Folk-Psych-Pop Projekt aus Berlin
(ro) Schon auf dem Cover zeigen uns „Wildwood Morning“, ein italienisch-deutsches Folk-Psych-Pop Projekt, bestehend aus Henning Wienecke und Laura Lazzarin, wohin auf ihrem neuen Album, betitelt “Hurt No Living Thing”, die musikalische Reise geht.
In hippiesker Kleidung, mit einer in kaleidoskopartigen Strukturen bemalten Gitarre, wehenden langen Haaren und unter einem die Blicke auf sich ziehenden organischen Bandlogo in Pink-Zinnober, stehen die Beiden in einer offensichtlich heißen, einsamen Lavalandschaft, die ich nach Lanzarote verorte.
Diese Situation assoziiert ganz fabelhaft die kontrastreiche Verwendung von psychedelischen, flexiblen Songstrukturen, angereichert mit Kraut,- Folk- und Prog-Elementen, welche uns hier zu Gehör gebracht werden.
Acht aufhorchen lassende Songs der besonderen Art werden hier präsentiert, deren Soundteppich von Herrn Wienecke und Frau Lazzarin, sowie den sie begleitenden Musikern/Musikerinnen überzeugend ausgebreitet wird.
Zwischen düsteren Folk-Balladen, emotionalen garagigen Ausbrüchen und der Verbundenheit zum Siebziger-Americana-Sound greifen „Wildwood Morning“ immer wieder nach neuen musikalischen Ideen, die zugleich zeitlos und poppig sind und trotzdem so versponnen und vertrackt, dass sie in keine der üblichen Schubladen passen.
Jedes einzelne Stück ist ein überraschender Hörgenuss und viel zu schön, um zwischen Staubsauger, Chipstüte oder dem Schwatz mit der Nachbarin gehört zu werden.
Denn hier werden Geschichten erzählt, die weit über die Musik hinausgehen und die die Grenzen von Folk, Pop und Psych-Rock sprengen.

Da wäre zum Beispiel „Momento Perfetto“ , ein hypnotischer Ohrenschmaus mit einem intimen, klassisch psychedelischen Fokus, der sich direkt beim ersten Hören in meinem Gehörgang festhakt.
Ein einzigartiges Flair eröffnet sich, wie beiläufig erzeugt von der flirrenden Melodieführung einer E-Violine, vorgetragen von So Kumneth Sim, einer energischen, fast schon dramatischen Slide- und Fuzz-Gitarrenarbeit, mit der Keerti aufwartet, und den lauernden, unwiderstehlichen Drums von Elias Engler, die alles auf den Punkt bringen.
Dazu verleiht Laura Lazzarins unaufgeregter, prosaischer Gesang eine betörende Entrücktheit und Nahbarkeit, die gleichzeitig retro und modern ist.
Ohja, genau das ist sie, die rotweingeschwängerte, leise Melancholie, die ab und zu jeden überfällt, der in Erinnerungen an perfekte Momente versinkt, bei denen man erst im Nachhinein erkennt, dass sie perfekt waren.
„Musa ispirazione respiro aspetto
Un attimo e realizzo il momento perfetto“
Zusätzlich bin ich sehr angetan von der Tatsache, dass „Wildwood Morning“ ihre neue Veröffentlichung auf Vinyl anbieten, denn ich denke, in einer Welt, die von digitalen Streams dominiert wird, ist das Vinyl-Album ein Statement.
Es sagt: “Nimm dir Zeit. Setz dich hin. Widme dich der Musik.”
Es ist ein bewusster Akt der Entschleunigung, der uns daran erinnert, dass Musik mehr ist als nur Hintergrundrauschen.
Keine Frage, dieses Album hinterlässt mit Sicherheit nicht nur bei mir einen bleibenden Eindruck.
Jeder einzelne Song klingt und zeigt sich durch das Produktionstalent des Henning Wienecke anders und besonders.
Dazu kommt als letzter Schliff noch die großartige Arbeit der Krautrock-Legende EROC, ehemals „GROBSCHNITT“, der auf seiner Mastering-Ranch in Breckerfeld dafür sorgt, dass jeder Track für einen lauten Nachklang in den Ohren und im Herzen sorgt.
…(..Rosie..)
Songliste:
1. The Mood I’m In
2. Momento Perfetto
3. Into the Woods
4. Shut Out
5. On a Windy Day
6. The Lady
7. Who Has Seen the Wind
8. Hurt No Living Thing
Fotos: von der Facebookseite „Wildwood Morning“
Artwork & Layout: Kiryk Drewinski
„Hurt No Living Thing“ wurde unter dem Independent-Label Dynamite Platten (Berlin/Dresden) veröffentlicht und kann dort bestellt werden:
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