(vo) Neun Songs auf einem Album, das eine schwer zu beschreibende Stimmung im Musikzimmer meines und deines Vertrauens erzeugt, ich versuche es trotzdem. Blues im weitesten Sinne, der aber sicherlich keine Chance bei der Bluespolizei bekäme, diese wäre wohl mit mehreren Knöllchen unter dem Tonarm oder Laser dabei. Trance Dark Doom Blues im Rootsmantel? Ja, ich bezeichne das höllische Gebräu des Bellhound Choir einfach mal so.So Volker, nun reiß dich mal zusammen und versuche den „über den Musikhorizont blickenden“ Bluesinteressierten und Freaks zu beschreiben, was dieser Choir so anstellt, ein- und mehrstimmig, und die Musikinstrumente sehr reduziert und meistens sehr dezent dazu gesellt. Das Gebräu, das der dänische Sänger und Gitarrist Christian Hede Madsen hier mit Hilfe seiner großartigen und kongenialen Musiker zusammen mixt, erinnert mich in vielen musikalischen Situationen und Stimmungen an den leider viel zu früh verstorbenen John Campbell, an Otis Taylor und Band, Hans Olson, John Lee Hooker und an den Hamburger Alexander von Wieding alias Larman Clamor.
Es gibt für mich auch einen bestimmten Song, der zum Bellhound Choir wie aus einem Guß passt: Cadillac In The Swamp von Smokehouse.
Neun Songs, mit denen du nicht alleine im Halbdunkel in brütender Hitze durch die Sümpfe Louisianas waten möchtest. Alles eigene Ware, eigenständig, mit Liebe zur Reduktion, faszinierend.
Eine Ep, „Stray Screech Beast“, erschien im letzten Jahr bei Lay Bare Recordings und diese mit acht Songs versehene Scheibe war für mich schon eine Offenbarung in Sachen zeitgenössischem Blues im Roots Mantel/Rock.
„Bad Dreams“, der Einstieg, verursacht durch die Hinzuziehung der Violine, der verhallten Singstimme und der sparsamen Slidegitarre eine Gänsehautstimmung, Zeitlupenblues der sumpfigsten Art, aufregend, mystisch, Kippenvel auslösend (ich liebe dieses niederländische Wort für Gänsehaut).
„No Roads Left To Follow“ folgt, einen kleinen Zacken im Tempo anziehend, mit sehr den Song prägendem Gesang, das Schlagzeug auch sehr präsent, die Gitarre immer im Blickfeld.
Der nächste Song lässt sämtliche Nackenhaare Spalier stehen, und die Außenhülle ist pure Orangenhaut: „Slow Pain“ ist ein Kracher. Und was für eine Stimmung zwei Stimmen bei einem Song verbreiten können, die von Christian und die von Camilla, ist nicht von dieser Welt.
„Black Spot“, wieder mit der Violine von Søren, die dem Song, genauso wie die zusätzliche Stimme von Camilla, eine ganz bestimmte Aura verschafft. „Havoc“ erinnert mich sehr an die großartgen Songs eines auch leider viel zu früh verstorbenen Calvin Russell oder eben wie oben schon geschrieben John Campbell.
„On Your Own“ hat einen gewissen Countrytouch, „Distant Horizons“ besticht wieder mit zwei großartigen Stimmen und einer etwas heftiger gespielten Gitarre, die im Outro noch von der tief gestimmetn Violine rausgetragen wird.
„Saviour“ ist ähnlich aufgebaut und zum Schluß ziehen uns die Musiker mit „Sail On“ nochmal ganz tief in die Sümpfe.
Es sei noch bemerkt, das Christian Hede Madsen auch noch die Töne bei den Stoner Rockern „Pet The Preacher“ angibt.
Ich habe in diesem Jahr noch kein Album anhören dürfen, das mich so dermaßen aus der Umlaufbahn wirft, für mich ein Anwärter auf „Rootsalbum der Saison“…..(volker)
Die Musiker:
Mads Uldall-Jessen – Double-bass,
Camilla Munch – Vocals and Rhodes,
Søren Stensby – Violin,
Sebastian Wolff – Drums,
Christian Hede Madsen – Guitar and vocals.
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