(pe) „Scorched Oak – Smoking hot Stonerrock influenced by Heavyrock, Blues and Doom. The Dortmund based trio provides mesmerizing riffs, a throbbing bass and compelling drums. By combining haunting instrumental elements with Linda´s distinctive singing and Ben´s rough voice Scorched Oak´s audience awaits a blazing performance.“
So beschreibt sich das Trio aus Dortmund (Linda: Bass, Vocals / Ben: Guitar, Vocals / Freed: Drums) selbst auf seiner Bandcamp-Seite und trifft damit (wie sollte es auch anders sein) den berühmten Nagel auf den Kopf.
Nach ihrer 2018er Four-Track-EP und dem 2020er Debut-Longplayer „Withering Earth“ haben Scorched Oak längst ihren Status als Lokalmatadoren hinter sich gelassen und durch ihre fulminanten Live-Auftritte eine Fanbase weit über die Grenzen des Ruhrgebiets hinaus etabliert. Und das mit einem gesunden und gerechtfertigten Selbstbewusstsein, das sich in jeder Minute ihrer Musik niederschlägt und sicherlich auch direkt an der Tatsache erkennbar ist, dass sie ihr Debutwerk „Withering Earth“ mit einem Instrumentalkracher eröffneten, den sie gleich mal „Mountain“ tauften – ein Begriff, den viele Bands ihren zentralen Werken mitgeben (Motorpsycho, Stoned Jesus, Sleep, u.A.).
Und genau mit dieser Attitüde eröffnen Scorched Oak auch ihr neues Album „Perception“ und setzen ihre erste Single-Auskopplung und den für mich stärksten Song „Delusion“ gleich auf Platz 1 der Tracklist.
Und der Name ist hier Programm, denn nach einem auf das Kommende bestens einstimmenden molllastigen Intro, in dem nacheinander Gitarre, Tambourin, Bass und schließlich Drums den Song einleiten, kracht schließlich die komplette musikalische Kraft der Platte auf den Hörer nieder und versetzt ihn in ein „wahnhaftes“ Dystopie-Szenario am Ende der Zeit („The end of time, time, time“), in dem es Feuer von Himmel regnet. Der Wechsel zwischen Lindas eindringlichem, oft beschwörungsartigem Gesang und Bens rauer, roher Stimme untermalen das Szenario perfekt und wirken dann am stärksten, wenn sich die beiden doch so unterschiedlichen Stimmen im Overlap zusammentun.
Auffallend und symptomatisch für sämtliche Songs des Albums spielen Scorched Oak hier perfekt mit Tempowechseln, die die Spannung der Songs nicht nur aufrechterhalten, sondern diesen eine fast theatralische Dramaturgie verleihen. „Delusion“ zeigt dies in voller Intensität, wenn in Minute 6 das Tempo plötzlich nochmal voll angezogen wird. Nach den fast achteinhalb Minuten des Openers ist man froh, dass dies der erste Track des Albums ist, weil „Delusion“ den Hörer mit einem förmlich spürbaren Stimmungsmix aus Wut, Verzweiflung, Angst und Hoffnungslosigkeit entlässt und somit sichergestellt ist, dass weitere Songs folgen und man in dieser Gefühlslage nicht aus „Perception“ entlassen wird…
„Mirrors“ beginnt mit einem wunderbaren schweren Riff, das über den kompletten Song hinweg immer wieder aufgenommen wird, und auch hier zieht die Band in den letzten anderthalb Minuten das Tempo abermals mit Vollgas an und entlässt den Hörer schweißgebadet (und mit Banger-Nackenschmerzen) aus dem Song.
„Relief“ ist ein äußerst düstertextiger Rocker – die zentralen Lyrics „Let the blackness rise in your soul – keep your mind out of control – let the hatred rise up in your soul“ sagen hier alles…
Der Track wird dominiert von Bens dunkeldüsteren Vocals und bietet viel Spielraum für musikalische Abwechslung: so lässt sich im Mittelteil eine Passage mit Anklängen an Folk-Metal finden, währen sich ab Minute 3.30 ein echter Footstomper entwickelt, bis Freed nach einer kleinen Verschnaufpause mit feinster Side-Stick-Technik auf dem Rim seiner Snare und Bens final einsetzende Gitarre den Hörer-Körper zunächst in Bewegung bringen, nur um den Song mit einer krachenden Eruption in den Refrain zum Ende zu führen.
„Echoes“ zeichnet sich durch einen treibenden Rhythmus aus und wird gesanglich komplett von Linda getragen, die mit einem Mix aus Trauer und Verzweiflung von unwiederbringlichen „Echoes“ aus der Vergangenheit und der Suche nach Neuem im Hier und Jetzt singt.
Und auch hier verstehen Scorched Oak es wie schon in den Tracks zuvor in Perfektion, gegen Ende des Songs in einem rein instrumentalen Teil das Tempo zunächst komplett rauszunehmen und nach diesem Bruch zum finalen Höhepunkt wieder anzuziehen.
„Reflection“ startet langsam und bedächtig, unterlegt mit Sounds eines Windes, um nach einer Minute plötzlich mit einer brachialen Doom-Salve und Bens aggressivstem Gesang die Illusion der Einsamkeit zu durchbrechen. Inmitten der Abwechslung zwischen rhythmischen Riffparts und Doom-Einlagen singt Ben davon, in einem Traum festzustecken („Stuck in your dream“), was insbesondere in den letzten zwei Minuten durch ein klassisches, sich repetitiv wiederholendes Stoner-Riff auch auf musikalischer Ebene eindrücklich transportiert wird
Der 8-Minüter „Oracle“ schließt das Album schließlich wiederum sehr facettenreich ab: nach einem langsamen, fast anschmiegenden Beginn reißt „Oracle“ den Hörer nach einer knappen Minute aus seiner Traumwelt brachial heraus und beschwört mit Lindas flehender Stimme, die hier gar orientalische Anklänge offenbart, erneut Kopfszenarien einer finsteren Dystopie herauf.
Auch „Oracle“ wartet mit einer Zäsur der Ruhe im Mittelpart auf, und als der Song fast komplett zum Erliegen kommt, leiten zuerst Freds Drumming, gefolgt von Lindas Basslines und finalisiert von Bens Gitarre, der auch die letzten Töne dieses Albums gehören, das Ende von „Perception“ ein.
Nach „Withering Earth“ bleiben Scorched Oak ihrer musikalischen Linie treu und präsentieren mit „Perception“ einen würdigen Nachfolger voller klanglicher Leckerbissen der düsteren Sorte. Und als die Nadel schlussendlich aus der letzten Rille abhebt, steht die Vorfreude im Raum, die neuen Songs mit all ihrer rauen Intensität hoffentlich bald live von der Bühne um, in und durch die Ohren gehauen zu bekommen, frühestens zur Release-Show am 23.03.2024 beim Black Witch Vol.3 im Dietrich-Keuning-Haus in Dortmund zusammen mit Van Groover und den Bongbongbeerwizards. (pe)
Releasedate für „Perception“ ist der 22.03.2024, der Presale startet im Februar 2024.
Weblinks:
https://scorchedoak.bandcamp.com/
https://www.instagram.com/scorched_oak
https://www.facebook.com/ScorchedOak
https://www.youtube.com/channel/UCy47GsnkZqEoObUCkoc6-yg
Mehr zu Scorched Oak im Rockblognewsspot:
https://rockblogbluesspot.com/2020/09/22/scorched-oak-withering-earth/
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