(as) „Sounds of New Soma“ wären vermutlich nicht sie selbst, wenn sie auf der relativ leicht nachvollziehbaren Schiene von „La Grande Bellezza“ weiterfahren würden, und so kommt nicht von ungefähr, dass sich das Duo nach dem seinem Titel zum Trotz Nicht-Konzertmitschnitt „Live at the Green Mushroom Festival“ erneut kompromisslos austobt. Dies führte zu zwei jeweils mehr als 20 Minuten dauernden Stücken, die genug Stoff für eine Art Interimswerk bieten – daher wohl auch das „Zwischen“.
Im gleichnamigen ersten der beiden Tracks tritt der bewährte Gastschlagzeuger Armin Schopper nach kurzer Ambient-Einleitung als Perkussionist auf und verbreitet Duftstäbchen-Dunst, während im Hintergrund Synthesizer oszillieren. Weite Teile der Nummer erscheinen improvisiert, wobei die Klangfülle abwechselnd ab- und zunimmt, bis das rhythmische Klopfen aufhört, woraufhin sich das letzte Drittel in Dröhnen und Gluckern auflöst.
„Was ist durch?“, fragen Sounds of New Soma“ zu Beginn des etwas kürzeren zweiten Stücks und rufen mit Gongschlägen zum Morgenappell. Der Track ist tatsächlich der lebendigere der beiden und beruht auf einem sägenden bis knarrenden Keyboard-Motiv, das strenggenommen sogar mehr groovt als Schoppers Geklapper zuvor. Der Sound schwillt ein wenig ab, und einzelne Gitarrentöne schälen sich heraus, ehe der Charakter der „Musik“ ins Verträumte changiert. Nach lange angehaltenen Tastentönen überraschen Tonzonen-Inhaber Dirk Raupach und Alexander Djelassi – die beiden einzigen festen Mitglieder, falls man es noch nicht wissen sollte – mit einer quirligen aufsteigenden Sequenz, der wiederum stehengelassene Akkorde ein Ende bereiten.
Bis zum Schluss brummt es dann auf der elektronischen Spielwiese des Duos, als ob Roboterinsekten auf der Suche nach Nektar wären – aber die Krauts, denen „Sounds of New Soma“ nacheifern, heißen wahrscheinlich eher Neu! und Cluster. „Zwischen/Durch“ ist konsequent experimentell und schrammt am Rand sogenannter Materialmusik, in der alle gängigen Komponenten vorhanden sind, aber umstrukturiert im Raum schweben. Wer das eigensinnige Projekt noch nicht kennt und gewöhnlichen Retro-Stoff erwartet, sollte sich in Anbetracht der nur bedingten Allgemeinverträglichkeit der Scheibe vorsehen.
Neben der CD im fürs Label üblichen Digipak ist limitiertes Vinyl sowie davon wiederum eine Version in Holzbox bzw. Folientasche und noch kleinerer Auflage erhältlich.
Alexander Djelassi (g, b, keys, v)
Dirk Raupach (keys, v)
41:54
Zwischen: 21:32
Durch 20:22
Tonzonen
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Andreas Schiffmann
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