(as) Während „Waxy“ dem 20. Jahrestag ihrer Gründung entgegenblicken, liegt eine linear und flach verlaufende Erfolgskurve hinter ihnen. Die amerikanischen Stoner-Rocker aus der Geburtsstätte dieses Sounds – der kalifornischen Palm Desert – haben über Szene-Kreise hinaus nie höhere Wellen geschlagen und werden es voraussichtlich auch mit ihrem neuen Album nicht schaffen, Kostverächter zu ihrer staubigen Kost zu bekehren. Nach der kurzen Akustikgitarren-Einleitung „Dead & Gone“, mit der Gitarrist und Sänger Robbie Waldman auf eine lauschige Liedermacher-Platte einzustimmen scheint, schickt er sich nämlich mit seinen beiden Mitstreitern an, nur den üblichen Fuzz-Riff-Schuh herunterzuspielen.
„Waxy“ grooven lässig im kompakten Trio-Sound vor sich hin – die Gitarre knarzt, der Bass drückt und das Schlagzeug poltert -, tragen noch ein wenig Orgel-Patina auf schaffen es trotzdem bis auf wenige Ausnahmen nicht, ihren Songs eine jeweils eigene Note zu verleihen. „Betting on Forgetting“ tuckert zwar rhythmisch relativ differenziert und nicht einmal zu langsam bis auf die Zielgerade, entbehrt aber wirklich packender Momente.
Die angesprochenen Ausnahmen sind die kurze Punk-Eruption „Fine!“ mit ihrem torkelnden Instrumental-Anhang ‚Repeater‘ und das darauffolgende „Two Faced“ als schleichender Halb-Blues mit zusätzlichen Bläsern. Danach wird es bis zu „Run“ arg bekifft, und der Endspurt spiegelt quasi die ersten paar Tracks wider, bloß dass „Waxy“ deutlich weniger zwingende Ideen verbraten. Das gospelig opulente, fast symphonische Drama „Getting Lost Getting Found“ kommt viel zu spät und wirkt wie ein halbseidener Nachsatz, als würde sich die Band Prog eigentlich verbieten.
Stattdessen sollten sie sie zumindest nach dem Geschmack dieses Schreibers in Zukunft sogar forcieren. Dass „Waxy“ einen außenstehenden Texter heranziehen, den arrivierten Dichter Brett Stadler und seit ihrem zweiten Album „Chainsaw Holiday“ (2007) mit Gastmusikern aus dem Milieu arbeiten – besonders auch dem Dunstkreis von Kyuss, den diesmal Nick Olivieri (ansonsten u.a.auch „Queens of the Stone Age“ und „Mondo Generator“) und Goldkehlchen John Garcia persönlich zum Kollaborieren verlassen haben – ist im Zusammenhang mit ihrer aktuellen Scheibe übrigens ziemlich egal. Die Mitglieder bleiben auf „Betting on Forgetting“ ergo hinter ihrem Potenzial zurück, das immer wieder aufblitzt, aber aufgrund scheinbar zwanghafter Szene-Sippenhaft keine volle Entfaltung erfährt. Darum bleiben Album und Band letztlich doch nur ein Fall für Fans von „Fu Manchu“ oder einer beliebigen anderen Wüstenhund-Kapelle.
Andreas Schiffmann
http://www.facebook.com/waxyofficial
42:17
Bowlleg/13.9.
Dead & Gone
Never Was Enough
Hoof & The Horn
Fine
There She Goes
Repeater
Antidote
Two Faced
Vanilla
Run
Getting Lost Getting Found
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