(as) „Moving Oos“ bestehen aus drei renommierten norwegischen Musikern, die schon länger zum Kosmos der Labels Crispin Glover und Stickman gehören: „Spidergawd“-Kopf Per Borten (auch „Cadillac“), Frank Reppen von „Blood On Wheels“ und „Turbonegro“-Veteran Haakon-Marius Pettersen … doch das zwiespältige Etikett „Allstar-Combo“ braucht sich das Trio nicht anzuheften, um eine Daseinsberechtigung zu erhalten.
Sowieso versteht sich die Gruppe als Kollektiv mit über ihre drei relativen Konstanten hinaus wechselnder Besetzung. Zwischendurch hält sie ihre eigene Kreativität übrigens zurück, um andere Künstler als Begleitkapelle zu unterstützen. Sie veröffentlichte Schlag auf Schlag drei Alben in ebenso vielen Jahren, bevor sie fast eine Dekade Pause einlegte. Nun erscheint Langspieler Nummer vier und ist insofern eine Mogelpackung, als er auf Neueinspielungen von Stücken des Debüts „Peace and Love“ (2007) und von dessen Nachfolger „… and Understanding” (2008) beruht.
„Romancer“ steht – für all jene, die nicht mit „Moving Oos“ vertraut sind – im Zeichen ganz früher Rock-‘n‘-Roll-Vertreter und reicht stilistisch sowohl in die psychedelischen 1960er an der US-Westküste hinein als auch aufs Terrain des britischen Blue-Eyed-Soul zur ungefähr selben Zeit. Unterm Strich spielt sich das gebotene Material zwischen opulenten Klavier-Chor-Wunderwerken wie ‚Minister of Love‘, himmelhoch jauchzenden Treibern der Marke ‚Never Gonna Let You Down‘ und Proto-Disco-Schmachtfetzen (Titelsong) ab, wodurch sich ein ausgesprochen breites Klangspektrum ergibt.
Dementsprechend selten kommt die Gruppe in weniger als viereinhalb Minuten auf den Punkt, wobei aber just deshalb, weil man immer wieder meint, offensichtliche Vorbilder herauszuhören, ein kurzweiliger Eindruck entsteht … ganz zu schweigen von der Tatsache, dass „Moving Oos“ unabhängig von den Genres, in denen sie jeweils wildern, erstklassiges Songwriting bieten.
Potenzielle Ohrwürmer enthält „Romancer“ also zuhauf, sei es „The Show Must Go On“ (ist selbstverständlich kein „Queen“-Cover) oder „Christine“, wo man „The Rolling Stones“ in ihrer Frühphase mit Ron Wood wiederzuerkennen glaubt. Auch darum eignet sich die Platte ungeachtet ihres für Fans nur geringen Gehalts zum Kennenlernen des Projekts und garantiert dabei einen für selbiges einnehmenden Erstkontakt.
Noisolution / Crispin Glover
http://www.facebook.com/movingoos
Rescue Me
Minister of Love
Christine
Betty
The Show Must Go On
Never Gonna Let You Down
It‘s Only Natural
Romancer
Andreas Schiffmann
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