(yv) Und es begab sich zu der Zeit, als die Rock Freaks zum dritten Male zur Versammlung riefen,
daß schwarzbunt gewandetes Volk aus vieler Herren Länder zusammenkam, auf freiem Felde ein großes Lager aufschlug und sich am Platz des Kultes mit vielerlei Speise, Trank, Reigen und mannigfachem Frohlocken den endlosen Freuden der von den vielen herbeigerufenen Hohepriestern auf der Empore der Apsis dargebotenen himmlischen Klänge hingab…
Ja, zugegeben etwas episch, diese Einführung, aber ich finde sie mehr als angebracht für ein so hervorragend organisiertes, familiäres und musikalisch bombastisches Festival.
Kaum zu glauben, daß es erst die dritte Auflage dieses Events war.
Die Siegener Rock Freaks hatten vorab schon durch ein grandioses Booking für reges Interesse, feuchte Augen, massive Vorfreude in der Musikliebhaber- und Freakgemeinde bzw. für Bedauern bis Ärgernis bei denen, die es nicht auf das Festival geschafft haben, gesorgt.
So reisten dann schon ab Mittwoch nach und nach immer größere Scharen mehr oder weniger gut campingtechnisch ausgestatteter, musikhungriger Ohren an die Wiesen – ordentlich mit frischen „organischen Düngerperlen“ Marke Hufeisengold belegt – die sich füllten mit Fahrzeugen, Zelten, Pavillons, Sitzmöbeln, Bierkästen, Grills und vor allem mit dem aus allen Ecken schallenden Hurra und Hallo vieler wiedergefundener Freunde und Bekannte und dem schmatzenden Geräusch der aus den Fußabdrücken in saftfeisten Wiesen gezogenen Gummistiefeln. Ja, eine Portion Regenwetter gehört leider fast auch schon zum festen LineUp dazu.
Die Standard- bzw. meist angepeilte Zeiteinteilung war wohl nach erfolgtem Zeltaufbau etc. eine Stärkung mit isotonischen Getränken (und dazu am besten das erste Stück Grillgut) zu sich zu nehmen und dann auf dem (später noch zur Via Dolorosa manches Freaks mutierenden) Weg talwärts durch Wald und Wiesen Richtung Festivalgelände zu streben.
Mir selbst war es leider erst recht spät vergönnt auf dem Gelände einzutrudeln, inklusive Umorientierung, da das Gelände etwas anders durchstrukturiert wurde, der Bühnenaufbau ist etwas gewachsen und insgesamt ist mehr „Auslaufzone“ rund um das Musikgeschehen entstanden.
So trat ich denn genau zu Beginn des PAPIR- Sets durch die Schranken der Sicherheitskräfte und schon ging er los, der Flug durch himmlische Weiten und Welten…
PAPIR sind Nicklas , Christian und Christoffer, klassische Besetzung mit Gitarre, Bass und Schlagzeug, dies aber jeweils in einer spielerischen Qualität, Virtuosität (ca. die Hälfte von jedem Gig wird jeweils improvisiert), unglaublichem Talent und endloser Spielfreude, gepaart mit der Routine dreier Mannen, die schon jahrelang zusammen spielen und sich auch aneinander zu absoluten Meistern ihres Fachs mit besonderem Klang und ganz eigenem, frischen Stil hochentwickelt haben. Der Bandstandort Kopenhagen bietet dazu auch nahrhaftesten Boden, eine sehr vitale Space- und Psychedelic- Szene.
Die Musikdarbietung selbst sorgte beim Publikum für frenetisch-ekstatische Tänze, verzückte und faszinierte Gesichtsausdrücke, viele geschlossene Augen, lächelnde Gesichter, offenstehende Münder, sogar Crowdsurfer wurden von den umstehenden Freaks mit auf die Reise genommen. Sphärische, glasklare Gitarrenklänge, treibendes Bass-Geschrammel oder tiefes Brummen, Galoppieren, Stampfen und Dröhnen, dazu ein stets fantastisch variantenreiches Schlagzeugfundament. Papir nehmen das Publikum immer wieder mit auf einen Flug durch Zeit und Raum par excellence. Für mich war dies ganz klar einer der Höhepunkte des Wochenendes.
Danach kamen zum Abschluß des ersten Festivaltages RADIO MOSCOW auf die Bühne. Wenn man sie zuvor in kleinen Clubs hat spielen sehen, war man überwältigt von dem Volumen, der Atmosphäre, der Stimmung, die sich da ausbreitete. Still dazustehen fällt bei dieser Band echt schwer, solch ein mitreißender Sound, wunderbare Rhythmen, „60’s Psychedelic Blues & 70’s Rock“, wie die Band selbst sagt, aber kein Stück verstaubt oder wie so oft im Stil abgedroschener Revival-Bands, sondern neu, frisch, authentisch und einfach nur gut zum abrocken.
Noch ein paar Drinks, über die Merch-Garage herfallen, noch mehr Freunde und Bekannte wiedersehen, viele lachende Gesichter, dann der Weg zurück zum Camping – glücklich, wer dann das Shuttle erwischt. Mit einigen Gläsern eines Gebräus namens „Skorpion“ im Schädel ist einem eher nach Skorpionsverhalten, sprich unter Steinhaufen in der Nähe campieren als nach ausgedehnter Wanderung… °hicks°
Der Morgen des zweiten Tages beginnt auf noch regennasser Wiese mit dem obligatorischen Weg zum dankbar angenommenen Angebot im Frühstückszelt. Selbstgeschmierte Brote und Brötchen in süß oder herzhaft, Mettwürste, Wiener, gekochte Eier, Kuchen, Kaffee, Tee, Milch, Kakao, Wasser, also alles, was einem hilft, die Schäden des Vortages etwas auszugleichen und wieder unter die Lebenden zu treten – und alles zu echt sozialen Preisen. Prima!
Mit den Zeltnachbarn über den vergangenen Tag und das was noch kommt austauschen, das Auge über die wunderbare grüne Landschaft streifen lassen, und sich darüber freuen, was das LineUp der Rock Freaks noch alles in petto haben wird. So könnten meinetwegen viel mehr Tage im Leben beginnen.
Wie vorab schon befürchtet, war es mir physisch und mental leider nicht möglich, an den Freuden des Extra-Angebotes „Wake&Bake“ auf der kleinen Seitenbühne teilzuhaben. Also verpasste ich (im Nachhinein zu meinem großen Bedauern) die Auftritte von MOTOR MAMMOOTH und vor allem von WIGHT, die krankheitsbedingt einen Gast-Trommler vom feinsten, nämlich Tony Reed von MOS GENERATOR mit an Bord geholt haben. °schnief°träneverdrück°
Auf der Hauptbühne eröffneten IVY GARDEN OF THE DESERT den Tag. Diese Band trat nur dank großherzigem privatem Sponsoring (Danke, Volker!!!) den Weg von Italien zum Festival an. Zum Glück für uns. Diese Stimme! Mit geschlossenen Augen könnte man meinen, Eddie Vedder wäre unter die Stonerfreaks gegangen. Ich ganz persönlich war total begeistert von diesem Auftritt und fand es schon etwas schade, daß zu so früher Stund‘ noch recht wenige Freaks zugegen waren.
Was danach folgte, war eine Überraschung, ein Brett sondergleichen, pure Energie, und Musik als Geschmackssache hin oder her, eine Bühnenpräsenz, von der sich noch viele ‚etablierte Bands‘ eine dicke Scheibe abschneiden können. Die mir bis dato unbekannten THE MIDNIGHT GHOST TRAIN schlugen uns da ein Programm voller Leidenschaft um die Augen und Ohren, daß es nur so im Kopf rappelte. DAS war Rock’n’Roll.
STUBB waren als nächstes dran, eine tolle Band und prima Leute, die auch abseits der Bühne Mords Spaß auf dem Festival hatten und um sich herum verbreiteten. Auf der Bühne brachten sie auch dank Dopingmittel aus hiesiger Produktion (das Zeug in den dunkelgrünen, eckigen Flaschen mit dem Elch vornedrauf) ein spaßiges, tolles Set mit bekanntem und auch ganz neuem Material zu Gehör, wieder in der Tradition des Heavy Blues Rock, jedoch mit klarem Britischem Gepräge, ein Einfluß, den man als Musiker in England wohl schon mit der Muttermilch mitbekommt.
Herzerfrischend war übrigens auch das sonstige Geschehen, das sich da direkt vor der Bühne abspielte… Siehe Fotos. 🙂
Manchmal muß man für einen selbst weniger interessante Auftritte nutzen, um die Berge erstandener T-Shirts, Platten, Patches etc zum Zelt zu bringen, was sich bei der Länge des Weges natürkich etwas hinzieht, zumal man an vielen Ecken für ein Schwätzchen oder Diskussion über dem Programmheft stehenbleibt, das Handy stets im Anschlag, um schöne Momente einzufangen, und einen Happen zwischen die Zähne zu schieben ist von Zeit zu Zeit auch edel, hilfreich und gut, zumal sich so ein Knobibrot mit Rucola, Käse und Tomaten als echter Leckerbissen erweisen kann. 😉
Weiter im Programm ging es mit WO FAT, schmutzig-schwüler Sound, klare Gitarrenlast; Texas Takeover Tour macht Station im Valley und die Freaks rotten sich vor der Bühne zusammen und feiern wie die Ratten im Texanischen Sumpf. Viel Kopfschüttler, viele Pommesgabeln in the air, viel Bier und Wahnsinn. 😉
Und dann kamen sie, von vielen heiß ersehnt und mit Spannung erwartet, die Herren von der Insel aus Feuer und Eis – SÓLSTAFIR. „Was machen die denn für Musik?“ mag so mancher fragen, und die Beschreibung mittels der üblichen Schubladen-Standards misslingt ziemlich. Sie nennen es selbst „epic Rock’n’Roll“ und das kommt wohl auch ganz gut hin. Standesgemäß in schwarzem Leder gewandet, wohl auch um weiter an der geheimnisvollen Aura zu stricken, wir sind mit Solstafir dann in den dunkleren Ecken des Rockgeschehens angelangt. Zugegebenermaßen tolle Musik, (alb)traumhaft, Rock aus Island eben, immer besonders und anders irgendwie.
Dem ganzen Hype um die TRUCKFIGHTERS habe ich mich größtenteils entzogen, ja, musikalisch schon ganz nett, aber dieser Stoner-Popstarwahnsinn drumrum darf einem ja auch mal gegen den Strich gehen. 😉
BLUES PILLS. Auch ziemlich gehyped in letzter Zeit, aber für mich wenigstens nachvollziehbar. Evtl sollten sie aufpassen, daß sie sich nicht selbst ausverkaufen, wäre echt wahnsinnig schade.
Mit Elin Larsson betritt die Grande Dame dieses Festivals die Bühne, zieht mit ihrer Stimme das Publikum in ihren Bann, die Band aus verschiedenen Nationen spielt vor enthusiastischem Publikum, basierend auf Blues und Rock entsteht ein wunderbares Set und trotz der herrschenden Feuchtigkeit und Kälte – oder gerade deswegen – sieht man tanzende Scharen, die jeden Moment in sich aufsaugen, jeden Gitarrenklang mit Spannung erwarten und jeden Ton von Elin mit Begeisterung feiern.
An dieser Stelle sei auch mal ein Kompliment in Richtung Technik&Bühnenbau sowie das ganze Team drumherum gerichtet. Die neue, größere Bühne ist toll, die Lightshow schafft einen Haufen Stimmung und viel Freude bei Foto-Künstlern und Hobby-Knipsern und der wunderbare Ton tut an prominenter Stelle das seine dazu. Danke also allen Knöpfchendrehern, Instrumententrägern, Strippenziehern, Metallbauern, Wasserhinstellern, Licht- und Tontechnikern, Wolfgang, der die Umbaupausen stets mit feinstem vom Plattenteller verschönt hat und auch Volker, ohne dessen Ansagen ein Stück Freak Valley fehlen würde – vom Ansager zur Ikone in nur drei Jahren. 😉 Danke – für alles!
So ging es denn des nächtens wieder per Shuttle bergan, in den Nebel hinein, eine kurze Zwischenstation auf dem Weg zum klitschenassen Zelt gab es aufgrund eines dankbar angenommenen Aufwärmangebots am Feuerkorb einiger Bekannter noch, dann schleppte ich meine müden Glieder weiter und über der Campingwiese herrschte auf einmal eine düster-kühle, vom Flutlicht nur schwammig durchleuchtete Nachtstimmung, gänsehautproduzierend und doch irgendwie wunderbar.
Siehe da, am nächsten Morgen war die Sonne zurück, trieb mich zum Zeltausgang (der Name „Iglu“-Zelt wird bei Sonne schnell zum Witz), wo mich der Tag mit dem Anblick eines grasenden, rotblonden Nachbarn begrüßte. 🙂
Erstmal das verschobene Gesicht geraderücken und nach einer Portion angewärmter Morgenluft (vor der ersten Kippe nicht ansprechen!) zur mobilen Wasserstelle pilgern – die war lustigerweise nur ca 1m entfernt vom elektrischen Zaun der Pferdekoppel aufgestellt, was laut Zeugenaussagen zu mehreren Hüpfern und Schreckenslauten bei unachtsamen Freaks bei der Gesichtspflege führte. Dann schnell weiter zur bitter nötigen Koffeinsuchtbefriedigung sowie Erforschung des Frühstücksangebots des Tages. Ich bin ohne Koffein nicht lebensfähig und war wie viele andere unendlich dankbar für den zwar etwas dünnen aber dennoch lebenrettenden Extrakt in der Tasse. Brav steht da Freak an Freak in der Schlange zum Zelt, so mancher mehr als nur einmal, verträumtes Rühren in Plastikbechern, Gespräche, morgendliche Begrüßungen, welch lustiges Gesichterstudium, ein Hauch von Restalkohol in der Luft, Festivalfrühstück ist einfach was schönes, vor allem wenn dann noch soviel herrlich grüne Landschaft drumrum ist.
Auf ins Gewühl – unter neuerlichem Auslassen des Wake&Bake, einfach zu früh – und zu BONE MAN, auf die ich mich persönlich sehr gefreut hatte. Zurecht, wie sich schnell zeigte. Drei junge Kerls aus Kiel mit tollen Songs, unglaublich viel Energie, unheimlich viel Spaß an der Sache. Eine bemerkenswert sonore Stimme hört man da, es rockt und rifft und dröhnt und scheppert, daß es einem warm ums Herz wird. Ich find‘ die Jungs super, von mir ganz dicken Daumen nach oben, jederzeit gerne wieder und mit etwas längerer Spielzeit, bitte sehr, nur schade, daß man sie logischerweise eher im hohen Norden zu Gesicht bekommt. Ein klasse Auftakt zu einem Tag, der noch viele andere Superlative bot.
Kaffee- und Laberpause zu ZODIAC, die Mittagssonne brennt, die Haut in meinem Gesicht langsam auch.
Weiter im Programm ging es für mich mit dem großartigen ØRESUND SPACE COLLECTIVE, einem Musikerkonglomerat aus Kopenhagen mit freier Improvisation als musikalischem Prinzip und „oberster Direktive“, daher ist jeder einzelne Auftritt immer wieder etwas besonderes, immer wieder neu und anders, auch durch das beständige Kommen und Gehen von Musikern bedingt. Ein bunter Haufen, zu dem sich nach ca. der Hälfte des Konzerts noch Nicklas, der Gitarrist von PAPIR dazugesellt. Himmlische Jams, spacige Synthesizer-Sounds mal zwei, zwei bzw. dann sogar drei Gitarristen, ein Bassist, dessen eigenes Kopfgeschüttel von seiner Hingabe an die Musik Bände sprach plus ein Drummer, der zu den Jams stets den richtigen Hintergrund im richtigen Tempo beisteuerte.
Die Sonne scheint, feinstes Festivalwetter, das Bier fließt in Strömen, die Stimmung ist bunt & spitzenmäßig…
Dann kam eine wahre Naturgewalt auf die Bühne gerollt, MOS GENERATOR, ein Trio mit geradlinigem Heavy Rock vom feinsten und nebenbei bemerkt dem wohl bestsortierten und buntesten Merch-Stand (ja, liebe andere Bands, so wünscht so mancher Fan sich das!). Wieder ein Set Marke Starkstrom, schnörkellos und bombastisch, die Herren hatten ganz offensichtlich einen Mords Spaß, wir auch, die drei Mannen spielten sich schier die Seele aus dem Leib und nehmen viele gute Erinnerungen mit nach Hause.
Eine Merch-wegtrag-und-Fotos-mach-Pause bringt wieder einmal nette&lustige Begegnungen sowie schöne Motive in der tiefstehenden Sonne mit sich, bevor der Rest der Konzerte, d.h. das Ende des Festivals naht und über einen hereinbricht..
Was da über uns hereinbrach waren die unglaublichen ELDER, eine dieser drei-Mann-Combos, bei denen man sich fragt, wo sie denn den Rest der Band verstecken, so gewaltig und satt wie der Sound rüberkommt. Stonermucke vom allerfeinsten wird einem dargeboten, ein Fest für die Ohren aus brillant gespielten eingängigen Kompositionen, hochenergetisch und leidenschaftlich, die versammelte Gemeinde war frenetisch begeistert und schwer am rocken, die Security mit dem Hinausgeleiten gestrandeter Crowdsurfer gut beschäftigt. So wunderbar ihre Platten auch sein mögen, live bekommt das ganze nochmal eine ganze Portion Klasse obendrauf. Einfach Top!
Nun komme ich zu dem Part, vor dem es mir die ganze Zeit schon graute: Wie bitteschön beschreibt man einen Auftritt von MOTORPSYCHO, so wie wir ihn auf Freak Valleys Bühne erleben durften?
Schwierige bis unmögliche Sache, so etwas. Die im edelsten Bus des Festivals angereisten Herren sind bekannt dafür, qualitativ recht unterschiedliche Konzerte abzuliefern, teils alleine schon wegen der immensen Bandbreite ihres Musikkatalogs. Aber wir als Gäste der Rock Freaks waren in höchst privilegierter Position, was sich da auf der Bühne vor uns abspielte war der schiere Wahnsinn, was ein genialer Auftritt, wir kollektiv kurz vor sinnesüberfluteter Hirnschmelze, mir selbst zimmerte dieses Erlebnis ein ziemlich lange anhaltendes, seliges, fast schon debil erscheinendes Grinsen ins Gesicht, den Leuten um mich rum erging es teils kein Stück anders.
Eventuell kann das Video trotz schlechter Tonqualität zumindest einen ansatzweisen Eindruck von den im Takt schwingenden Scharen von Freaks und der fantastischen Qualität der Musiker rüberbringen. Ich bin dankbar und glücklich, dieser Feier beigewohnt zu haben.
Übrigens habe ich im Nachhinein bei der Durchsicht meiner Fotos den schlußendlichen Beweis gefunden, daß Motorpsycho nicht von dieser Welt sind, ihr Raumschiff schwebte nämlich pink leuchtend über der Bühne. 😉
Und hier DAS Foto…
Da haben wir den Beweis! Ich hab’s ja fast geahnt.
Bei aller Musikbegeisterung sei auch nochmal die großartige, wichtige Arbeit der Leute am Licht erwähnt, die ganz deutlich zum Erlebten beitragen hat. Von arktisch Fahlweiß bis Höllenglutrot, von blendend goldgelb und hell bis zum schemenhaften Verschwimmen der Konturen im schwachblauen Dunst, einen super Job haben sie über das komplette Festival gemacht!
Für mich und meine etwas angeschlagene Anatomie war es nun Zeit, noch eine Weile dem Auftritt von KADAVAR zu lauschen, aber einmal ganz entspannt ohne Kamera und in mentaler Vorbereitung auf die Nachtruhe. Über Kadavar muß man eh nicht mehr viel Worte verlieren, live eine echte Bank, mangelnden Einsatzwillen oder fehlenden Enthusiasmus kann man ihnen trotz Tourneen auf fast Dauerschleife nun beim besten Willen nicht vorwerfen.
Das proppenvoll gestopfte Shuttle transportierte Trinklieder skandierende Scharen wilden Volkes den Berg hinauf, im plötzlichen Dunkel der Nacht hörte man diverse Versuche der Orientierung à la „eh, sachma, wosindwirjetzt, womüssnwirlang, sehjagarnix“ und dann zog ein Treck per pedes gen Wiesengrund, manch einer versuchte sich divers substanzinduziert im Slalom, zickzack zwischen den Leuten hin und her, andere versuchten das fehlende Gleichgewicht durch Geschwindigkeit auszugleichen (der wahrscheinlich bessere Plan) und legten einen Gewaltmarsch mit mitunter Kollisionsträchtigen Überholmanövern hin.
Dann kam auch schnell tiefer Schlaf über mich, die letzte Nacht im Zelt, und morgens gab es ein relativ frühes Erwachen, da die Sonne wiederholt ihr bestes gab aus meinem roten Kuppelpalast eine Indianische Schwitzhütte zu machen. Ich nutzte nochmal die Gelegenheit das Auge am satten Grün der Landschaft zu weiden, hier und da noch einen Schwatz mit lieben Menschen zu halten, zwischendurch obligatorisches Schlangestehen an der Kaffeequelle nicht zu vergessen und dann folgten mehrere Anläufe im Versuch, irgendwie das Hirn darauf zu justieren, daß ich gefühlte zwölftausend neu erstandene Shirts möglichst platzsparend einpacken muß, das Zelt abbauen, und dann auch noch alles Campingzeug verstaut sein will. Wundere mich jetzt noch, dass mir das tatsächlich irgendwie gelang. 😉
Freak Valley Festival 2014, du warst genial!
Man kommt nicht umhin immer wieder festzustellen, daß in diesem Festival ein riesiger Haufen Organisationsarbeit, Mühe, Herzblut, Leidenschaft, Liebe zu Details, Einsatzwillen aller Beteiligter und nicht zuletzt jede Menge Erfahrung der Rock Freaks als Festival- und Konzertgänger steckt.
Freak Valley ist nun drei Jahre alt geworden, merklich gereift und gewachsen und darf sich der wahrscheinlich ziemlich einhelligen Begeisterung aller Besucher sowie vieler Künstler sicher sein. Selten hat man solch ausgiebige Möglichkeiten, mit den Musikern zu quatschen, sehr viel Spaß zu haben, Dank und Bewunderung Ausdruck zu verleihen und gemeinsam dieses großartige Festival ordentlich zu feiern.
Liebe Rock Freaks, macht weiter so, aber belasst es bitte bei der recht überschaubaren Größe, wenn irgend möglich. Sie macht einen Teil des Charmes aus, wie ich finde, und diese Meinung teilen viele.
Wie bzw. mit wem ihr jedoch das diesjährige Programm nochmal toppen wollt, ist mir völlig schleierhaft. 😉
Mein Bericht ist letzten Endes auch weit umfangreicher ausgefallen, als ich das anfangs gedacht hatte, das spiegelt aber im Grunde nur die Dimensionen der Erlebnisse im Reiche von Ponys, Freaks und Rock’n’Roll wieder. Es war mir ein Fest, Seelenbalsam und Ferien vom Alltags-Ich.
Tausend Dank an alle, die Anteil daran hatten.
Bis nächstes Jahr!
Herzlichst, euer Grinsefrosch
pic by Val Kyrie @ Time Warp Photos/Pavot Enragé
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