(ol)Musikalische Revolutionen erreichen uns aus dem fernen Peru mit den Avantgarde Rockern CHOLO VISCERAL. In der Besetzung mit zwei Gitarren, Drums, Bass und Saxophon werden mit psychedelisch vertracktem Jazz Rock gewohnte Hörmuster durchbrochen. Theremin, Keyboards und Percussion setzen weitere Akzente in dem eigenwilligen Gebräu.
Die A-Seite startet mit Tribal Drumming in „Explosion del Misti“ , stolpernder Rhythmus, repetitive Gitarrenfiguren und atonales Saxophon lassen Erinnerungen an wegweisende Werke von Captain Beefheart wach werden. Hat man Zugang zum avantgardistisch freien Musikuniversum der Südamerikaner gewonnen entwickelt sich das erste Stück zum einem progressivem Brocken der es schafft Space Rock, King Crimson, Gong und Free Jazz zu vereinen. Der zweite Song „Mucia“ ist freakiger Space Jazz Rock mit schlüssigen Themen vom Alt Saxophon und zischenden Weltraumgeräuschen, das Ende versöhnt dann mit melodischen Surfgitarren und Pianoklängen.
Die zweite Seite der ersten Hälfte des Doppeldeckers wird komplett von „Cholacos“ eingenommen. Zunächst geben Drums und Saxophon den Rhythmus vor. Eingerahmt von sägenden Gitarrenmelodien, die mich immer wieder in ihrer kantigen Schönheit an R.Fripp erinnern, folgt ein echtes Heavy Rock Riff das aber nur kurz benutzt und schnell wieder entsorgt wird. Etwa nach der Hälfte der Komposition wird es recht melodisch und Gitarre, Saxophon und Theremin umschmeicheln das Ohr bis das nächste Rock Riff wieder zum orgiastischen Freak Out einlädt.
Die zweite Platte des Albums beginnt mit „Jarjacha“. Akustische Gitarre und weiblicher Folk Gesang geben die Richtung vor um sich im Verlauf ein kurzes Duell mit der E Gitarre zu liefern um dann lautmalerisch das Stück zu Ende zu bringen. Der Song „Cholo Visceral“ mit seinen swingenden Drums, freundlichen Saxpohon Melodien und spacigem Background klingt zunächst wie ein verschollenes Out Take aus GONG’s RADIO GNOME Trilogie. Zum Schluss wird nochmal ordentlich aufgedreht und dem Space Rock Kosmos ein Besuch abgestattet. Die düster betitelten „10 Anos de Terror“ und „El Paso Entre Las Losmas “ beenden die spannende musikalische Reise abseits von ausgetretenen Progressiv Rock Pfaden. Die 10 Jahre des Terrors stehen mit ihren stampfenden Drums, dem unheilvollen Bass und den Eruptionen der Lead Gitarre in einer Reihe mit den besten Kompositionen des MAHAVISHNU ORCHESTRA zu Zeiten von „Birds of Fire“
Ein wuchtiger Brocken übersprudelnder Musikalität der für jeden aufgeschlossenen Hörer mit Hang zu musikalischen Einzelkämpfern wie Captain Beefheart, Frank Zappa, R,Fripp, David Aellen oder Christian Vander eine aufregende Entdeckungsreise in die Welt südamerikanischer Jazz Rock Fusion bietet.
Das TONZONEN dieses ungewöhnliche Meisterwerk auch noch in edelster Aufmachung präsentiert macht die Sache rund. Zur Rezension kam ein Doppelalbum in schönem Gatefold Cover, bedruckt mit einem schamanischen Symbol-Stein. Das dicke 180gr Vinyl passend zum Cover in sattem Blau und makelloser Pressqualität. Der warme, transparente Sound der Aufnahme lässt allen Instrumenten Raum und bietet auch in den vertracktesten Phasen ein ungetrübtes Hörerlebnis. (olli)
Bereits veröffentlicht auf TONZONEN RECORDS mit der Nr. TON 021 als High Quality 180gr Vinyl, Limited to 500 (200 Black/300 Blue) incl Sticker und Photo.
Tracklist :
- Explosion del Misti
- Muca
- Cholacos
- Jarjacha
- Cholo Visceral
- 10 Anos de Terror
- El Paso Entre las Lomas
Besetzung: ARTURO QUISPE – Guitars, Noise, Keyboard&Voices, ISRAEL TENOR – Guitars&Noise, MANUEL VILLAVICENCIO – Bass, Acustic/Electric Guitar&Voices, SILVANA TELLO – Theremin, Voice&Percussions, JOAO OROSCO – Drums Special Guest: ISRAEL GUZMAN – Keyboards on „Muca“&“10 Anos de Terror
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