(vo) Space Debris auf dem Teller bedeutet für mich eine Reise in die Zeit meiner Ausbildungen ab 1970 bis 1975 bei der DB und zugleich die musikalische Weiterbildung nach den ersten Schnupperkursen ab 68 in Sachen Rock mit u.a. Black Sabbath, CCR, Deep Purple und Uriah Heep in Richtung Blues, Elektronik, Kraut und Psychedelic. Und, es gab, es sei heute noch gepriesen, in und um Wuppertal genug bunte, beschwingt riechende und vor guter Musik strotzende Preßluftschuppen, in denen wir uns rumtrieben. Und diese Zeit transportieren die vier großartigen Spielgesellen Christian, Janni, Tommy und Winnie ins hier und jetzt…..Ich möchte aber zu meiner zweiten musikalischen Sozialisierung noch anmerken, das ich vieles verpasst und überhört hätte ohne die gar nicht genug zu lobenden Sendungen von Winfried Trenkler im WDR, Rock in und Radiothek.
Zum neuen „Weltraumschrott“, der mir als Doppel LP vorliegt: Hinter der ersten Tür begegnet uns „Sunlight“. Ein sehr flotter, kräftig rockender Aufwärmer und Anzünder, der für mich als Inspirationhintergrund mitten aus dem Fokus der phantastischen Niederländer Focus stammen könnte, aber natürlich Space Debris-artig. Das Zusammenspiel der Jungs: über die gesamte Spielzeit traumhaft. Und ihr könnt euch sicher sein, das der Song live und in Farbe nicht genau so klingt, aber ähnlich.
Wunderbar locker flockig verspielt starten die Töne „Behind The Gate“ bevor die Grooveabteilung die folgenden Schmackesattacken von Saiten und Tasten unterfüttert, bis zum Break. Rastalocken leicht ausschütteln zum Reggaetakt bevor Winnie wieder losmarschiert, piano und forte. Tommy baut dazu einige feine Saitentöne ein, Christian und Janni drücken.
Ohnword. Ohne Worte? Nein, feiner Stoff für`s Kopfkino: wild tanzende Mädels in Superminis auf der bunt gedimmten Tanzdielenfläche und die fetten Farbflecke aus dem Ölprojektor illustrieren diesen Jazz- und Krautrock Feger.
Es folgt ein wunderbarer Schleicher, der wieder den Kopfkinoprojektor anwirft: „Stardreamer“ verleiht Flügel….
Zum Abschluß der zweiten LP Rille wird`s in dieser kurz und knackig von der Spielzeit, auch im Groove, und dazu natürlich Winnie und Tommy, die sehr beschwingt kommunizieren.
„Music Is God“: Im Space Debris Jazz-, Kraut- und Spacerock Zirkus Maximus sowieso und in diesem Fall natürlich auch: eine leise zubeißende Gitarre (das funktioniert), im Hintergrund grundierter Dauerton der Tasten, Winnie wirbelt, Schlagwerk und Bass in vollem Zenith. Der Song klingt für mich wie eine Mischung aus Birth Control, Causa Sui, Deep Purple und Focus. Großartig Jungs, großartig.
Zu Beginn von „Blue Alert“ schnippen wir doch gerne mal mit den Fingern, klingt so ein bißchen wie beim Jazz Blue Monday hier in meiner Heimatstadt Hilden. Aber dann. Dann packt Tommy die Saiten fester und ledert so einiges ab, unterstützt von Winnies E-Piano, und Janni pumpt und pumpt und pumpt. Break. Frühes Wishbone Ash Feeling. Und dann wieder wie zuvor. Und Break. Und siehe drei Sätze zurück. So baut man Spannung auf und Abwechslung rein. Und was macht Christian? Ein Uhrwerk in Sachen präzisem Antreiben.
„Summernightdrive“ tastet sich mit Winnie flockig-locker-loungig in die Spur, Tommy steigt in den Ring und wieder dieses faszinierende Wechselspiel zwischen den beiden und ein Rhythmusuhrwerk…..und so nach acht Minuten bis zum Fade-out passieren dann etwas derbere Klänge die Ohren, die aber mitunter auch wunderschön fließen und flirren.
Zum Abschluß der vierten und letzten Seite des Vinyltonträgers betreten wir „Planet Paradies“, bei dem die vier, im Norden des Südens seßhaft, nochmal alle Register ziehen.
Liebe Freunde: Schaut euch die Band auch live und in Farbe an und ihr werdet merken, das sich der Spaß, das Können, die Begeisterung und die Energie dieser Doppelscheibe auf euch überträgt, garantiert. Und noch ein wichtiger Grund: live klingen manche Passagen sicherlich vorsätzlich gewollt und gekonnt anders, Improvisation heißt das Musikelixier…….(volker)
Ps. Bei Bandcamp ist mittlerweile der komplette Katalog der Band erhältlich.
Die Musikanten:
keys: Winnie Rimbach Sator;
guitar: Tommy Gorny;
drums: Christian Jäger;
Bass: Janni Schmitt
Sounds auf der Doppel LP:
Seite 1
Sunlight 06:27
Behind The Gate 14:19
Seite 2
Ohnword 08:59
Stardreamer 08:01
Sun Of Fun 02:47
Seite 3
Music Is God 06:35
Blue Alert (full album version) 15:10
Seite 4
Summernightdrive (parts 1+2) 18:31
Planet Paradise 03:31
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