(to) Dieser sympathisch glühende Sonnendreier hat es mir einfach angetan. Sie haben sich mit Ihrer Art von Soundwelten, der Umsetzung Ihrer musikalischen Kreativität und dem ganz speziellen Flair in Ihren Kompositionen einfach in sowie durch meine Gehörgänge und Hirnwindungen gefräßt. Seit dem verdammt starken ‘The Sundering‘ von 2008, dem fantastischen ‘Glowsun – Electric Moon‘ Split – 2011 und vor Allem der Megascheibe ‘Eternal Season‘ von 2012, pulsiert dieser infizierende Sound unverändert lecker durch meine akustischen Adern.
Dazu noch ein kleines persönliches Vorwort. Ein jeweiliger kreativer Output, ob Kunst oder Musik, manifestiert sich über einen langen und schweißtreibenden Schaffensprozess. In einer gewissen Form entwickeln sich daraus erstaunliche und noch nicht existierende und plastische Strukturen. In dieser langen Kette an Ideen, Entwürfen, Gedankenspielen und Gestaltungsprozessen ist dann die finale Komposition das schöpferische und persönlich höchste Gut jedes einzelnen Protagonisten oder Bandgefüges.
Die wahre kunstvolle Schöpfung besteht also darin, etwas komplett neues oder eigenständiges quasi aus dem Nichts heraus zu kreieren. Sprich: Die Ideen, Kreationen sowie die unterschiedliche Vielfalt jeder Veröffentlichung sind somit schon präsent, tragen das klanghafte Ergebnis sowie Erlebnis in sich und wurde Eigens für uns begeisterungswillige Zuhörerschaft erdacht und erschaffen. Also bin und bleibe ich hier in diesem Sinne nur derjenige, der mit seinen begrenzten Möglichkeiten versucht, eine textliche Brücke zu schlagen, um mit all dem bereits vorhandenen Potenzial Eure persönliche Neugier anzuregen.
Anfangs war ich selbst etwas skeptisch, ob man das ‘Eternal Season‘ Wahnsinnsteil überhaupt noch in irgend einer Form steigern kann. Deshalb wurden die Erwartungsbälle mal etwas flach gehalten und ich wollte mich relativ unvoreingenommen an dieses neue Werk heran lauschen.
Leider geht das bei dieser Band einfach nicht! Schon mit dem Opener ‘Arrow of Time‘, der sich Anfangs tickend und herzschlagartig sowie geheimnisvoll anschleicht, geht es schnurgerade auf besagter Zeitachse ins Glowsun Sounduniversum.
Was für eine geile Wand aus Gitarrenzeitlosigkeit dort gleich jenseitig durch meine Ohren rauscht ist einfach großartig!
Verdammt, diese Band kann es irgendwie einfach und hat den besagten Dreh für meine Sinne raus!
Johan Jaccob, der natürlich auch dieses Mal wieder für das fantastische Coverartwork verantwortlich zeichnet, führt die Wah-Wahs und fuzzeligen Gitarrenparts genau so gekonnt und filigran, wie er seine kunstvollen Motive, mit diesem fein geschwungenen Pinselstrich, zu Papier bringt.
Seine beiden Bandkollegen stehen Ihm aber in nichts nach. Ronan Chiron kommt mit einem mächtigen und immer präsenten Bass daher und Drummer Fabrice Cornile haut einem taktvoll die abwechslungsreichen Drumparts in die Ohren. Es passt einfach alles zusammen, ist kompakt, trocken, schwer, ausufernd, lieblich und natürlich melodiös überspannend sowie mit unwahrscheinlichem Wiedererkennungswert.
Das zweite und ebenfalls über neunminütige ‘Last Watchmaker’s Grave‘ surrt ebenso mit diversen geheimnisvollen und geisterhaften Introklängen ein. Höchste Spannung wird erzeugt. Bis sich fast schon famos doomige Gitarrennuancen durch das Grab des scheinbar umhergeisternden Uhrmachers entladen. Irgendwie liegt dabei ständig eine psychedelisch und schmackhaft angehauchte Sabbath Huldigung in der Gruft. Aber es bleibt zu jeder Zeit, immer und überall, Glowsun, die hier den Takt und die Soundkoordinaten angeben.
Als nächsten Ausflug in die glühende Sonnenwelt erwartet uns die erste aktuelle Videoadaption von ‘Behind the Moon‘. Dieser Song strotzt nur so von leckeren Gitarrensequenzen und darüber abhebende Melodiebögen, die sich schwerelos und grazil direkt um den ganzen Mond herumschlängeln. Besonders der finale Part hat wahrhaft überlunares Feeling, das es mir hier regelrecht die Atemluft aus dem imaginären Raumanzug treibt.
Danach kommt ‘Flower of Mist‘ mit gemächlichen Drum- und Basslines angestapft. In diesem anfänglichem Dunstschleier wird unnachgiebig ein trocken schwerer Klangblumenteppich gezündet. Ein auf und ab treibt durch das Stück, ein Wechselbad und anheimelnder Rausch, im allgemeinen Sog der mitreißenden und unvergleichlichen Glowsun-Art, flutet mir die Gehörgänge. Fast schon halb in Trance gespielt, geht nun mein persönlicher Megakracher ‘Shadow of Dreams‘ an den Start. Was da für eine Wahnsinnsnummer über mich hinweg rollt, treibt mir regelrecht die Schatten aus meinen Träumen. Ein irrsinniges Brett, ja ein Monstersong. Brachial, punktgenau treibend sowie tief und satt. Nur um dann mittendrin abrupt in einer filigranen fast schon lieblichen Sequenz zu gipfeln. Was für eine Killernummer. Da krieg ich mich hier ja nun gar nicht mehr ein! Genau deshalb liebe ich diese Band, die mir mit solchen trockenen Riffs, fliegenden Breaks und gefühlvollen Stimmungswechseln diesen speziellen Kick-Momente verschafft. Absolut Großartig!
Nach diesem Monsterteil aber mal einen Gang aus der Qualitätspalette rausnehmen oder runterschalten geht bei den Sonnenglutjungs scheinbar nicht. Mit ‘Against the Clock‘ , dem zweiten offiziellen Video von Napalm Records, kommen auf dieser musikalisch verglühenden Zeitreise zum ersten Mal Gesangsparts zum reizvollen Einsatz. Nichtsdestotrotz sind es immer nur bedacht eingestreute vokalartige Momente. Die keinen Zweifel daran lassen, das hier das instrumentale Songwriting höchste und schöpferische Priorität besitzt.
Für mich etwas wehmütig, läuft die allgemeine akustische Uhr nun langsam aber sicher mit dem letzten Titel ‘Endless Caravan‘ ab. Die akustische Karawane zieht davon und entschwindet mit jeder tickenden Sekunde sowie nach der letzten Note in die lautlose Leere.
Geil! Das hat wahrhaftig gesessen! Dieses kompakte Schallerlebnis sollte man im Diesseits der eigenen Soundzeitmauer nun erst mal auf sich wirken lassen.
Die sympathischen Jungs aus Lille haben es letztlich wieder geschafft, ein Album einzuspielen, das nur so mit qualitativ hochwertigen und atmosphärisch rockenden Kompositionen gespickt ist. Erneut und ein weiteres Mal werden mir mit dieser Scheibe jede Menge klanghafte Kreationen aus dem Hause ‘Jaccob/Chiron/Cornile‘ um und in die Lauscher geblasen, das es eine wahre Freude ist. In diese sonnenglühende Klangwolke werde ich mich bestimmt noch sehr oft, sehr gern und verdammt willig hineintreiben lassen. Somit wird bei mir besagtes Vinyl nun erst recht auf dem Plattenteller wandern, da gibt es keine skeptische Frage mehr. Bestellt ist das glühende neonorange Sonnenteil auf jeden Fall. Ebenfalls hoffe ich, das ich hier mit meiner Schreiberei den ein- und anderen unter Euch zum reinlauschen beflügeln kann. Damit Ihr dieser erstklassigen Band Eure werte Aufmerksamkeit schenkt.
Um in diesem Sinne noch mal eindringlich an mein persönliches Vorwort zurückzuerinnern, möchte ich zum Schluss ein paar herzliche Worte von Volker heranziehen: “Liebe Freunde, die fantastischen Klänge sind schon da. Es kann jetzt im Endeffekt nur noch von Euch selbst entdeckt und ebenso erhört werden. Ich wünsche jedem auf seiner persönlichen Klangreise durch das gesamte akustische Glowsun-Universum viel Spass!“…..(Tom)
Beyound the Wall of Time erscheint via Napalm Record am 26.06. 2015 auf farbigem (Gold & Blue) und schwarzem 180g Gatefold Vinyl sowie im Digipack.
Ebenso gibt es bei Kozmik Artifactz ein streng limitiertes neon orange 100 Stück 180g Gatefold Vinyl ‘exclusive Kozmik Mailorder Edition‘ zu erwerben.
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Beyound the Wall of Time
1. Arrow of Time 9:10
2. Last Watchmaker’s Grave 9:12
3. Behind the Moon 6:55
4. Flower of Mist 7:05
5. Shadow of Dreams 6:20
6. Against the Clock 5:22
7. Endless Caravan 2:46
Glowsun: aus Lille, France – Johan Jaccob (Guitar, Vocals) – Ronan Chiron (Bass) – Fabrice Cornile (Drums)
http://glowsun.fr/en
http://shop.napalmrecords.com/glowsun
https://www.facebook.com/Glowsunmusic
https://www.facebook.com/johanjaccobartwork
http://shop.bilocationrecords.com/index.php?a=54971
Release Dates:
GAS/AUS 26.06.2015
UK/NOR/FR/DK/IT: 29.06.2015
SE/ESP: 01.07.2015
US/CAN: 07.07.2015
16.06.15 DE – München / Feierwerk
17.06.15 DE – Mannheim / 7er Club
19.06.15 FR – Clisson / Hellfest
21.06.15 FR – Lille / Fête de la Musique
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