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Space Debris – Mountain Ultimate/Spacedelic Odyssey

(as) Tatsächlich lohnt sich bezüglich „Space Debris‘“ aktueller Veröffentlichung – Klang, Haptik und Optik von Vinyl hin oder her – der Kauf der CD-Variante insofern, als diese im nicht minder schmucken Digipak geliefert wird und als Dreingabe zu „Mountain Ultimate“ alle Stücke von „Spacedelic Odyssey“ enthält, wohingegen die LP-Version nur um das Stück „Nodus“ angereichert wurde … aber womit genau haben wir es dabei zu tun?

„Mountain Ultimate“ bietet den spätabendlichen Gig der deutschen Kraut-Urgesteine vom 14. World Music Festival Loshausen (22. bzw. 23. Juli 2017), „Spacedelic Odyssey“ einen exklusiv auf Kassette veröffentlichten Mitschnitt vom 2. Februar 2016 aus dem Jazzkeller Hofheim am Taunus, und im Zuge der vorliegenden Gegenüberstellung offenbaren sich gewissermaßen zwei Gesichter der Band, wenn auch keine ausgeprägte Janusköpfigkeit.

Weniger ausschlaggebend dafür ist der Besetzungswechsel, der zwischen beiden Aufnahmen vollzogen wurde; derzeit spielt Vroni Frisch Bass und löst somit Janni Schmitt ab, doch den feinen Unterschied macht die jeweilige Herangehensweise der ganzen Band aus. Der für den trommelnden Strippenzieher Christian Jäger längst unverzichtbare Organist Winnie Rimbach-Sator setzt auf der Freilichtbühne verstärkt auf Orgel- und Klavierklänge, wohingegen während des Jazzkeller-Gigs traditionelle Analog-Synthesizer-Klänge in den Fokus rücken, dass es blubbert und brodelt.

Dies wirkt sich wiederum auf die Atmosphäre aus, die auch durch die heimische Anlage aufgesogen spürbar wird. Die in beiden Fällen plastische Abmischung garantiert eine beinahe dreidimensionales Hörerlebnis, und das ganz ohne Hi-Fi-Surround-Mätzchen. Open air geht es fiebrig und Jam-lastiger zu, derweil unter Dach eine luftig flirrende Geräuschkulisse enstand, die der Stimmung im Saal sicherlich zugute kam und dank dieser Tonträger-Nachlese anschaulich konserviert bleibt.

Als subjektiven Höhepunkt wirft der Schreiber einfach mal das im Vergleich zur Studiofassung völlig umgekrempeltes „Interstellarus Rex II“ in den Raum; unabhängig davon legen „Space Debris“ andere Facetten ihrer selbst frei als etwa auf der 2006er Live-DVD „Into the Sun“ – was schließlich auch Sinn ergibt, wenn man sich nicht selbst wiederholen möchte, richtig? Sechssaiter Tommy Gorny bietet eine breite Palette von Sounds und Stilen an, statt stumpf dies oder das zu zitieren; dass er eine sehr eigene Handschrift entwickelt hat, dürfte nach all den Jahren außer Frage stehen.

Gemein sind beiden Tondokumenten sexy Groooves und etwas Blues, alles sehr britisch (Hawkwind, die Canterbury-Szene und Cream lassen mal mehr, mal weniger offensichtlich grüßen) und organisch mit dem für das Quartett charakteristischen Hardrock der weitschweifigen Sorte verwoben. Dank „Space Debris‘“ offener Haltung, was Improvisation angeht, ohne gleich Jazz sein zu wollen, darf man sicherlich noch weitere 20 plus Jahre mit dieser mindestens halb legendären Truppe rechnen.

Umfangreiche und qualitativ astreine Veröffentlichungen wie diese hier – die eigentlich nur als Bonus gedachte zweite CD ist der „Hauptattraktion“ mindestens ebenbürtig – lässt man sich gern gefallen.

https://spacedebris.bandcamp.com
Breitklang
CD1: 70:03, CD2: 78:26

CD1:
Nightslider
Sublunar Overdrive
Happy Saucer
Mountain Ultimate
Interstellarus Rex
Transhuman
Into the Earth

CD2:
Nodus
Interstellarus Rex II
Ur
Dump Diver
Spacedelic Odyssey
Into the Hall

Besetzung:
Vroni Frisch, Janni Schmitt (b)
Tommy Gorny (g)
Winnie Rimbach Sator (keys)
Christian Jäger (d)

Andreas Schiffmann

Filed under: Album Reviews, Blues, Classic Rock, Hardrock, Jam, Krautrock, Psychedelic, Rock, Space,

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