(vo) Ein Besuch in „dem“ Blueswohnzimmer für mich in den Niederlanden war schon lange überfällig und vergangenen Samstagabend war es mal wieder soweit und auch so nah (ca. 80 km) und der Anlass konnte nicht besser sein: Die Kilborn Alley Blues Band aus Illinois gab uns die Ehre und spielte im „Cafe de Weegbrug“ in Roermond auf. Die Band bedankte sich für die Auftrittsmöglichkeit und die Gastfreundschaft besonders bei Truus Jansen, der Besitzerin meines Blueswohnzimmers, und natürlich bei uns, und das auf eine Weise, die begeisterte.
Chris Breen, Bass, Andrew Duncanson, Gesang und Rhythmusgitarre, Ed O`Hara am Schlagzeug und Josh Stimmel an der Leadgitarre spielten Chicago Blues auf ihre ganz spezielle Art und Weise, Großstadtblues traf auf souligen Blues mit eingewandertem Muddy Water Southernfeeling. Eine Reise durch den Loop und die West- und Southside von Chicago, die Herren Bell, Guy und Rush würden es ganz gewiss genießen.
Eine perfekte Mischung, wo du mit musst. Meine Nackenmuskulatur „feelte“ während der gesamten Audienz des Vierers gewaltig mit, die Jungs drehten mir die Fassung aus der Birne.
Um 22 Uhr gab es den Auftakt zu einem „Feierabend“, im wahrsten Sinne des Wortes, in den Niederlanden ist das Bluespublikum feierlauniger als in deutschen Landen.
„Wandering“, einen treibenden Chicago Blues, starteten Andrew, Chris und Josh und Ed arbeitete im wahrsten Sinne des Wortes (schon wieder) seine Saitenfraktion mit vollem Punch, Druck und Energie nach vorne.
Und im weiteren Verlauf des Konzerts bestätigte sich wie auf ihren bisher fünf erschienenen Alben die Klasse, die Wärme, das Gefühl und der vollendet raue Soul in der Stimme von Andrew Duncanson, der grundsolide Fundamentalismus von Chris an den vier Saiten und die Gitarre von Josh: Plektronfreie Zone, großartiges Finger- und Fingerspitzengefühl, die dollsten Soli mit Leichtigkeit und großem Spaß in den Backen.
Und übrigens und voller Respekt: Die Jungs sehen optisch aus wie `ne Stoner Rock Band mit Familienoberhaupt und haben den Blues in allen Poren.
„Good Advice“ und „The Weight On You“ hören sich wie klassischer Motown Soulblues an und besonders hier weckt der Gesang von Andrew Erinnerungen an eine große Stimme dieses Genres, Sam Cooke.
Sie mischten ihren eigenen Stoff auch mit Klassikern, der Muddy Waters Song „Blow Wind Blow“ gerät zur Fahrt durch die Southside von Chicago, auch Windy City genannt. Der Name erinnert an die windigen Geschäfte bei den Fleischbörsianern, wie mir 1996 bei einem Besuch der Stadt am Lake Michigan ein Einheimischer erzählte.
In der Pause gab es einige Gelegenheiten, in der rauchgeschwängerten Atmosphäre des Cafes mit Freunden aus der Roermonder und Venloer Gegend (Hilden grüßt Helden) über den heute Abend gehörten Blues zu philosophieren und natürlich eine CD der Band zu kaufen.
Nach der Pause knallten sie mir auch noch zwei meiner KABB Lieblingssong unters Kinn, „Watch It“ (guckt euch das Stück mal bei hier bei Youtube an und bewundert die stramme Leistung der Band) und „Redneck In A Soul Band“, das auch ohne Harp (auf CD) gut funktioniert.
Einen Gastauftritt bei drei Stücken gab es noch durch den farbigen Sänger Abraham Johnson, dessen Stimme auch diesen gewissen Soul ausstrahlte.
Mit „Tear Chicago Down“ beendete die Band ihr Konzert, das durchweg stürmisch bejubelt wurde.
Wieder mal ein großartiger Bluesabend an der Grenze zwischen Deutschland und den Niederlanden, der Grenzgänger aus Hilden fuhr beschwingt durch die Nacht in die Heimat….(Volker)
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