(as) Wenn die Promoter eine Band aus Polen als „exotisch“ bewerben, haben sie offensichtlich nichts von der lebendigen Rockszene in unserem schönen Nachbarland gehört, und zu ebendieser gehören die so feilgebotenen „Desertrain“.
Die Gruppe aus Breslau gliedert sich nahtlos in die kleine, feine Retro-Szene des Landes ein, indem sie Riff-orientierten Alternative Rock im Geiste der frühen 1990er spielt, als „Soundgarden“ und „Alice in Chains“ gerade aus dem Quark kamen und in den Charts landeten. Dementsprechend songdienlich geht es auf „Grunge Locomotive“ zu; „Desertrain“ machen schon bei der Wahl des Titels ihres Debüts keinen Hehl daraus, wessen Geisteskinder sie sind, und lassen sich auch nicht auf kompositorische oder gar improvisatorische Experimente ein.
In den Stücken geht es demnach relativ geradlinig zu, was allerdings nicht bedeutet, die Musiker würden keine spielerischen oder schreiberischen Raffinessen an den Tag legen. Angefangen beim bluesigen Opener „Desert Rain“ über das roh punkige „Psycho“ und den gelungenen „Pearl Jam“-Abklatsch „Frustration“ hinweg bis zum verhalten sonnigen Power Pop von „Distance“ decken die Herren ein breites stilistisches Spektrum ab, ohne sich ausladende Arrangements ausdenken oder virtuose Kabinettstücke aus den Ärmeln schütteln müssten.
Vielmehr stehen teilweise gewaltige Hooks im Fokus, und zu verdanken haben „Desert Rain“ diese in erster Linie ihrem charismatischen Frontmann, dessen Stimme tatsächlich zwischen Chris Cornell und Layne Staley angesiedelt ist. Die Ausnahmenummer des Albums heißt am Ende „No Name Moment“, denn hier lässt sich das Quartett dann doch ausnahmsweise einmal die Jam-Zügel schließen – mit großartigem Ergebnis, und dieses Prädikat kann man auch „Grunge Locomotive“ insgesamt verleihen – einem starkem Einstand durch und durch!
http://www.facebook.com/official.desertrain
Label: Grimond / VÖ: 10.12.
Desert Rain
White Moon
Psycho
Between The Mountains
Frustration
Grimond
Burn Again
To The End
Distance
No Name Moment
Andreas Schiffmann
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