Dänemark, Land der unerkannten Möglichkeiten. Da musiziert eine Band namens „The Blues Overdrive“ elf (!) Jahre lang, schreibt Songs, gibt Konzerte, gewinnt die Blues-Competition und erst nach besagten elf (!) Jahren erscheint das Debüt Album der Herren Martin Olsen (vocals, guitar), Andreas Anderson (guitar), Thomas Birck (bass) und Lars Heiberg (drums). Und dieses Album hat wahrlich einige ganz besondere Pfeile im Köcher.
„The Blues Overdrive“ ist ein handwerklich bis ins Detail hochwertiges, sehr schön gediegenes, nie überproduziertes oder effekthaschendes Album, das eine unaufdringliche, mit Einfühlungsvermögen agierende Stimme präsentiert, melodische Geschichten erzählt und auch textlich nie dahinsiecht.
Hier ist der Blues beileibe nicht nur ein alter Herr, er ist auch nicht „postmodern“ oder „cool“, sondern flirtet immer wieder mal ein wenig in diese oder jene Richtung. Ohne virtuosen Schnickschnack grooved er durch die elf Tracks, mal mit Tempo, mal funkig oder schleifend. Zehn dieser Songs sind selbst geschrieben, eines, nämlich „Got Myself A Woman“ ist ein bislang noch unveröffentlichtes Stück von J.J. Cale.
Auf diesem Album geht es nicht immer so druckvoll zu wie im Opener „Death On The Highway“, der stellenweise geradezu über den heißen Asphalt zu tanzen scheint. Viele der Songs sind eher zurückgelehnt, atmen und entfalten den reinen Blues, der, obwohl frisch und elektrisch, gerne auch in die traditionelle Richtung schaut. Die wunderbar lebhaften, relaxten Gitarren spielen dabei im Duett mit dem ungeschniegelten Gesang des Martin Olsen, dessen introspektive Einblicke immer auch Erkenntnisse jenseits des Blablas des Offensichtlichen sind. Denn letztlich thematisieren „The Blues Overdrive“ gewollte wie ungewollte Abschiede, sowie Wege, die in den Abgrund, in den Himmel oder ins Niemandsland führen. Die Lieder definieren ein in der Seele bewahrtes Gefühl von Heimat ebenso, wie sie auch in die Ferne vagabundieren und nach Neuem streben.
Mit „Mr. 16 Tons“ setzt die Band dem leider auch schon verstorbenen dänischen Blueser Peter Thorup ein Denkmal, der zu der Zeit, als der Blues bei weitem noch nicht so populär war wie heute, ein Mitstreiter des unvergessenen Alexis Korner war. Hervorzuheben ist auch der Song „Big Fat Woman“, der von Thomas Foldberg mit einer herrlichen Harp begleitet wird. Ja, und was ist jetzt mein persönlicher Favorit auf diesem Album? Nun, das ist gar nicht so einfach festzustellen. Ich denke mal, das ist dann doch das hypnotische „Ball & Chain“, in dem mir mit einem wunderbaren Solo voller Feeling und Authentizität wieder einmal gezeigt wird, dass es nicht umsonst heißt: Weniger ist Mehr. …(..Rosie..)
Trackliste: 01 – Death On The Highway // 02 – Out In The Country // 03 – I Was Wrong // 04 – Ball & Chain // 05 – Mr. 16 Tons (Blues For Thorup) // 06 – Too Blind To See // 07 – I Need Your Lovin‘ // 08 – Got Myself A Woman // 09 – Big Fat Woman // 10 – Done Tryin‘ // 11 – Feelin‘ Kind Of Blue
Der Link zur Bandseite: http://www.bluesoverdrive.dk/
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