(ch) Das Debütalbum von „MaidaVale“ aus Fårösund/Gotland grüsst aus den späten 60ern und frühen 70ern. Alle vier Bandmitglieder sind Mädels, die mit Bluesrock und feinen Psych-Vibes schon so manches Publikum staunend zurückgelassen haben. Dabei erledigt Frontfrau Matilda die Gesangparts äußerst kraftvoll und charismatisch und nimmt sich den immer währenden Krieg als Geschäft, den Rassismus oder auch die Abgründe menschlichen Daseins vor. Ihre Stimme erinnert etwas an Elin Larsson von den Pills, ist aber einen Tick dunkler.
Aufgenommen wurde das Album von Joona Hassinen, der sich mit seinem Studio Underjord einen Namen gemacht hat. In punkto „hart und psychedelisch“ ist er somit der ideale Partner für die Band. Die neun Tracks des Debüts wurden seit 2012 live und beim Jammen bis zur Perfektion geschliffen. Das Artwork kommt vom niederländischen Künstler Maarten Donders, der bereits für Blues Pills und Graveyard die Cover geliefert hat.
Was ist nun an „MaidaVale“ so interessant? Sie spielen gelegentlich einen frühen 90er Groove à la „Blind Melon“ in „Standby Swing“, während „Dirty War“ und „Find What You Love And Let It Kill You“ in den Basslinien und Akkordfolgen an „Mother Love Bone“ erinnert. Selbst bezeichnen sie ihren Sound als Heavy Blues – Psychedelic, mit solider rockiger Rhythmus-Sektion, die viel Platz für einen vom Blues beeinflussten Gitarren-Sound lassen. Aber vor allem können sie sehr gute Songs schreiben.
Der Opener „(If You Want The Smoke) Be The Fire“ legt gleich mal mächtig los. Deftige Gitarrenbreitseiten kommen, Mathilda Roth gesellt sich kraftvoll und fesselnd dazu. Ein griffige Rocker mit Ohrwurm-Charakter kommt heraus. Soli brechen luftig dazwischen und geben dem Ganzen einen knackigen Touch.
Das kurze, schnelle „Colour Blind“ überzeugt ebenfalls, die ansonsten sehr dominanten Gitarren werden runter geschraubt. Dieser mitreißende Song bleibt sofort hängen. Etwas Sabbath macht glücklich. Etwas ruhiger folgt „The Greatest Story Ever Told“. Psychedelische Gitarrenwände unterstützen Matilda bei ihrem Vortrag. Kurze Soli breschen rein und unterbrechen den sehr abwechslungsreichen Song. Es geht über zu „Truth/Lies“, einem kurzen, experimentelem Track.
Der nächste „Dirty War“ mit dominanten Drums und Gitarrensoli. Drohend bringen „MaidaVale“ hier ihre gesellschaftskritische Botschaft unter die Hörer. Der schmutzige unerbittliche Krieg, der großes Leid bringt und täglich in den Nachrichten zu hören ist. Aber auch wieder verschwindet weil er allgegenwärtig ist. Die Bridge in „Restless Wanderer“ bilden wiederum bluesige Gitarren und Drumrhythmen, bevor sie zu Gunsten des gefühlvollen Gesangs wieder zurück treten. Matilda singt mit großer Poesie, die Hendrix-Gitarre zupft locker im Spiel.
Ein Instrumentalsolo baut „Standby Swing“ auf. Dieser gemächliche Song bietet Spannung und wuchtet voluminös im gebremsten Tempo mit Stoner-Riffs vorwärts. Das „Find What You Love And Let It Kill You“ gleitet auf dem Musiksurfbrett durch die Erzählung. Die vielfälltige Instrumentierung der Gitarren bringen darin eine Glanzleistung, die erst recht im zehn Minuten Instrumentalstück „Heaven and Earth“ zu hören ist. Es kommt der Abschluss auf „Tales Of The Wicked West“. Der Tanz mit den Verzerrungen kommt einer Reise gleich, zwischen verträumten Melodien, in Psych-Tönen. Es muß nicht immer laut und krachend sein, gefühlvoll ist hier schön und wichtig. Es kräuselt herrlich dahin und ist damit ein grandioser Schlusspunkt.
So etwas habe ich noch nicht oft gehört, die vier Mädels aus Gotland sind eine Wucht. Eine sehr schöne Reise zum Mond von Schweden. Musikalisch sind die Songs ein Hammer, deftige Gitarrenriffs und die Stimme machen sie zu etwas Eigenem. … (Charly)
Das Album erschien am 5. August 2016 via The Sign Records als Black und Color Vinyl mit Download Code, sowie als CD.
Line-up:
Matilda Roth – Vocals
Sofia Ström – Guitar
Linn Johannesson – Bass
Johanna Hansson – Drums
Tracklist:
01 – (If You Want The Smoke) Be The Fire (5:18)
02 – Colour Blind (2:36)
03 – The Greatest Story Ever Told (5:30)
04 – Truth/Lies (1:02)
05 – Dirty War (4:29)
06 – Restless Wanderer (4:14)
07 – Standby Swing (5:26)
08 – Find What You Love And Let It Kill You (5:26)
09 – Heaven and Earth (10:55)
MaidaVale – YouTube
MaidaVale – Bandcamp
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