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Wolftooth – Wolftooth

(js) Wer kennt sie nicht noch? Diese Momente nach Schulschluss irgendwann in den sehr frühen 80ern, als man sich mit den Kumpels beim Plattendealer seines Vertrauens traf. Selbst gerade dem Turnbeutelalter entstiegen, mich deshalb auch fragend, wie die etwas älteren beim gemeinsamen Plattenhören bereits um 14.00 Uhr Bier trinken konnten. OK, diese Frage ließ sich nach ersten Geschmacksverirrungen später zügig klären. Die andere, weitaus schwerwiegendere, Frage schloss sich fast nahtlos an. Welche LP hören wir uns heute dort an? Und, was soll ich sagen? Wir hatten ja nichts. Kein youtube, keine Musikblogs, ja nicht einmal Heavy Metal-Sendungen im Radio oder TV. Bis auf die eine, die einmal wöchentlich um 22.00 Uhr auf dem britischen Radiosender „BFBS“. „The HM Show“ mit dem fantastischen Tony Jasper. Dort konnte man sich die eine oder andere Empfehlung holen. Oder aber man ließ ganz einfach das pure Plattencover entscheiden. Wer hat’s nicht auch schon mal genauso getan? So fiel mir anno 1980 das fantastische „Tygers Of Pan Tang“-Debut „Wild Cat“ in die Hände. Wow, welch ein fantastisch gezeichneter Tigerkopf. Und die Musik, die folgte, war ebenso großartig.

Und nun, endlich, der Brückenschlag, zur heutigen Rezension. Ab und an, sogar im Zeitalter des „beinahe-alles-jederzeit-hören-Könnens“ gehe ich bisweilen immer noch so vor. Und habe festgestellt, dass sich Geschichte durchaus wiederholt. Ich entdeckte das Cover einer US-amerikanischen Band namens „Wolftooth“ – und war verliebt. Sofort, ohne zu zögern. Aber hey, schaut euch diesen geifernden Wolfsschädel an? Ihr wisst doch genau, was ich meine. Und als wäre dies bereits die einzige Konformität zum „Tygers“-Output aus dem Jahre 1980, stellte ich ad hoc fest, dass mich die Musik genauso mitriss wie damals insbesondere die Stücke „Slave To Freedom“ oder auch „Insanity“ faszinierten. Und es steckt sogar auch eine Nuance „NWOBHM“ im „Wolftooth“-Sound. Nebst Stoner- und Doom-Elementen. Oder wie sie ihren Sound selbst beschreiben: „Stoner Metal Riff Worshipers“.

Sicherlich spürt man den Songs an, dass es sich um ein Debut handelt. Sie sind vielleicht noch nicht ausgereift, aber treffen punktgenau meine musikalische Seele. Keine großartigen Jams, keine ausufernden Soli, eher basisorientierte Strukturen, aber direkt ins Ohr gehende Melodien. Manch einer wird es für unaufgeregt oder gar langweilig halten, aber exakt das Gegenteil ist der Fall. Die Jungs zeigen nur zu deutlich, dass Komplexität kein Allheilmittel ist und „direkt in die Schnute“ allein durchaus Wohlgefallen auslösen kann. Wenn man Vergleiche ziehen mag, kommt man wahrscheinlich nicht umhin, in Anlehnung an die 80er „Angel Witch“ und „Witchfinder General“ zu erwähnen. Oder aktuell auch die späten „The Sword“ , an die ich insbesondere beim Opener „Blackbirds Call“ erinnert werde. Melodisches Riffing mit leicht aggressiven Zügen. Die zwei Gitarristen Chris Sullivan (auch Vocals) und Jeff Cole, das treibende Snare des Drummers Johnny Harrod und auch Bassist Terry McDaniel beantworten schnell die Frage, ob „Heavy Metal“ eigentlich tot ist.

Der Midtempo-Swing von „Aegaeon“ wurde mit einigen progressiven Elementen versetzt und verzaubert durch gut akzentuierten „Twin Guitar Sound“. „Sword Of My Father“ begrüßt uns mit einem sackstarken Eröffnungsriff und im weiteren Verlauf mit einigen musikalischen Twists, dem wohl besten Hook des Albums und leicht ozzyeskem Gesang. Das folgende „Frost Lord“ bietet uns einen fantastischen Moshpart und die Erkenntnis, dass ein Gitarrist der Band sicherlich zur Hochzeit des Metalcore musikalisch sozialisiert wurde. „White Mountain“, ein neu eingespielter Track ihrer Demo-EP, sorgt für recht entspannte Töne, bevor im Anschluss mit „The Huntress“ eindeutig eines der Highlights dieses Albums folgt. Melodischer Stoner Metal mit großartigen Lead-Guitars und einem Tempo, welches uns den direkten Weg in den „Headbanging heaven“ zu ebnen scheint.

Von den verbleibenden zwei Liedern ist „Season of the Witch“ ein geradezu bluesiger und entspannter Track mit einer überraschenden Tempotwist zum Ende. „Forged in Fire“ kommt musikalisch ebenso dramatisch daher, wie es der Titel vermuten lässt. Ein langsames Intro, riesige Riffs und über sechs Minuten Heavy Metal, die uns noch einmal nur zu deutlich machen wollen, wie schade es ist, dass dieses Album soeben ein Ende gefunden hat.

Diese 42 Minuten „Wolftooth“ haben mein „Heavy Metal“-Herz endlich wieder mal höherschlagen lassen. Einfache, und doch mitreißende Songstrukturen, melodische Arrangements und tolle Hooks fesseln mich einerseits und lassen mich andererseits in wunderbaren musikalischen Erinnerungen schwelgen. Aber mal ehrlich: wenn du „Wolftooth“ heißt und mit einem solchen Coverartwork an den Start gehst, was soll dir da passieren? Wenn man dieser Platte lauscht, spürt man die Einflüsse von frühem „NWOBHM“, ab und an sogar Thrash und natürlich Doom-Metal. Aber alles verdichtet sich immer wieder zu einem faszinierenden Sound.

Es fiel mir schwer, mich während dieser 42 Minuten vom Headbangen fern zu halten. Die Songs auf diesem Album beißen dich und lassen dich nicht los, wie es eben ein Wolf tun sollte. Ein tolles Album und es wird spannend zu beobachten sein, wie sich die vier Jungs aus Indiana weiterentwickeln werden. Auf der nach oben geschlossenen Wolfzähneskala gibt‘s von mir unter Berücksichtigung vieler emotionaler Momente daher 40 von 42 Zähnen.

Es sei mir noch erlaubt, darauf hinzuweisen, dass die Jungs zudem ziemlich cool sind. Als ich mir über ihre „bandcamp“-Seite eins ihrer Shirts bestellte (und wir wissen alle wie exorbitant hoch die US-amerikanischen Versandkosten sind), schlugen sie ungefragt vor, mir eine signierte CD mitzusenden. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an die Band und euch empfehle ich einen Blick auf das fantastische Coverartwork. Der Rest kommt dann bestenfalls – wie bei mir geschehen – von ganz allein. „Hail Metal!“Tracklist:

1). Blackbirds Call
2). Aegaeon
3). Sword Of My Father
4). White Mountain
5). Frost Lord
6). The Huntress
7). Season Of The Witch
8). Forged In Fire

https://www.facebook.com/wolftoothmetal/
https://wolftooth.bandcamp.com/releases

Filed under: Album Reviews, Hardrock, Heavy Rock, Metal, Rock, Stoner,

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