(co) Woher könnte eine Siebziger Hard Rock Retro-Band wohl stammen? Na klar, Schweden. Die skandinavische Musikszene speit derzeit quasi Bands aus dem fuzzigen Genre aus wie ein Muttervogel, der seine Jungen füttert. Die Gründe The Brimstone Days zu schlucken, sind einfach. Die Band hat Charakter und Eigenständigkeit, was sich vor Allem in ihren wesentlich (vergleicht man mit der Konkurrenz) positiveren Songs niederschlägt. Zwar gibt es Titel wie „Nightmare Is Here“, aber dominierend sind da doch „We Come in Peace“, „Hold Me“ oder „The Healer“.
Musikalisch verhält sich die Platte gediegen rockig und betont klassisch. Die Fuzz-Sounds sind markant und durchsetzungsstark. Der Bass groovt und pushed an den richtigen Stellen, wie man das so kennt und erwartet. Die Stimme setzt sich dem Gemisch gut und sauber auf – wunderbar ist dabei auch die Verständlichkeit. Und dann und wann kriegt der Blues einen Fuß in die Tür, was „The Healer“ nicht nur gut steht, sondern viel mehr für Ausgewogenheit und Abwechslung sorgt.
„We Come In Peace“ als zweiter Track nach dem trampelnden Start mit „Black And Blue“ wirkt fast wie das Motto der Band. The Brimstone Days sind bestimmt nicht zahnlos und harmlos, aber ihr positiver Touch durchzieht das ganze Album und steckt an. Der Groove sitzt hier und macht Laune auf Sonne und gute Zeiten. Dass die Songs allesamt etwas vorhersehbar sind, stört nicht, wenn man einfach mal in Frieden mitgehen will. „The Healer“ liefert immer wieder Ohrwurmmomente, die durch die einprägsame Textzeilen und die groovigen Riffs Ausdruck finden. Insbesondere das bluesige „Bag Of Bones“ ist so einschmeichelnd, dass man den Titel einfach stumm mitsingen muss. Aber auch „Nightmare Is Here“ und andere Songs sind schon fast verpflichtend!
„Hold Me“ ist auch so ein Kandidat – und besticht dabei noch durch das gewisse Mehr an Tempo, was der Band sicherlich auch gut steht, aber nur so stark wirkt, weil sie nicht ausschließlich in voller Tanzgeschwindigkeit arbeiten. Harmonisch und schmeichelnd können The Brimstone Days aber auch, was sie im Song „I Won’t Let You Go“ ordentlich demonstrieren. Und dabei werden die Schweden nur ein wenig schnulzig… Na gut, etwas mehr. Aber das gehört doch auch irgendwie zum Hard Rock und schließlich reißen The Brimstone Days mit dem letzten Song der Platte, „Stubborn“, das Ruder noch rum und steuern zuletzt wieder in rauere Gewässer.
Richtig guter, altbackener Hard Rock ist offensichtlich nicht nur auf die ursprüngliche Entstehungszeit beschränkt. „The Healer“ klingt wie ein Original und fühlt sich trotzdem frisch an – gerade, da die Songs bejahender und positiver daherkommen, als man es von der Szene aus den letzten Jahren kennt. Musikalisch vorhersagbar und Klischee? Ja, auch – aber nur soviel, dass man es beschmunzelt. The Brimstone Days spenden der Allgemeinheit damit ein Album, das sich sowohl in Sammlungen als auch im Alltag bewähren wird….(Colin)
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