(as) In der vom Start weg außerordentlich spirituell anmutenden Musik von „O Gajo“ (sowohl im Sinne des Geisterhaften als auch Quasireligiösen) schimmern Einflüsse von Nick Cave oder „16 Horsepower“ respektive „Wovenhand“ überdeutlich durch, doch die Formation käme nicht von der Iberischen Halbinsel, würde sie sich nicht auch auf die musikalische Tradition ihrer Heimat berufen.
Ihre rein akustisch vorgetragenen Lieder fußen auf dem regen Gebrauch der sogenannten Viola Campaniça, einem in Portugal verbreiteten Saiteninstrument mit einer jahrhundertealten Geschichte. Sie prägte u.a. den Fado als Tanz und generell alle folkloristischen Klänge aus der Region, in der die Mitglieder von „O Gajo“ aufgewachsen sind.
Die Band selbst benötigt keine Worte bzw. Sängerinnen oder Sänger, um den melancholischen Geist ihres Landes und den Reichtum von dessen erhabener Natur heraufzubeschwören. In mäandernden Kompositionen wie „Cacilheiro“ klingt logischerweise auch der arabische Kulturkreis an, mit dem der Südwestliche Zipfel Europas bekanntlich ebenso eng verbunden ist wie mit Nordafrika.
Von dort wiederum schöpfen „O Gajo“ anscheinend, wenn es um ihre hypnotisch monotonen Ansätze geht. Solche fördern speziell das treibende „Bailão e Pedro Cigano“ und das Lamento „4 Minutos de Paz“ zutage, wo die Musiker jeweils mit Gästen (Gitarrist José Anjos und Streicherin Joana Guerra) zusammenarbeiten.
Am Ende wurde man mit gut 50 Minuten World Music der anderen Art konfrontiert, die bei aller Exotik verblüffend vertraut wirkt und etwas irgendwie Archetypisches vermittelt, als wären die gehörten Tonfolgen, Rhythmen und Stimmungen etwas, das über willkürlich gezogene Staatengrenzen erhaben ist.
Erhabenheit – das ist letztlich auch ein treffender Begriff, um die Erfahrung auf den Punkt zu bringen, die man nach der Auseinandersetzung mit diesem garantiert von allem Ethno- und New-Age-Kitsch befreiten Album mitnimmt.
Popup Records
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Bairro Velho
Zé do Telhado
Varredor
Cacilheiro
O Caminho é o Poema
Sapatinhos de Ferro
Bailão e Pedro Cigano
O Passado foi Futuro
4 Minutos de Paz
Gancho de Deus
Zandinga
Um Quadro e uma Vela
Andreas Schiffmann
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