Der erste Teil mit Eindrücken von Rosie, Olli und Volker:
(ro) Festivals waren und sind für mich schon immer eine feine Sache. Und wenn, wie hier, auf dem „Freak-Valley-Festival“ in Netphen, nicht nur monothematisches geboten wird, sondern der Besucher mit einem wunderbaren Reigen an faszinierenden, fluoresizierenden Musikwerken konfrontiert wird, so erweitert es den Fachgebiets-Horizont doch ungemein und verschönert das Leben allgemein.
In diesem Jahr sind 29 Bands aus 14 Ländern auf zwei Bühnen eingeladen. Die geneigten HörerInnen erwartet wie immer ein amtliches Brett aus dickem Stoner, sphärischen 70s Space, rumpeligem British Heavy Metal, Vintage-Rock, experimentellem Postrock, Doom und New-Wave-Punk.
Das alles wird serviert von Bands u.a. aus Spanien, Großbritannien, Schweden und Italien, dazu gibt es rasende Beats aus Griechenland mit Klarinette und Dudelsack (?) und nicht zuletzt einen grenzenlos vielfältigen Doom-Psychedelic-Rock’n’roll-Rock-Kosmos aus Norwegen, Australien und USA.
Die ganze Zeit bewegen wir uns wie in einem Schwebezustand, mit gut gefüllten Erzquell-Plastik-Bechern in der Hand, die wir dann auch gerne mal mit dem ganz speziellen „Festival-Bier“ nachfüllen lassen, das kompetent und liebevoll von den Rockfreaks Nik & Marco gebraut wurde.
Wir schweben musikalisch von Stockholm über Californien nach Baltimore, von der kleinen zu der großen Bühne, lassen uns vom italienischen psych-fuzz mitreißen, bevor wir uns vom heavy-country-funk-boogie überrollen lassen, gleiten leichtfüßig vom klassischen Stoner-Metal aus Oslo durch melancholische Space-Sphären bis zum alle musikalischen Grenzen niederreißenden Black-Metal-Doom-Punk von MANTAR aus Bremen.
Zwischen den Tracks, Bierständen und Bühnen verlieren wir uns allmählich im musikalischen Flechtwerk, in dem unzählige Gleichgesinnte friedlich und entspannt im Gras liegen, in Gruppen herumstehen und fachsimpeln, oder lässig unter roten Sonnensegeln sitzend, den wunderbar sonnigen Tag genießen.
Ein Billy-Gibbons-bärtiger Fan, bekleidet mit gemusterten Shorts, Stirnband und „FreakValley“- Hoodie, lässt seinen Bierbecher fallen, als er mit seiner Begleiterin ( barfuß, im gehäkelten Hippie-Rock und Racerback-Shirt ), inmitten des hochgepitchten Pulks vor der Bühne synchron in die Luft springt und dabei die Musiker auf den Händen trägt.
Und das mit so viel Freude, so viel unbändiger Freude.
Wir schauen, hören, lachen und reden über die Gemeinsamkeiten von weltoffener Kulinarik und Musik, während wir „Chili sin Carne“, Süßkartoffel-Pommes und Currywurst essen und uns lässig zwischen rustikaler Cocktailbar, Klappstühlen, Merchgarage und Plattenstand durch die freundliche Menge schlängeln.
Beim Merch stellen wir fest, dass es die neuen „Freak-Valley Shirts“ nur noch in kleinen Größen und die chicen Hoodies gar nicht mehr gibt und dann erfahren wir am Poststand, dass die Festival-Sonderbriefmarken ausverkauft sind. Ich könne aber noch ein paar Festival-Postkarten erwerben, erzählt mir der nette Herr am Stand und ehe die auch noch weg sind, tue ich das dann auch gleich. Schreibe sie auch sofort, damit die Empfänger meiner Post in den Genuß des nur hier erhältlichen Festival-Sonderstempels kommen.
Danach ruhen wir uns auf einer der zahlreich aufgestellten Bänke aus, sprechen wir über musikalische Festmahle und vielschichtige Weltmenüs, lesen uns ein paar Sätze aus dem Programmheft zu den vorgestellten Musikern und Bands vor, wippen mit den Füßen und stellen fest: ein Besuch auf dem Freak Valley Festival lohnt immer – und nicht nur für die beiden Ohrmuscheln.
Denn darum geht es ja eigentlich auch immer wieder bei Konzerten: zeitgleich mit den Musikern und Freunden zu sein, irgendwo.
Und dann denke ich: Was für ein Wahnsinn das alles ist und was für ein Glück.
Was macht es da schon, wenn dann doch zwischendurch mal ein paar Regentropfen oder durchaus auch mal ein Regenguss vom Himmel fällt? Haben wir denn nicht einen Schirm dabei? Ja, haben wir. Sogar Regenjacken. Und außerdem, so höre ich, gibts nette, kleidsame Regencapes für einen Euro am Merch.
Ach ja, und was ich zum Schluss noch sagen will und was für mich auch immer wieder bei diesem Festival so unwiderstehlich ist: das Ganze gibt es drei Tage lang für lockere 69 Euro ( inkl. Camping usw.).
Man kann also das eingesparte Geld, was man sonst für entsprechende Tickets ausgeben würde, durchaus gerne in Tonträger der auftretenden Bands nach persönlicher Präferenz eintauschen. Zur Unterstützung und/oder Anerkennung sozusagen. Also dann…los. (..Rosie)
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(ol) Meine subjektiven Highlights: Die WHITE HILLS waren mitreißender 70ies New York Proto Rock mit einer gutgelaunten Powerfrau am Bass und einem ebenso enthusiastischem Gitarristen der auf jeden Fall die Ashton Brothers Gedächtnismünze verdient hat und seiner Gitarre authentische STOOGES Riffs entlockt hat .Search and Destroy ,Love it !
THE DEVIL AND THE ALMIGHTY BLUES haben die Erwartungen, die ihre großartige Scheibe geweckt hat, mehr als übertroffen. Die Band hat ihren eigenständigen Gothik Blues Rock mit charismatischem Gesang und überragender Musikalität dargeboten. Tolles Konzert , würde ich mir gerne nochmal im Club anschauen.
SPIDERS Sängerin Ann Sofie Hoyles brachte den Glam Punk ihrer Band mit soviel skandinavischer Lebensfreude über die Bühne, das man einfach in ihr breites Grinsen mit einsteigen musste, der Pippi Langstrumpf Award des Wochenendes. Shake your Maracas for me Baby !!
Den John Mayall Gedächtnispokal gibt es für KRISSY MATHWES, der mit seiner Band Brit Blues vom feinsten mit einer unglaublichen Lässigkeit und Spielfreude über die Bühne brachte und mal wieder bewiesen hat, das gutgespielter Blues Rock ein völlig zeitloses Genre ist, High Quality!!
Die Dave Brock Medaille mit schwarzer Krähe erhalten dir Italiener von GIÖBIA, die mit ihrem Space Rock im bester HAWKWIND Tradition 80 % des Publikums einige Zentimeter über den Rasen schweben ließen. Eine gute Gelegenheit für die ein oder andere Kräuterzigarette, Searching for Ground Control !
Direkt im Anschluss haben MANTAR bewiesen, das zwei Mann auf der Bühne völlig reichen, müssen nur die richtigen sein. Hochleistungs Rock’nRoll , Straight in your Face .
SNOWY DUNES waren zum Beginn des dritten und letzten Tages eine schon fast spirituelle Erfahrung .Ich habe selten eine Band gesehen die dermaßen in ihrer Musik aufgeht und die Welt um sich herum vergisst. Check den Video Clip, den die Jungs auf ihrer Facebookseite von ihrem Song „Testify“ gepostet haben und du weißt was ich meine. Eine Gesangsperformance zwischen Jim Morrison und James Brown incl. Heilung durch Handauflegen. Voodoo aus Stockholm, den Dr.John Federhut für diese Leistung.
Außer den großartigen Songs ihres Albums war die Cover Version des Sabbath Klassikers „The Wizzard“ einer der Höhepunkte des durch und durch überzeugenden BLACK LUNG Auftrittes. Faszinierend auch der Instrumententausch auf der Bühne. Die goldene Ozzy Osbourne Fledermaus für diese außergewöhnliche Darbietung.
THE GOLDEN GRASS machten mit ihrem sonnigen Southern Boogie einfach nur Spaß und schafften es zu dritt. Erinnerungen an Riesen Combos wie Delaney&Bonnie. Derek and the Dominos oder auch Traffic wachzurufen. California Dreamin im Siegerland….(olli)
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(vo) Liebe Freunde!
Danke für die Teilhabe und Teilnahme an einem großartigen Freak Valley Fest in 2016, im tiefen Tal der Superfreaks, es war uns und mir ein Fest!
Gewinn und Gewinner:
AWo – Mitarbeiter, Gelände + Infrastruktur, Henner Flender – Campingwiesen, und natürlich die Einwohner von Beienbach, u.a. mit ihrer morgendlichen Frühstücksfürsorge für die Faltwohnschlafzimmerbewohner auf der Höhe über dem Freak Valley.
Ca. 34 Stunden Musike von Hard bis zart, auf die Glocke und Orangenhaut, Metal bis Leder, bunt und krawallig, Blümchenwiese und Stahlwerk, Australien bis Plauen/Vogtland.
34 Stunden Wetter (na ja, bis auf 2 Stunden),
2500 Freaks von allüberall.
Unsere Crew allgemein (sämtliche Daumen hoch für die Helfer), speziell für mich die Bühnencrew (ich verneige mich in Respekt und Dankbarkeit vor jedem) und natürlich alle Rock Freaks (mittlerweile simmer 35 Weib- und Männlein).
Und die Matratze in der Pension Kühn, die alle meine Knochen und -säulen wieder einigermaßen ins Lot brachte.
Visualisierung des Sounds und der Sound an sich. Und natürlich die abendlichen Ölprojektoren Schmankerl von und mit Marco „Shine A Light“ Menzer.
Essen und Trinken (ich hab vegetarisch, Bottroper Schlachtplatte, Kuchen, Festivalbier, Fruchtschorlen (danke, ihr Perlen der Saftbar) und großartigen Kaffee genossen.
Sicherheit und Sanis, die nur sehr selten eingreifen mussten.
Briefmarken mit FVF Motiv in 45 und 70 Cent Größe, desgleichen drei verschiedene Postkartenmotive und einen FVF Poststempel!, nachempfunden einem Photo unseres austrianischen Freundes Pawel.
Verlust: eine gekaufte CD von Gomer Pyle, Körpergewicht und Freudentränen.
Und wenn ich was oder wen vergessen habe ist das keine Absicht, seht es mir bitte nach.
Mein fünftes Freak Valley Fest, meine unobjektive Bilanz seit 2012: ca. 10000 entspannte, feierwütige, friedliche, hilfsbereite, liebe und nette Menschen aus ganz nah und ganz fern. 129 Bands aus vielen Ländern dieser Welt, über 160 Stunden Musik. Über 200 bekannte und unbekannte Titel auf den Plattentellern unseres verehrten Umbaupausen Djs WoFo.
Ca. 40 l Regen pro Meter im Quadrat in fünf Jahren, fünf Liter vergossene Freudentränen, Tonnen von gekauften LP, Shirts, Hoodies, Aufkleber, Poster, Aufnäher und und und.
Das Kennenlernen zahlreicher, unglaublich netter Menschen.
Daraus entwickelten sich auch zahlreiche Freundschaften, Wiedersehensfeiern bei anderen Festivals und Konzerten.
Menschen, die ich in meinem Leben nicht mehr missen möchte.
Auch unser Blog ist eine Inspiration, dankeschön an alle, die da mitmachen und ihr Herzblut verschütten.
Sponsoring unseres Blogs für folgende Bands beim FVF: 2013-The :Egocentrics, 2014-Ivy Garden Of The Desert, 2015-Tuber, 2016-Toundra, 2017….machen wir auch was.
Ach ja, zum Schluß von mir: bis 2017….da heißt es dann wieder:
Zum 2. Teil bitte hier entlang:
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