(hwa) Ein Killeralbum – ohne Frage. Sowohl von der Bluesperformance als auch textlich. Goldwasser gibt in spielerischer Hinsicht den Hexer, seine Flitzefinger machen sein Gitarrenspiel zum Wahnsinn, seine Phrasierung ist überragend. Seine Shuffles sind geradezu mustergültig…
Alle Songs auf „Sweet Little Black Spider“ stammen von Goldwasser und sämtliche Texte ebenfalls. Seine Kollegen in diesem bemerkenswerten Trio (plus Gäste) sind June Core (einer der weltbesten Drummer) und Christopher „Kid“ Andersen (Bass und Klavier). In dessen mit Legenden behafteten Greaseland Studios (San José, Kalifornien) wurde dieses Album produziert. Da kann doch eigentlich nur etwas Großes herauskommen.
So wie hier. 13 Tracks. Eigentlich nur zwölf, aber „Tyranny Is Rising“ gibt es in der Lowdown-Version (rund zwei Minuten länger) zusätzlich als Bonus track. Da nimmt Goldwasser (der auch mal den Künstlernamen Paris Slim verwendete – und so heißt mittlerweile auch sein eigener Musikverlag) kein Blatt vor den Mund und redet Tacheles.
In „Tyranny Is Rising“ heißt es unter anderem (ich versuch’s mal in halb Englisch und halb Deutsch): „Damals waren wir voller Hoffnung von Progress und Justice ausgegangen“. Damit meint er ohne Zweifel Barack Obama. Und weiter heißt es u.a.: “A War is goin’ on … Meanwhile a wicked Clown is bringing down this great Nation“. Und wen er aktuell damit wohl meint? Genau!
Im Titelsong “Sweet Little Black Spider“ packt Goldwasser in die ganz große psychologische Kinderbuchkiste. Das hat mich extrem berührt. Denn er schafft es – und vermutlich nicht nur bei mir – den jahrtausende gewachsenen Ekel vor eigentlich wunderschönen Kriechtierchen mit vielen Beinen endgültig zu entschärfen.
Während ich in den 70er Jahren vor Schreck fast in Ohnmacht gefallen bin und die Spinne erschlagen habe, die mir im Halbschlaf zufälliger Weise übers Gesicht oder den Arm lief. Mittlerweile versuche ich selbstredend schon seit vielen Jahren das unschuldige Mitgeschöpf in einem Glas einzufangen, um es im Garten auszusetzen. Wie schön, dass Goldwasser noch eine Art Liebeserklärung obendrauf packt.
Ich zitiere mit freundlicher Genehmigung: „ I fell in love with a little black spider. Been webbin’ all up in my crip … Such a lovely little thing. You know, I wouldn’t tell you no fib.
… When I go to bed in the evenin’, spider hangin’ above my head. I know my dreams gonna be sweet. ‘Til I never want to wake up again. I wanna thank you, black spider, for making your home with me. Well, I know there’ll come a day you’ll be gone. I’ll be sad as a man can be.” (Zitatende)
Ich bin begeistert. So etwas habe ich von einem Bluesmusiker in dieser speziellen Ausformung noch nicht gehört. Wunderbar!
Es gibt noch eine Bonus-CD in diesem Package, auf der Goldwasser „STORIES From The Trenches Of The Blues“ erzählt. Die Tonqualität mag zu wünschen übrig lassen. Aber: Er spricht über Sonny Rhodes, Charlie Musselwhite, Nick Gravenites, Tim Kaihatsu und Ike & Tina Turner. Das ist erhellend und dem Umstand geschuldet, dass Goldwasser in Mehrheit selber vor Ort war und genau weiß, worüber er erzählt.
(Heinz W. Arndt)
Franck L. Goldwasser „Sweet Little Black Spider And Othter Songs From The Trenches Of The Blues”
Slim Byrd Records
Im Vertrieb von Bear Family Records, Germany
Laufzeit: 56:35 min
VÖ: 05.06. 2020
Tracklist:
01) Bring Me My Forty-Five
02) Tyranny Is Rising
03) Don’t Say You’re Sorry
04) Sweet Little Black Spider
05) You Made A Wrong Choice
06) She’s Hip!
07) Struggle In My Hometown
08) Blues For Eddie Hazel
09) Don’t Give Up On Me, Baby
10) T.S.O.B.C.
11) Evil Wind Blowin’
12) Nosluf’s Last Laugh
13) Tyranny Is Rising – Lowdown version (Bonus track)
All songs written by Franck L. Goldwasser (exept “Blues For Eddie Hazel” by Franck L. Goldwasser and Christoffer “Kid” Andersen)
Musicians:
Franck L. Goldwasser: vocals & guitar on all tracks, harp on 2 & 7 with:
Christoffer “Kid” Andersen (bass guitar, electric piano on “Don’t Give Up On Me Baby”)
June Core: drums
Rome Yamilov (rhythm guitar on “Blues For Eddie Hazel”)
“Tyranny Is Rising” (Lowdon version) with Ralph Carter (bass guitar) and Johnny Morgan (drums)
Many thanx to all the boys.
(Heinz W. Arndt)
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