieses Albums stellt sich der Track zehn heraus, betitelt „What A Fool I Am“, der durch seine Intimität berauscht und einen unter die Haut kriechenden Schauer hinterlässt.
Hier kommen die Songzeilen
„Should have done better – Blow you out of my mind – I should have – But I was blind – Should have known better – But I`m a fool“
so ehrlich wie verletzt rüber.
Dabei tritt Herr Bargel trotz aller atmosphärisch-melancholischer Kontemplation mit ganzer Sohle auf. Kraftvoll und offen.

Mein Fazit: gefühlvoll und mit perfekt abgestimmter Instrumentierung wird gezeigt, was für eine wunderbare Sache dieser Blues doch ist. Einfach hinreißend.
….(Rosie)…

Songliste:
01. One Way Ticket
02. Risk And Chances
03. I Go Blue
04. Break The Chain
05. Heart Shine Girl
06. Grizzly Bear
07. I Will Die For You
08. What A Fool I Am
09. The Family
10. Time For Mr. Blues

Besetzung:
Richard Bargel – voc/dobro/acoustic guitars
Fabio Nettekoven – guitar/lap steel- guitar/mandolin/banjo
Geert Roelofs – drums/percussion
Jo Didderen – upright bass

Richard Bargel
Label: Clementine Music

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