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Das Freak Valley Festival 2014 aus der Sicht einer helfenden Hand

FVF 2014 Plakat(co) Festivals. Wunderbare Festivals. Klasse Mucke, gutes Wetter, lecker Bierchen. Merch und Platten shoppen. Fressbuden und – auch wenn es schon vorkam – Bierwagen. Zelten und Lagern. So schön einfach, beschaulich und herrlich können sie sein. So viel zu dem Gesamtkunstwerk.
Hintergründig bedarf sowas naturgemäß viel Organisation, viele bedruckte Papierscheine, die ihre Besitzer wechseln und helfende Hände. Auf dem Freak Valley Festival 2014 war ich zum zweiten Mal als „helfende Hände“ mit von der Partie.
Eine wichtige Sache für mich, da ich im letzten Jahr auch Anschluss an diesen Blog gefunden habe und jetzt, tja, da schreibe ich über dieses junge, aber kultverdächtige Festival. Aus der Sicht von einem Paar „helfende Hände“.
Großer Anreisetag bei kleineren Festivals ist traditionell auch der erste Spieltag (Donnerstag). Für Helfer aus dem Bereich Auf- und Abbau geht es entsprechend schon früher los – und später zu Ende.

Mittwoch. Regen. Auch Helfer beginnen damit, sich zuerst einmal ein Dach über den Kopf zu suchen. Der Boden ist durchweicht, wo er nicht kiesig und steinig ist. Der Helferzeltplatz direkt am Festivalgelände ist klein und bietet kaum ausreichend Platz für die, die am Auf- und Abbau beteiligt sind, aber man kommt unter. Zelt1

Zelt2
Im letzten Jahr sind einige Helfer zu kurz vor dem Festival abgesprungen. Meine Befürchtungen, dass auch dieses Jahr darunter leiden könnte, zerstreuen sich beim ersten Blick über das Gelände. An der großen Bühne werkeln routiniert Leute, die nicht in den blauen und roten Regenjacken mit dem Aufrdruck „Freak Valley Festival Crew“ unterwegs sind. Die kleine Bühne – eine der großen Neuerungen zum letzten Jahr – ist schon vollkommen aufgebaut (wenn auch noch nicht mit Technik ausgestattet). Und von den Mädels und Jungs in den besagten Regenjacken wimmelt es nur so auf dem Gelände: Schon geschäftig, auf der Suche nach Arbeit, rauchend und wartend. Aufgaben gibt es genug, aber eben auch befriedigend viele Helfer! Aufbau_Bühne

Aufbau_Platz
Wir sind im Grüppchen zu dritt unterwegs und finden schnell Anschluss beim Aufbau des Merchstandes. Zuerst ist aber warten angesagt: Die Garagen müssen leer werden und da der Betrieb der AWo noch läuft und auch auf dem Gelände fleißig aufgebaut wird, bedeutet das nach einem knappen Stündchen Arbeit: Päuschen machen und umdisponieren. Ein paar von uns bleiben da – mehr um den gewonnenen Raum zu verteidigen als zu vergrößern. Der Rest schwärmt bis zum Mittagessen noch einmal aus.
Der Regen ist schwächer geworden, aber von Sonne fehlt jede Spur. Schön, wenn man dann den richtigen Job findet: Transporter fahren! Mit einem Wagen nach Siegen, mit zweien zurück. Auf die Frage, wer schon Transporter gefahren ist, habe ich nur zögerlich mit „Ja“ geantwortet, ist ja auch ein paar Jahre her, aber naja. Immerhin Erfahrung. An diesen Stelle möchte ich allen Fahrer aus der Gegend für ihre Geduld hinter dem grauen Mercedes-Transport mit der „Rock Freaks“-Bemalung am Heck danken. Auf der Rückfahrt wird der Regen schlimmer.
Gerade wieder auf dem Gelände angekommen, ist auch Zeit für das Mittagessen. Es gibt reichlich Brötchen, Würstchen, Mettwurst, Frikadellen… aber auch wir Veggies finden was für uns.
Danach melden wir uns wieder am Merchstand. Bis 16:00 läuft der Betrieb der AWo noch, danach haben wir mehr Platz und mehr freie Hand auf dem Gelände. Bis dahin müssen wir allerdings auch auf notwendige Mittel warten: Bauzäune. Aufbau_Platz2
Wir richten alles ein, hängen Poster auf. Molton für die Rückwände. Die Leitern sind bei vielen Grüppchen beliebt. Ebenso die Hubwagen. Teils muss auch der Gabelstapler ran – aber das ist nicht unsere Aufgabe. Und dann läuft das Merch durch unsere Hände: Hunderte an Shirts und Pullies. Alles Ware rund ums Festival.
Auf dem Gelände selbst ist auch viel passiert: Die meisten Buden und Bierwagen stehen da, wo sie hin sollen. Es ist soweit aufgeräumt, auch wenn immer noch viel zu tun ist. Gerade der Einlass ist noch kein Einlass. Und ohne Dixi-Klos ist es auch kein Festival.
Zeit für ein Feierabend-Bier. Ohja, richtig. Irgendwer sticht ein Fass an und nach und nach kommen alle Helfer zusammen. Der Grill wird angefeuert – und siehe da! Der Regen hört auf. Viele der Helfer kennen sich untereinander oder die Veranstalter, aber es finden sich auch schnell neue Grüppchen zusammen. Es geht um Musik, Bier und was morgen noch zu tun ist… Und während wir ausspannen, wird die große Bühne getestet. Aufbau_BühneNachts
Das Zelt ist dicht geblieben. Wir sind stolz auf das, was wir geschafft haben. Glücklich und vor Allem: Müde.

Donnerstag. Regen, aber am Mittag soll es endlich besser werden. Der Boden vor den Zelten wird schlammig. Rutschspuren verkünden von Beinahe-Unfällen.
Das Frühstück wartet schon auf die Helfer. Brötchen, Käse, Wurst, Eier und auch eine eigene vegane Platte. Die Stimmung ist gut.
Am Merch wird der letzte Schliff angelegt. Shirts für das Festival zieren die Wand, der Boden ist sauber. Der Kaugummi-Automat mit den Buttons wird befüllt. Dafür sind nicht mehr viele Hände von Nöten. Unsere neue Aufgabe ist die Gästeliste. Wir sitzen am Einlass unter einem Pavillon gegen den andauernden Regen und haken ab, wer da so kommt. Die Händler räumen ihre Stände ein und die ersten Presseleute tauchen auf. Wir plauschen gut – die Leute haben Zeit und sind Gleichgesinnte. „Bändchen gibt’s noch nicht. Doors ist um 16:00“. Diesen Satz haben wir bestimmt 100 mal gesagt.
Aber dann ist es geschafft, der Einlass ist aufgebaut, die Umzäunung ist fertig und es Zeit für das eigentliche Freak Valley Festival. Wir verlassen unseren Posten und für uns übernehmen andere: Im Laufe des Tages sind die anderen Helfer eingetroffen. Leute für die Bierstände, Parkplätze, Sicherheit an der Straße und auf dem Zeltplatz. Andere helfen im Merchstand oder am Einlass. Aber wir haben frei. Zwar regnet es noch, aber die Einweihung der kleinen Bühne und spätestens die erste Bandansage von unserem Volker öffnen das Festivalherz. Einlass

ErsteBand

Die Zwischenzeit. Immer sonniger, immer heiterer. Wie auch im letzten Jahr ist das Wetter klasse nach den Startschwierigkeiten. Wir haben frei, aber – wie schon erwähnt – habe viele andere ihre Schichten „zwischendurch“. Morgens um 11:00 spielen die ersten Bands und spätestens die holen hier unten jeden aus dem Zelt. Wie es für die Helfer ist, die zwischendurch ihren Dienst tun? Vielleicht kann ich nächstes Jahr mal darüber schreiben.
So ist es für uns aber einfach Hochgenuss auf dem Festival.

Sonntag. Viel Sonne. Und sehr viel aufzuräumen. Wieder starten wir mit kräftigem Frühstück, aber inzwischen sind alle müde. Die Zelte werden langsam abgebaut und in den Autos verstaut.
Das ganze Gelände muss frei von Müll sein. Dazu gehören auch Zigarettenstummel. Für den Abbau der Bühne springen einige von uns ein. Die Bauzäune werden abgeräumt.
Wir finden Anschluss an den Backstage-Bereich… Und dürfen putzen, putzen, putzen. Schade, wenn man nach Parties aufräumt, die man selbst nicht gefeiert hat. Die Bands haben wirklich ein ganz schönen Tohuwabohu angerichtet und bis wir damit durch sind, ist es auch wieder Mittag.
Das Essen kennen wir schon: Brötchen, Wurst, Mettwurst, ein paar vegetarische Sachen – wir kennen das vom Mittwoch. Außerdem gibt es Kaffee. Schwarz, heiß, lecker und sehr begehrt.
Danach geht es rauf zu den Wiesen und ab zu der gefürchtetsten Arbeit beim Abbau: Die Camping-Wiesen sind im Alltag als Pferdewiesen genutzt. Kronkorken, Zigarettenkippen und insbesondere Heringe dürfen hier nicht mehr sein, wenn die Tierchen wieder kommen. In Reihen werden die Wiesen abgelaufen. Eine langwierige Aufgabe, die zu albernen Spielen führt: Die meisten Kippen auf einem Haufen, der mysteriöseste Fund (gewonnen hat definitiv die Rolle Stacheldraht. Wer bringt so etwas mit? Zweiter Platz ging an mein amerikanisches 10 Cent Stück). All solcher Krams.
Bis 19:00 laufen wir so über Wiesen und „Sportplätze“ und dann ist es geschafft. Die Rock Freaks sind zufrieden und mindestens genauso kaputt wie die Helfer. Aber es war gut…

… und auslaugend. Aber eine mehr als wertvolle Erfahrung. Man ist mehr als ein Besucher, man ist dabei, ein Teil davon. Es hat Spaß gemacht und viele wollen wieder dabei sein. Man hat Freunde gefunden und plant Großes für das nächste Jahr. „Welche Bands wohl kommen? Ach, eigentlich egal.“

(Kurzer Nachtrag: Als großes Dankeschön gibt es dann noch die Helferparty. Im Siegener Vortex spielen am 28.06.14 Livebands aus der Szene (The Spirit Caravan und Burning Saviours) und die Helfer werden versorgt. Großer Spaß – wenn man es denn hin schafft.) ….(Colin)

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