(yv) Drei Charakterköpfe sind auf dem Cover zu sehen, verschwitzt, zerzaust und voll drin, voll dabei.
Genau so und nicht anders hat man die drei Lords Hazi, Marcus und Akee im Kopf, wenn man schon einmal das hohe Vergnügen hatte, einem Live-Auftritt beizuwohnen.
Und wer sie dann einen Hauch besser kennt als nur vom Bühnenrand, der weiß obendrein, was für ein extrem liebenswertes Völkchen das ist und dass sie gar nicht anders können und wollen als ehrlich und geradeaus und das wiederum spiegelt sich 1:1 in ihrem Tun und Schaffen wieder. Wie schön, dass dessen Zeugnis jetzt in komprimierter Form in meinem Laufwerk rotiert.
Die Aufnahme, die den Tonträgern zugrunde liegt entstammt einem Privat-Event, der Space-Party 2018, deren Organisator selbst in Sachen Musik intensiv unterwegs ist; Dennis kennt man von den Drums bei Combos wie Weltraum, Knall und den Space Invaders.
Fünf Tracks finden sich auf der Platte, mir vorliegend als CD-Version, die Vinyl-Ausgabe ging wohl weg wie die sprichwörtliche wohltemperierte Backware und ist schon vor offiziellem Erscheinungsdatum ausverkauft. Das schreit förmlich nach rascher Neuauflage und ich bin mir sicher, dass Tonzonen Records diesem Ruf der geneigten Hörerschaft bestimmt rasch folgen wird.
SPACEFLOWERS
Ui, eine Liveplatte, auf der man auch mal das Publikum hört! Yippieh! Manchmal finde ich es zugegebenermaßen etwas doof, wenn man kaum etwas oder gar nix vom Publikum und der Atmosphäre auf Live-Aufnahmen hört. Gehört doch irgendwie dazu.
So, erst mal ganz gediegen anfangen, man will ja nicht mit der Tür ins Haus fallen.
Ein sanftes, verträumtes Gleiten auf einem himmlischen Blumenbett, und „plopp“, schon hock‘ ich mit geschlossenen Augen da. Und ja, man kann sich mit Leichtigkeit vorstellen, in blauschwarzer Nacht unter klarem Sternenhimmel zu hocken und dazu diese Musik zu hören.
Ein hardrockiges Intro bricht sich Bahn, die Gitarre klingt auf einmal, als ob da gleich eine Untertasse zur Landung auf der Wiese ansetzt. Herrlich. Bass und Drums, die bisher eher einen tiefen, gleichmäßigen Herzschlag-Flokati unter unserem Popo ausgebreitet hatten, legen nach, das Finale naht, die himmlische Blume unterm Sternenzelt blüht auf in ihrer vollen Pracht.
METAMORPHOSIS
Dengeldengel-Dengeldengel… Wenn ein Song schon so basslastig anfängt, kann es ja nur gut werden. Die „Groove Twins“ Akee und Marcus sind jetzt anständig warmgespielt, der Rhythmus tanzt und kreiselt und Hazis Gitarre singt dazu in höchsten Tönen. Wer jetzt noch keinen Bewegungsdrang verspürt, ist wahrscheinlich musikalisch komplett anders gepolt als ich. Postrock mit sphärischem Ornament oder sowas in der Art und einfach nur saugut.
Mann, warum war ich da nicht live dabei?
NAG KANYA
Die Schlangengöttin.
Ein Sitar-Loop schraubt sich in den Gehörgang, Gitarrenplingpling und sanftes Trommeln, wie langsam von Blättern rollende Wassertropfen im dichten Regenwald, schwüle Atmosphäre. Es schraubt und schraubt weiter, der Bass wie ein unter Hypnose sehr langsam und flach gewordener Puls. Das alles fühlt sich hocherotisch an, der Titel könnte kaum treffender gewählt sein. Ich seh kreisende Hüften, geschlossene Augen und verschwitzte Körper (egal ob vor der Bühne oder in der Horizontalen) in meinem Film im Kopp. Natürlich geht’s irgendwann so richtig zur Sache, die Göttin hat ihr Opfer fest im Griff und der heftige Ringkampf auf sämtlichen Kanälen hilft nicht gerade dabei, das Kopfkino auszublenden.…und dann verschwindet die Schlange wieder im dichten, dampfenden Grün…
PLASMA THRUSTER
Sci-Fi-Mucke vom allerfeinsten, heissa, jetzt sind wir wirklich mitten in einem Weltraumbahnhof angelangt, da fliegt eins ums andere glänzend-stahlgraue Schiff an einem vorbei und beschießt einen mit allem was die Licht- und Soundorgel nur hergibt. Wie ist es doch im All so schön.
FRAU KUHNKES KOSMOS
Wer ist Frau Kuhnke? Sind wir nicht alle ein bisschen Kuhnke? Hm…
Ein sehr lustiges Sonntagabend-Telefonat half bei der Klärung der Frage: Frau Kuhnke ist tatsächlich eine reale, ältere, sehr feine Dame von Welt, die teils in ihren eigenen Sphären über den Dingen schwebt, in ihrer eigenen Galaxie ein wenig um sich selbst rotiert und dennoch eine gewisse Affinität zu charmanten, wortgewandten und höflichen schwäbischen Bassisten hegt. Man erzählte mir von klappernden Augenlidern und geflöteten Begrüßungsformeln…
Ja, ich liebe diesen Titel und ich liebe den Song, und nach eigener Aussage haben die Herren auch ausgiebig Spaß bei dessen Darbietung. Treibender Rhythmus, bei dem man mit muss, der Bass blubbert wie ein Hexenkessel und wunderschönes, virtuoses Gitarrenspiel.
Schließe die Augen, vergiss die oft so schnöde Welt und tanze wie ein Derwisch bis dir so dermaßen schwindelig wird, dass der Hintern fast den Wohnzimmerboden küsst. Von mir aus könnte das jetzt stundenlang so weitergehen.
„Mega, mega, mega…“ so hört man jemand sagen.
Aus, CD ist ‚rum, Laufwerk steht still. Mist. Ich will mehr, ich will das wieder mit Licht und Farbe und dem ganzen Gedöns, will Akees im Takte schwingenden Schädel und seine spitzen Treter Marke „Klötentod“, Marcus gebeugt hinter seinem Drumkit, voll in seiner Welt eingetaucht und Hazi hochkonzentriert beim Griff in die Saiten und mit der prägnanten Querfalte auf der Stirn, je spiel desto tief, ich will die herausragende Chemie zwischen den Mannen wieder am Werke sehen und spüren und die personifizierte Spielfreude hoch drei erleben. Hoffentlich bald…
Dankedankedanke, liebe Spacelords.
Mein erweiterter Dank gilt allen, die ihren Teil an dieser Scheibe beigetragen haben, und uns Hörern so ein Stück Freilufterlebnis nachempfinden lassen….(yvonne)
Guggstu hier für mehr:
https://www.facebook.com/the.spacelords/
https://www.tonzonen.de/Bands/The-Spacelords
http://www.and-the-world-is-next.de/spacelords/music.html
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