(hwa) Eine Band, die mich eiskalt erwischt hat – im positivsten aller positiven Sinne. Kollege Volker, der mir obige CD vermittelte, schwor drauf, dass ich begeistert sein würde.
Und Volker hatte wie so häufig wieder Mal recht. Diese Band aus Kassel ist schlichtweg Weltklasse…
Der Bandhistorie zufolge ist es erst das dritte Album der Band, und das hat mich spontan geknackt. Ich schäme mich fast dafür, dass die ersten beiden Alben an mir vorbeigerauscht sind. Danke Volker, dass du mir mit diesem Album Ohren und Augen geöffnet hast.
Ich weiß zwar nicht, was Diehlmanns Eltern früher gehört haben. Könnte es aber sein, dass er Jimi Hendrix, ZZ Top, Status Quo, Peter Green und viele Andere schon indirekt im Mutterleib mitgehört hat? So etwas kann ja durchaus prägen und der Auslöser dafür sein sich das Gitarrespielen selber draufzuschaffen. Heute hat er es in den Genen und kriecht in das Lautmalerische obiger Bands traumhaft sicher rein.
Ich habe mich im Hinblick auf dieses bemerkenswerte Livealbum gefragt: Ist das jetzt nicht eigentlich Jimi Hendrix höchstpersönlich gewesen – im Hinblick aufs gleichzeitige Spielen von Rhythm- und Leadguitar oder seine Wah-Wah Kunststückchen? (Man höre bitte „All Along The Watchtower“, „Hey Joe“ oder die Diehlmann-Eigenkomposition „Opposites Attract“). Dort rückt er so nah an Hendrix heran, dass es nur so eine Freude ist.
Im Hinblick auf ZZ Top ist es ähnlich. Sind es nicht eigentlich Songs, die ZZ Top vergessen haben zu schreiben? Man höre bitte die Diehlmann-Kompositionen „Your Blues Ain’t Mine“ oder „Gonna Raise Hell“. Ach ja: „Rita“ nicht zu vergessen, diesmal allerdings an der Nahtstelle von ZZ Top und Status Quo. Das ist überragendes Hörkino.
Es gibt insgesamt 14 Tracks, davon fünf Coverversionen. Von denen müssen unbedingt auch „Going Down“ von Don Nix, Peter Greens Opener „Oh Well“ und der CD-Rausschmeißer von Prince, „Purple Rain“, erwähnt werden. Und wie so häufig verpasst die Diehlmann Band den Originals eine unvermutet neue faszinierende Note.
Sei es nun „Oh Well“ aus Greens etwas rockigeren Fleetwood Mac Phase oder Diehlmanns zärtliche und selbstkomponierte Green-Annäherung in Form der Slowbluesnummer „Gone“. Aber auch Diehlmanns Adaption von „Going Down“ und die von „Purple Rain“ machen mich sprachlos. Na ja, fast! Sonst könnte ich jetzt hier vermutlich nicht weiterformulieren.
Ich bin mit den Songs großgeworden und hätte unterstellt, dass man sie nicht ohne weiteres noch toppen könnte. Aber: die Andreas Diehlmann Band schafft das! Spieltechnische Weltklasse made in Germany. Dank der Diehlmann Band strahlt der Bluesrockhimmel jetzt auch über Kassel. Hoffentlich meilenweit.
Ganz abgesehen davon, dass ihre aktuelle Liveperformance auch tontechnisch Meilensteine setzt. Für mich ein Zeugnis von überragender Qualität. Das Liverecording übernahm Rolf Dressler. Last but not least sind Volker Zeller am Bass und Tom Bonn an den Drums eine kongeniale Backingband. Sie liefern das formidable rhythmische Fundament, auf dem sich dann Andreas Diehlmann austoben darf.
Mein Fazit dieses launigen Abends: ein weiteres Blueshighlight aus Germany. Und immer da, wo Diehlmann draufsteht, ist Hörgenuss vom Feinsten drin. Wie auch hier anlässlich der „Your Blues Ain’t Mine“ Tour am 6. Januar 2019 im Theaterstübchen Kassel. 79 Minuten lang Überschwang – auch beim Publikum. Mehr geht nicht!
(Heinz W. Arndt)
Andreas Diehlmann Band „Live 2019“
Label: Mountain Meadow Studio (mms)
Vertrieb: www.andreasdiehlmann.de
Preis: 15 Euro für die physische CD und 11,99 Euro für Digital
VÖ: 03/2019
Tracklist:
01. Oh Well
02. Come On And Get It
03. Gone
04. Your Blues Ain’t Mine
05. All Along The Watchtower
06. I Don’t Know
07. Going Down
08. Rita
09. Hard Times
10. Opposites Attract
11. Head Down Low
12. Gonna Raise Hell
13. Hey Joe
14. Purple Rain
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