rockblog.bluesspot

musikalisches schreibkollektiv

The Great Machine – Respect

(pe) Wer The Great Machine schon einmal live erlebt hat, der weiß, dass die Band ein wahres On-Stage-Monster ist (okay – Off-Stage natürlich ebenso, wenn sie ritualsmäßig am Ende eines Gigs ihr Geraffel packen, von der Bühne steigen und es mitten im Publikum wieder aufbauen um den Anwesenden dann hautnah ihre Riffs um die Ohren zu hauen!)

In ihrem Heimatland längst „Szene-Rockstars“ tourten The Great Machine auch außerhalb Israels ausgiebig und spielten beispielsweise Support-Gigs für Ozzy Osbourne, Fu Manchu und All Them Witches. In Tel Aviv betreibt die Band zudem einen eigenen Club namens „Ashram“ und bringt regelmäßig befreundete Bands auf ihre hauseigene Bühne. Sie lieben und leben ihn also in allen Facetten, den berühmten „Rock-Zirkus“.

Aber lässt sich diese irre Live-Präsenz auch im Studio erzeugen und auf Platte bannen?
Die Antwort ist eindeutig: Ja! Und wie!

Und das allerbeste Beispiel hierfür ist sicherlich ihr drittes Album „Respect“ (bisher nur in Israel veröffentlicht und natürlich längst vergriffen), das schönerweise im Oktober 2023 ein Re-release auf dem Label Nois-O-lution erfahren durfte. Abgemischt von Charlie Paschen (Brother Grimm, Coogans Bluff), frisch gemastert und mit neuem Artwork präsentiert sich das Album, und wie auf keinem anderen ihrer bisher fünf veröffentlichten Longplayer liefert das Trio aus Tel Aviv (die Brüder Aviran Haviv und Omer Haviv an Gitarre. Bass und Vocals sowie Michael Izaky an den Drums) eine äußerst versatile Bandbreite ihres im Stoner- und Psychedelic Hardrock verankerten Soundspektrums ab und ergänzt dieses wunderbar anzuhören um Punk- und Blues-Elemente.

Der Vierminüter „Slide Show“ eröffnet das Album schleppend und schwerriffig, fast etwas doomig und mit aggressivem Gesangsanteil.

„Motor Charlie“ dreht dann das Tempo ordentlich hoch, und mit übersteuertem Amp schleudern sie dem Hörer gar eine Punk-Attitüde entgegen, brechen diese aber mehrfach mit wunderbar ausgefeilten Gitarren-Soli auf und lassen dem Hörer am Ende mit ruhigen Gitarrentönen die Zeit zum Verschnaufen, die man tatsächlich nach diesem fulminanten Song im Schweiße seines Angesichts benötigt, denn:

„Miraj“ an dritter Stelle der Tracklist bringt die Ohrmuscheln mit einer an Motörhead erinnernden harten Kompromisslosigkeit zwei Minuten lang wahrlich zum Glühen!

„Witches“ nimmt das Tempo wieder ein wenig heraus, betört aber mit einem ohrwurmartigen Riff, das sich durch den kompletten Song zieht und live sicherlich ein klassischer Vertreter des „Kopfnicker“-Prototypen-Songs ist. Gegen Ende fährt der Song plötzlich und unerwartet komplett herunter, jedoch nur um Spannung aufzubauen und für die letzte Minute dann aus der argwöhnisch beäugten Ruhe heraus mit voller Wucht auszubrechen und das erwähnte Riff endgültig unauslöschlich in den Gehörgängen fest zu zementieren.

„Dragon Wagon“ nimmt uns anschließenden unter repetitivem motorenartigen Stampfrhythmus mit auf einen Trip in die Wüste und man fühlt die unbändige PS-Stärke des Gefährts förmlich unter dem Allerwertesten vibrieren. Nach etwa zweieinhalb Minuten schaltet der Motor dann in den Bergmodus, stampft langsamer und schwerer als schleppe er sich einen steilen Berg hinauf und bereitet uns damit schon vor auf das musikalische Szenario, das uns im nächsten Song erwartet.

Der Songtitel ist hier Programm, denn „Doom Machine“ ist ein 13-minütiger Ausflug in ebendieses Musikgenre. Kryptisches Gitarrengezwurbel wechselt sich ab mit wütenden repetitiven Gitarrenausbrüchen, bis uns nach Minute Acht zunächst akustisch der Wind eines dystopisch anmutenden Wastelands entgegenweht und sich schlagartig mit einer schleppenden, tiefverzerrten Gewalteruption und ätzenden, das Szenario verstärkenden Vocals Bahn bricht und uns endgültig in düstersten Doom-Gefilden aussetzt.

Aus „Respect“ servieren uns The Great Machine im gleichnamigen letzten Track nach absolvierter Reise durch den schweißtreibenden brachialen Klangkosmos dieses Albums dann einen waschechten „Hardcore-Blues“ zum Abschluss. Aber The Great Machine wären nicht The Great Machine, wenn sie die Temposchraube nicht am Ende doch noch einmal überdrehen würden, und so verlassen wir nach einer herrlich anzuhörenden Riff-Klimax völlig außer Atem dieses Hörerlebnis, schleppen uns zum Wäscheschrank und tupfen uns mit einem frischen Handtuch die dicken Schweißperlen vom Körper, die uns das zuvor Gehörte aus den Poren getrieben hat.

P.S.: Leider musste auf Grund der schlimmen Situation im Gaza-Gebiet die geplante Herbsttour abgesagt werden und die Redaktion wünscht der Band an dieser Stelle alles nur möglich Gute…

(peter)

 

Weblinks:

https://thegreatmachine1.bandcamp.com/

 

Verwandte Artikel auf Rockblognewsspot:

https://rockblogbluesspot.com/2023/04/28/the-great-machine-funrider/

https://rockblogbluesspot.com/2020/06/15/the-great-machine-love/

https://rockblogbluesspot.com/2020/05/30/the-great-machine-greatestits/

https://rockblogbluesspot.com/2016/10/21/ollis-rockn-roll-weekend-part-three-all-them-witches-us-und-the-great-machine-isr-am-11-10-16-im-luxor-koeln/

 

Filed under: Album Reviews, Hardrock, Heavy Rock, Psychedelic, , , ,

Archiv

international – choose your language

Gavial - Broken von ihrem neuen Album "Thanks, I Hate It", das am 23.01.26 erscheint

November 2023
M D M D F S S
 12345
6789101112
13141516171819
20212223242526
27282930  

Gib deine E-Mail-Adresse ein, um diesem Blog zu folgen und per E-Mail Benachrichtigungen über neue Beiträge zu erhalten. Informationen zum Umgang mit Deinen Daten findest Du in der Datenschutzerklärung.

Diese Artikel werden gerade gelesen:

Festivals, Konzerte, Tourneen + Veranstaltungen
Dream Theater - Quarantième: Live à Paris
Desertfest Berlin 2025 Columbiahalle und Columbiatheater - 23.05. bis 25.05.25
Keep It Low Festival #10 | Backstage München | Samstag 12. Oktober 2024