(vo) Früh losgefahren in Wuppertal, denn ich wollte, was ich dann auch tat, ab Hessisch-Lichtenau über die Dörfer und kleinere Städte Thüringens, die wesentlich besser aussahen als das Wahlergebnis vom 01.09.24, mein erstes Ziel erreichen: die Pension Paffrath in Kleinbrembach. Eine wunderbar ausgestattete Oase der Gemütlichkeit und exzellentem Service, sehr zu empfehlen. Wenn’s passt mit dem Termin Saalepartie 2025 werde ich dort sehr gerne wieder mein Gepäck ausladen und mich für zwei Tage einrichten. Zur Saalepartie: Das Gelände in diesem Jahr wurde zu 2022 und 2023 um einige Pretiosen erweitert und umgebaut…..
Die größere Bühne und die an anderer, auch günstigerer Stelle aufgebaut, und ein Pizzastand mit Pizza aus dem Steinofen! (ich hab Pizza probiert, unglaublich für mich, danke Kathi!) Schmuck, Merch, gelbes Bier, rote Limo, grüne Limo, durchsichtiger Schnaps, Crêpes, Waffeln, sehr gute Umbaupausen- und Aftershowmusik, viele Sitzgelegenheiten, Wasserspültoiletten, Duschwagen und natürlich, ein Festival in Thüringen ohne sie nicht vorstellbar, Thüringer Rostbratwürste mit Born Senf. Und sehr leckere Pommes mit einer Mayo, die geschmacklich nicht einem kulinarischem Mordversuch entsprach. Und auch wichtig: immer genug Zeit zwischen den Bands um das Gehörte und Gesehene sacken zu lassen, sich zu unterhalten, in Essen und Merch stöbern. Sound und Licht: als Photograph war ich zufrieden, als Hörer und Seher auch. Und wie ihr lest eine großartige, komplette Rundumversorgung. 

Und etliche Bekannte und Freunde waren feinerweise auch vor Ort: herrlich.
Hauptsache Musik: aus vielen Genres wurde beim Booking (danke Christian) geschöpft um uns ein faszinierendes Ereignis zu kredenzen und wahrlich, ich sage euch: es ward allerlei Licht und keinerlei Schatten im Line-up, meiner bescheidenen Meinung nach.
Die Beginner: Midge’s Pocket aus dem tiefsten Bayernland, host mi. Ihre Mischung aus Americana, Folk, sanfteren, spielfreudigem, schön fließendem Southern Rock ala Allmänner gefiel mir sehr gut und auch Anklänge an CCR versanken nicht im Green River, sodass ich als CCR Fan seit 1969, der Green River Veröffentlichung, mit einem Lächeln vor der Bühne stand und mich an diesem Sound erfreute: da lachte das 68jährige Herz des Verfassers. Und auch der teilweise dreistimmige Gesang beeindruckte mich ungemein, ein wunderbarer Auftakt der dritten Saalepartie in anderem Musikgewand im Weidenpalast.

Mit Mandala aus Luckenwalde ging es um 18:15 Uhr weiter, eine mir unbekannte Band. Fand ich sowieso gut das aus dem Lineup die Hälfte der Bands für mich böhmische Dörfer darstellten. Und was machten die so für Musik, die Mandalas? Im weitesten Sinne meist tiefergelegten Rock, sehr rhythmisch, aber auch psychedelische Anklänge finden Anklang bei ihnen. Englisch und deutsch werden die Texte vorgetragen, manchmal hatte ich so Rotor mit Gesang im Radar beim zuhören. Die alten und jüngeren Gelenke in der Zuhörerschaft fanden das vorgetragene Liedgut gut, ich auch, danke Jungs!

Die nächsten Besucher der Bühne kamen aus den Niederlanden – mein alter Kumpel Jerome ist ihr Booker, Merchverkäufer, Bierwegtrinker, Equipmentmitschlepper, kurzum das Mädchen für fast alles. Splinter heißt das Quartett das ich in den letzten Jahren etliche Male erleben konnte und sie machen einfach Spaß mit ihrem tanzbaren Rock, was vor allen Dingen an Tanzlehrer Douwe, dem Mikrophonjongleur, liegt: er ist nicht nur Weltmeister des Hüftschwungs sondern Entertainer, Publikumsanfeuerer, Conferencier. Und eine nicht so alltägliche Darbietung sind die Schweineorgelleien von Gertjan mit einer tonnenschweren Hammond Orgel: da sollten beim Transport auf die Bühne schon vier Leute kräftig anpacken. Gitarrero Sander und Schlagwerkzeug Barry vervollständigen die Tanzparty, die wie schon angedeutet, mächtig Spaß in alle vor der Bühne vorhandenen Backen brachte.

So, nach diesem Rockspektakel galt es den Magen zu füllen mit einer Thüringer Bratwurst und natürlich Born Senf dazu, das musste, denn ab 20:45 Uhr stand das nächste Spektakel in den Startlöchern: die drei Mütter aller Maschinen, C., C. und C., um uns und besonders unsere Nackenmuskulatur abzuschießen: Mother Engine ist der Name der Vogtländer Combo, der jedem Rock Fan aus unserer Szene die Tränen der Begeisterung in die Augen treibt. Orthopäden zücken nach der Behandlung durch die Jungs den Rezeptblock und Physiotherapiepraxen bekommen starken Zulauf. Instrumentale Power, die ich mit Rotor und früher Omega Massif (da etwas langsamer) auf eine Höhe stelle, das Dreigestirn des Knochendurchschüttelns, für mich sind diese Bands in ihrer filigranen Brachialität unerreicht, Punkt! Vier Brecher in einer satten Stunde, darunter Biosprit und Weihe/Leerlauf. Hilfe, war mir danach schwindelig, und ich umarmte deshalb für den festen Halt erstmal eine Pappel…..

Anschließend, nachdem mein Gleichgewicht wieder ausgeglichen war, das musikalische Kontrastprogramm mit delving, einem Projekt von Multiinstrumentalist und Tausendsassa Nick DiSalvo, von dem ich in weiser Voraussicht sein neuestes Werk „All Paths Diverge“ in einem neuen Gewand, sprich farbigem Vinyl in Orange/White Sunburst vor dem Auftritt erwarb, mit Sticker und Aufnäher. Er und seine drei Livemusiker lieferten uns ein Meisterwerk in Sachen Prog, Psychedelic und Space das unsere Kopfkinos auf Panorama und/oder Cinemascope umschaltete: was für eine Reise, was für Stoffe…..


Cairo Jag danach schaffte ich einfach nicht mehr, ich war überfüllt mit musikalischen und visuellen Eindrücken und auch im konditionellen Keller, sorry Jungs.
Samstag: nach einer Nacht ohne viel Schlaf brach ich nach dem Frühstück auf um einige Lebensbejahende Stoffe des heimischen Fleischerhandwerks in Form von Rostbratwürsten, dazu natürlich Born Senf und der Getränkehersteller zu erwerben. Danach gegen frühen Nachmittag zum neben dem Festivalgelände liegenden Campingplatz, wo eine liebe Freundin zu Kaltgetränken einlud.
Um 16 Uhr begann der zweite Tag der Partie mit Leipziger Allerlei in Sachen Heavy Rock und Doomwalzen: War aus der Messestadt luden ein zum Restalkohol aus dem Kopf schütteln. Der erste Song war jedenfalls ein großartiges Brett dem weitere heftig einschlagende Knüppel auf unsere Schädel folgten. Stimmlage oft sehr „angry“, aber „clean“, beim zweistimmigen Gesang ging es aber auch mal Harmoniesüchtig zu bevor die Stimmbänder wieder in den Wutmodus schalteten. Jedenfalls waren alle Anwesenden nach diesem Batzen harten Stoffs auf Betriebstemperatur, gut so!

Sheev aus Berlin waren die zweite Unbekannte für mich an diesem lauschigen, frühen Abend, und was machten die so für Musik? Da war Prog, Stoner, Metal und harter Rock in einer vorzüglichen Mischung angesagt den die vier Männer aus verschiedenen Kulturen uns kredenzten. Da ich eben nichts von ihnen kannte gehe ich davon aus daß sie uns durch ihr Album „Mind Conductor“ führten und was sie uns vorführten war beeindruckend: großartiger Gesang, feine Gitarrenzusammenarbeit, fundamentale Unterfütterung der Songs, kurzum: prächtig!

Ritual Blues nennt die nächste Band ihre Musik und so veranstaltete das Trio eben ihre Rituale, mit güldenem Gesichtsgewand bis zur Nase. Gitarrist Basile war beim Festival kein Unbekannter denn er war mit seiner zweiten Band „The Necromancers“ im letzten Jahr hier zu Gast. Bassistin Edwige wirbelte über die Bühne während Schlagzeuger Benjamin die Rituale nach vorne peitschte. Ihr Song „The Devil“ hatte doch etliches von einem Fieldholler im Intro bevor er mit hartem Bluesrock auf die Gerade bog. Die drei machten mächtig Spaß mit ihren Ritualen, Basile und Edwige waren, wenn sie nicht gerade die Mikros absägten, ständig im Bewegungsmodus. „Cinnamon Creek“ erfreute des Verfassers Herz besonders: ein herrlicher Slowblues mit feiner Stimmlage, denn gut singen kann Basile auch.

Zehn, Neun, Acht……bis zum Nullpunkt zählte Einseinseins runter und dann ging das dreiköpfige Kraftwerk ab: 
Alex – der muß doch irgendwann mal den Kopf verlieren – Gitarre und Tasten, Johannes der Dreschflegel und Niels – Bass und Tasten und Vocoder, schickten uns in elektronische Klanglandschaften und erinnern natürlich an die Pioniere dieser Musik, die zumeist in Düsseldorf ihren Ursprung hatte. Sie Kraftwerkten uns mit Graf Zahl zum Schwanensee, aber ohne Balletttänzerinnen, fuhren uns mit der Tram zur Plastikliebe und dann fing auch irgendwann die Gasetagenheizung an zu wirken, bei den derzeitigen Gaspreisen ist das ja kein Problem mehr. Kann man das, was das Trio da veranstaltet, auch Elektroschockmusik nennen? Jedenfalls bekamen wir reichlich Rhythmus wo man mitmuss……

Coogans Bluff, gefühlt schon ewig dabei – ich hab sie 2011 das erste Mal erlebt und Magic Bubbles war damals meine erste LP Erwerbung von ihnen – stellten uns ein buntes Potpourri ihrer Karriere zusammen. Die Playliste enthielt 10 Songs wobei mir die Eröffnung mit der Tanznummer Balada sehr gut gefiel, da zuckten die Tanzbeine vor der Bühne. Funk ist ja ein guter Bestandteil ihrer Kompositionen, die ja auch durch die damalige Hinzufügung von Sax und Trompete so richtig Schmackes erfuhr und sie zumindest in unseren Breiten als Alleinstellungsmerkmal fungierte. Ihr Übersong für mich, Beefheart, folgte an dritter Stelle und ich dachte dabei auch an das sehr gelungene Video des Songs, der mächtig funkt und soult, herrlicher Stoff zum tanzen und einfach ein Übersong der auf keinem Tanzsaalball fehlen sollte. Ich war, zum meine ich vierten Mal, begeistert von den Jungs die ich mir am 14.11. in Altbierstadt wieder ansehen möchte.

Zum Abschluß der dritten Saalepartie in dieser Musikform gaben uns die Warschauer Psychedeliker Weedpecker Einblicke in ihre Musikwelt. Ich konnte sie 2017 beim Lake On Fire in Waldhausen das erste Mal erleben und war heute abend genauso angetan wie damals: ihre oft ziemlich ruhige Vortragsweise, die mich in manchen Songs an die dänischen Papir erinnert, verführt manche Hörer in die Annahme das wäre ein bißchen zu ruhig…..aber wenn sie dann mal die Stonerkellen schwingen ist alles in Butter. Für mich ein würdiger Schlußpunkt der Saalepartie, die nicht nur mich überzeugte, ich komme 2025, wenn es passt, sehr gerne wieder zu Besuch.

Ich bedanke mich bei Allen, die zum Gelingen des Festes beitrugen: DANKE! Ewas hervorheben möchte ich Festivalvorstand Raik, ohne den es das Fest in der Form nicht geben würde, DANKE!…(volker)
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