(vo) Sechs Bands hatte das Veranstaltungsteam um Guido Simm und Klaus Walz geladen und die, die zuhören und -sehen wollten kamen in einer vierstelligen Schar in die größte Kulturhöhle Europas, um dort, bei sehr gemäßigten Temperaturen, Klängen des ekstatischswingenden, hypnotischen Voodooblues, Classic Rocks, Psychedelic Stoner Hard Rocks, Kraut Rocks, Psychedelic Kraut Rocks und des Hard Rock in lauschiger Atmosphäre zu lauschen.
Und auch das Wiedersehen mit etlichen Leutinnen und Leuten, Kumpelinnen und Kumpeln in den knapp 450 vorhandenen Minuten machte dieses Event zu einem sehr angenehmen.
Pünkzlich um 17:15 Uhr begann das Hannoveraner Hard Rock Quartett „Fargo“ im 46sten Jahr seines Bestehens, mit zwei Originalmusikern (Peter und Peter, Knorn und Ladwig) und zwei „Neuen“, Nikolas Fritz und Arndt Schulz“, mit seiner Musik. Und wie machten sie das? Ordentlich, routiniert, unaufgeregt, knorke. Einzig das Cover Axtmörderin, „Molly Hatchet ´s“ Dreams I ´ ll Never See sagte mir nicht zu, aber ansonsten war das solides Hardrockhandwerk und das Publikum von 10 bis mindestens Mitte 70 nahm den Auftritt sehr wohlwollend auf.
Nach diesem Set erstmal ein Bier und hinsetzen und philosophieren und Photos gucken und darüber teilweise rummaulen und löschen und nochen Bier und weiter gehts, dabei Aphodyl akustisch lauschen, die machten die vorzügliche Umbaupausenbeschallung mit ihrem Krautgetränkten Rock.
18:30 Uhr: das Schweizer Psychedelic/Stoner/Metal/HardRock/ItaloWestern Uhrwerk „Monkey3“ lud die Waffen durch: Boris-Gitarre/E-Zigarette, Guillaume db-Soundboard/E-Zigarette, Kevin-BassmitSpaß und Walter-Schlagzeug, fast ständig benebelt im Bühnennebel. Und es tickte und lief mal wieder präzise, spannend, spielfreudig, bratend, berstend, knallend, ballernd und einfach großartig ab. Die vier Männer aus Lausanne sind eine Bank, auf Platte und CD sowieso, und live? Eine Schweizer Bank ohne Steuerbertrug und -tricks und doppelten Boden, sie schmecken vollmundig wie Schweizer Schokolade, sie hauen ständig den Lukas, da vibriert deine Seele mit im Takt, da hüpft das Herz vor Begeisterung, da schwitzt der Nacken, man man man, was mal wieder für ´ne Vollbedienung. So wie „Driver„. Danke!
Es wird Zeit für ein paar Aphodyl Gedanken, in Bild und Schrift: 2010 gegründet und den Heroen des Kraut- und Psychedelic Rocks zugewandt, erspielten sie sich im Lauf der Zeit eine beinharte, aphodylische Fangemeinde. Biene, Andre, Arno und Holli verkrauteten und psychedelisierten Live auf festen und leicht schwankenden Bühnenbrettern (ihre Berliner Schiffstouren) ihre Musik zu einem wunderbaren Ganzen das zum abheben abhob, so auch natürlich, in fünf Teilen, in einem Nebenarm der Höhle. Ein schwerer Schicksalsschlag traf die Band in 2018 durch den Tod von Holli, aber, auch sicherlich in seinem Sinne, machte die Band nun zu dritt weiter, wird live unterstützt von Freunden, so wie auch heute abend mit Sängerin Yvi und Schlagzeuger Mike.
Jane: Peter Pankas Jane: Jane sind in den 1970ern immer irgendwie an mir vorbeigerauscht, damals stand ich eher auf Eloy, Birth Control, Can und Epitaph, deren Vinyl auch heutzutage in meinen Plattenregalen nicht abgestaubt werden muß. Peter Pankas Jane hab ich jetzt zum zweiten Mal erlebt und ihr Classic Rock, im weitesten Sinne so zu verorten, mit diversen Einflüssen zog mich neben meinen Photoversuchen doch immer wieder dahin, zuzuhören.
Das machten natürlich andere auch, siehe Photo. Alte Klassiker, die noch immer eine gesunde Patina ausstrahlten, wie „Fire, Water, Earth und Air“ und „Daytime“ kamen sehr gut und rund durch die Höhle, sodaß die 75 Minuten wie im Flug vergingen.
Und Aphodyl in der Pause? Wieder beschwingt und beruhigend…..
DeWolff aus Geleen, Niederlande, großer Chemiestandort: Von Anfang an, das war 2007, spielen die Brüder Luka-Drums und Pablo van de Poel-Gitarren/Gesang und Robin Piso-Keys zusammen, die Bandchemie stimmt also auch. Wie oft hab ich Auftritte des Trios schon erlebt? 15 oder 20? Bestimmt. Zumeist bei Festivals wie Bluesrock Tegelen oder Bluesfestival Schöppingen oder Freak Valley Festival. Ihren ersten Auftritt in meiner Konzertvita werde ich nicht vergessen: am 10.09.2011, vor einer Handvoll Zuschauern im Duisburger Steinbruch. Band und Equipment schon damals sehr professionell, und die Musik? Classic Rock mit großen Einflüssen aus dem Blues- und Psychedelic Rock, aber von Anfang an ohne die Copy und Past Tasten zu bedienen. Machte und macht sehr viel Spaß den drei mittlerweile Mittzwanzigern beide Ohren zu leihen. Und natürlich auch heute abend. „Dance Of The Buffalo“ sorgten zu Beginn für Stimmung inne Bude, äh Höhle, und natürlich die richtige „Medicine“ (vierter Song) für den Abend.
Und zwischendurch auch mal Prost und skol!
Nach diesem doch am Anfang sehr engen Konzert (es wurde immer enger im Photograben) verzog ich mich in die hinteren Gefilde, da wirkt das Ganze Höhlenensemble der mittleren Altsteinzeit noch gewaltiger.
Noch eine Faßbrause und dann wurde die Zeit knapp, denn „My Baby“ riefen auf zum Tanz. Die drei hatte ich in 2015 beim Bluesrock Tegelen erstmalig erlebt und war, genauso wie tausend feiernde Niederländer, begeistert ob dieser Mischung aus Ekstatik-, Hypnotik-, Voodoo-, Blues-, Swamp- und Elektro Rock und Beat, mit sehr viel Slidegitarre vom Neuseeländer Daniel Johnston. Zur Band gehörten und gehören natürlich noch Cato- Gitarre/Gesang/Fiddel und Joost van Dijck – Drums/Backgroundgesang. Drei Songs Zeit für die Photos heute spätabends und danach rythmisch wackelnd durch die Dunkelheit emporschwebend zur Mitte der Kathedrale der Altsteinzeit. Da kommen die alten Knochen in Rythmik, da wirste vom Sound tätowiert, da willste gehen wie ein Ägypter…..
Das war doch mal ein netter Abend, und das Programm für 2020 steht auch schon in den Startlöchern, der Kartenvorverkauf auch: The New Roses, Gerry McAvoy´s Band Of Friends (für mich als Rory Gallagher Fan seit 1972 ein Muß Muß Muß), Birth Control, Bröselmaschine, Peter Pankas Jane und O´phrenic…..(volker)
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