(pmck) Alle Jahre wieder habe ich die Ehre, an diesem wunderschönen Ort in der Mitte vom Nirgendwo in Oberösterreich diese unvergleichliche Veranstaltung mitzumachen. In Waldhausen im Strudengau, am Nepomukteich, findet jedes Jahr das kleine, aber sehr feine Lake On Fire Festival statt. Limitiert auf rund 1.500 Besucher, auf DIY Basis mit einem wundervollen und immer besser eingespielten Team von freiwilligen Helfern, mit ganz viel Amore gemacht, das LOF hat sich seit seinem Auftakt vor ein paar Jahren schnell in der Liste der begehrtesten Stoner Rock Festivals Europas festgesetzt.
2012 hat das Ganze angefangen. Initiator war Veranstalter Jakob, der ein nicht kommerzielles Musikevent zugunsten des Therapiezentrums Waldhausen – eine Einrichtung für Menschen mit Beeinträchtigungen – veranstalten wollte. Bei der ersten Edition am heißen Sommerende September 2012 waren laut Mitveranstalter Stephan rund 300 Besucher und 10 bis 15 Helfer dabei: alles Freunde oder Verwandte, die meisten durchgängig bis heute im freiwilligen Helferteam. Der Backstagebereich, aka. mein jährlicher Arbeitsplatz auf dem LOF, wo Künstler und Backstagehelfer mittlerweile mit zwei warmen Duschkabinen rechnen können – purer Luxus by the way – war 2012 noch sehr improvisiert und unmittelbar neben der Bühne, wo Stagehands die Backlines hin- und herschleppten. Eine Pressekabine gab es nicht, auch keine richtige Küche oder Merch Stand. Als ich 2017 das erste Mal mitmachte, sah schon alles ganz anders aus… und es hört nie auf, sich weiter zu entwickeln – so sollte ein DIY Festival auch idealerweise laufen.
Zum LOF 2019 habe ich es leider erst am frühen Donnerstagabend geschafft. In den zwei Jahren zuvor war ich ja immer eine ganze Woche da… es hat sich komisch angefühlt, dieses Jahr so spät dazu zu kommen – alles war praktisch fertig aufgebaut, die meisten Helfer waren schon dort, die Zelte standen schon auf dem Gelände… Meine Fahrt zum LOF war dieses Mal auch echt nicht ohne – ich musste nämlich zum ersten Mal von Berlin aus starten. Am Mittwochabend machte ich mich dann auf den Weg zum Berliner Hauptbahnhof – einer meiner Unlieblingsorte in Berlin – mein überfüllter ICE fuhr durch die Nacht nach Ulm, von wo aus es dann nach leckerem Frühstuck mit alten Freunden und tatsächlich frischen Brezeln mit einem Freund und auch Helfer des LOF weiter nach Waldhausen ging. Entspannte Fahrt – trotz ein paar Staus und der Tatsache, dass ich seit über 20 Stunden wach war – gefüllt mit guter Musik.
Das Ankommen auf dem LOF finde ich immer sehr schön. Es ist tatsächlich einer der wenigen Orte, wo es mir total leichtfällt anzukommen. Wirklich ankommen, dazu gehören, sich wohl und zuhause zu fühlen, Menschen schätzen und geschätzt werden. Die meisten LOFler treffe ich genau einmal im Jahr und das am Nepomukteich. Die Zeit zwischen den Editionen wirkt jedes Jahr kürzer, jede Wiederbegegnung vertrauter. Wir parkten am Backstagebereich und ich lief sofort runter, um alle zu begrüßen. Jedes Jahr, wenn ich das erste Mal diesen Hügel vom Backstage zum Festivalgelände runterlaufe, kommen so viele Erinnerungen zurück. Wie ich dort 2017 am Morgen nach meinem perfekten ersten LOF ganz laut Free von Acid King sang, wie ich 2018 bei dem Intro von Rotors Volllast schnell runterrannte, stolperte und fast runterrollte. Wie ich letztes Jahr während Yawning Man einfach in den Teich sprang, wie ich bei den letzten zwei Editionen dort kalt duschen musste. Alle Jahre wieder, eine Tasche voller Erinnerungen, die jedes Jahr noch vollgestopfter wird.
Nach dem schönen Ankommen musste ich schnell mein Zelt aufbauen. Mit Hilfe von Adam, der so wie ich 2017 dazukam und seiner tollen Freundin, Emilia, die dieses Jahr zum ersten Mal da war, ging das sehr fix. Danach war ich traditionell mit Volker bei der lokalen Pizzeria verabredet. Für mich gab es Bier, für Volker Almdudler. Andere Helfer kamen dazu, unter anderem der dritte Veranstalter Victor und die besten Merchmenschen der Welt, Elias und Nelly vom ThreeChords Record Store aus Sofia, always working hard. Gelacht, geredet, getrunken. Zeit fürs Bett, morgen geht es ja schon los und im Backstage muss davor noch eine Menge passieren. Zurück auf dem Gelände sagte ich Gute Nacht und schwärmte davon, am nächsten Tag früh aufstehen und eine Runde laufen zu wollen, bevor der Backstagebereich eingerichtet werden musste. Ich fühlte mich aber sehr angeschlagen und hatte tierische Halsschmerzen. Nahm eine brasilianische Erkältungstablette und lag dann für ganze achtStunden im Schlafkoma.
Als ich am Freitag aufwachte, ging ich sofort unter die warme Dusche. Die Halsschmerzen waren schlimmer und ich konnte kaum noch schlucken. Glücklicherweise hatte mein Lieblingsschweizer Tobi, aka. Urgestein aller Stoner Festivals, an mich gedacht und mir eine Packung leckeren, super gesunden Gartensalbei Tee mitgebracht. Gut, dass wir im Backstage immer einen Wasserkocher parat haben. Ich kam aus der Dusche raus und schon konnte es mit dem Backstagebereich losgehen. Putzen, hübsch machen, Bier anschließen, Catering Riders organisieren und Kühlschränke einräumen. Bandbändchen holen, Hipsterwasser (ein LOF Backstage Special: Wasser mit Gurken, Zitronen, Orangen, und was sonst so das Herz begehrt) vorbereiten, Trinkbecher stapeln. Duschkabinen trockenwischen, Angie, aka. Backstagefee seit der ersten Edition begrüßen. Crewshirt holen, Problemkind Kaffeemaschine angehen, Sophie offiziell als Backstagefee kennenlernen. Schön, dass wir dieses Jahr zu dritt die Bandbetreuung übernahmen. Wir konnten uns sehr gut einteilen und es war einfach entspannt und schön mit ihnen. Ein hoch auf uns, Mädels. Wir haben es sehr gut geschafft. Und schon kamen die ersten Bands an…
Vu Garde, Ozymandias, The Picturebooks. Naxatras kamen an und nach langen, emotionalen Umarmungen beschwerten sie sich bei mir, die Kaffeemaschine würde immer noch nicht laufen. Ouzo Bazooka kamen mit neuem Schlagzeuger dazu und ich durfte zum ersten Mal Keyboarderin Dani persönlich kennenlernen. Das Briefing von The Vintage Caravan übernahm Angie, sie kannte die Jungs nämlich noch von ihrem letzten LOF Auftritt. Die Jungs von IAH aus Argentinien kamen ebenfalls schon am Freitag an und erzählten, sie seien das erste Mal in Europa und wollen alles mitnehmen, so gut wie irgend möglich. Alles lief recht entspannt. Volker und ich trafen uns, um unser jährliches RBBS LOF Crew Photo vor der Bühne zu schießen. Die Sonne schien noch, bis Ouzo Bazooka am frühen Abend anfingen zu spielen, danach nur noch Regen. Ich meldete mich am Backstage ab und lief mit meinem halben Liter warmen Gartensalbeitee runter ans Gelände, um ihren Gig anzuschauen.
Gerade fahre ich total auf Middle East Rock ab. Und auf frenetisches Tanzen, den ganzen Körper in Bewegung setzen. Eine gute Kombi für einen Ouzo Bazooka Gig, die mit ihren sanften, alternativen, psychedelischen Klängen die verregnete Festivalluft mit einem friedlichen Gefühl des Glücks erfüllten. Irgendwann überwand ich meine Angst, noch kränker zu werden, und ging in den Regen tanzen. Augen zu und Hüfte los, erster Moment eines Unendlichkeitsgefühls am ersten Tag des LOF 2019. Ouzo Bazooka ist Musik, die einfach glücklich macht. Musik, bei der man die ganze Welt anlächeln möchte und bei der Regen vergessen wird. Danke Uri, dass du so ein tolles Projekt angefangen hast und seit Jahren mit so tollen Musikern unbeirrt fortsetzt. Ich freue mich schon auf nächstes Mal.
Zurück im Backstage ist alles friedlich… sogar viel friedlicher als erwartet. Dieses Jahr waren sowohl Bands als auch Helfer eher weniger in Feierlaune. Vielleicht lag es am Wetter, das den Festivalmood ein bisschen unterdrückte. Ich habe allerdings eine andere Theorie, die mir auch sehr plausibel scheint: wir werden alle älter. Jedes Jahr steht seltener Whiskey und öfters Ingwer und Honig auf den Catering Riders. Ich finde das natürlich auch nicht schlecht, nüchterne Bandbetreuung ist vielleicht weniger lustig, aber jedenfalls auch weniger anstrengend.
Der Himmel wurde immer dunkler. Ich hatte Angst vor einem heftigen Sturm, keine Ahnung ob das mein Zelt mitmachen würde. Aber wir blieben verschont. Irgendwann hörte ich im Hintergrund „Colour Haze ist da!“; und für einen Moment merkte ich, wie mein Herz anfing, schneller zu schlagen. Stimmt, ja, dachte ich. Heute darf ich die deutschen Legenden der Psychstoner Szene persönlich kennenlernen. Ich hielt inne, verdrängte mein inneres Fangirl und erklärte ihnen, wo sie ihre Mahlzeiten holen können. Sie stellten sich vor und bedankten sich für alles, sie sind wirklich drei ausgesprochen nette Menschen. Ich holte Hands und half dabei, ihr Merch runterzutragen, währenddessen rockten The Picturebooks den Nepomukteich.
Naxatras war wiederum ein Tageshighlight… sind die drei Dudes immer für mich. So oft habe ich sie jetzt schon live erlebt, so oft hat mich ihr Gig berührt. Es ist nicht nur die wunderschöne, genau-perfekte-Festival-Musik, es ist das Gesamtpaket. Wie liebenswürdig alle drei Musiker und auch alle drei Crew Members sind, wie viel Hingabe und Mühe sie in ihre Band investieren, die verrückt langen Touren, durch die Tour Manager Stef, aka. one of my favorite people, sie durchbringt. Wie großartig Mischer Dimitri immer seine Arbeit macht. Für Naxatras habe ich ausschließlich ganz viel Amore übrig. Und das bestätigt sich jedes Mal, wenn ich sie live sehe. Ich meldete mich also wieder vom Backstage ab und ging ein bisschen ihren Gig genießen. Orestis, auch Crew Member von Naxatras und, noch viel wichtiger, einer der jährlichen Schutzengel vom LOF, lief an mir vorbei und nahm mich mit. Plötzlich stand ich hinter der Bühne, unmittelbar neben Kostas und seiner Schlagzeugmagie vom Feinsten. Naxatras offizieller Roadie, den ich schon ewig kenne, aber nie den Namen weiß, lächelte mich an und fragte: „Und, lässt es sich von hier auch genießen?“ Eine überemotionale Pearl tanzte weiter, hinter der Bühne, neben Kostas, mit Tränen in ihren Augen. Danke Naxatras, für all die Male, die ich euch auf einer Bühne erleben durfte. Danke auch für eure Energie und eure immer spürbare gute Laune. Ihr seid der Hammer!
Es wurde wieder Zeit, die Lage am Backstage zu checken. Entspannt, sauber, friedlich. Bier war noch da, Essen gab es auch noch, die meisten Künstler waren gar nicht da. Stefan von Colour Haze bereitete sich ganz klassisch mit Tai Chi auf den kommenden Gig vor, es beruhigte und amüsierte mich zugleich, ihm zuzuschauen. Bei Vintage Caravan meldete sich Angie vom Backstage ab und ging runter zur Meute. Ich blieb noch dort und machte schon mal Klarschiff, damit ich nachts nicht mehr so viel machen musste. Es war aber tatsächlich in diesem Jahr besonders sauber im Backstagebereich. Nicht, dass sonst Menschen Chips in der Gegend herumwerfen oder überall Bier ausschütten. Aber diesmal lag absolut nichts rum. Es gab keine mit Unrat überfüllten Aschenbecher, die Mülltrennung wurde respektiert. Nicht mal der Boden war vom Regen ekelhaft. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an die Bands, die so mitdenkend und rücksichtsvoll waren. So macht das LOF jedes Jahr noch mehr Spaß!
Und nun war es soweit. Colour Haze auf dem Lake On Fire… Tausendmal hatte ich die drei Münchner schon live gesehen. Aber als sie als Ersatz für Monster Magnet für den Freitag Headliner announced wurden, wusste ich, das wird für mich ihr schönstes Konzert. Mit ihrer Musik verbinde ich verdammt viel. Colour Haze war – was für eine Überraschung – eine meiner ersten Bands der Stoner Szene, rasch kamen sie dann auf mein Bandpodest. Durch Periscope (1999) habe ich mich in Philipps Spielart verliebt und dadurch mein Faible für die Bassgitarre stark ausgebaut, in einer Unterhaltung über Los Sound des Krauts (2003) kam ich erst auf Samsara Blues Experiment, Colour Haze von 2004 ist unter meinen Top 3 Platten und hat mich immer wieder durch dunkle Zeiten begleitet. Und nach so vielen Jahren kann ich immer noch sagen, dass Colour Haze mindestens einmal jeden Tag meine Playlist besucht. Was für eine wunderbare Ehre es also war, sie auf meiner Lieblingsbühne zu erleben… schade, dass das Wetter so schlecht war. Bei Colour Haze wäre ich nämlich auch sehr gerne in den Nepomukteich gesprungen.
Anderthalb Stunden lang spielten sie alles, was das Herz begehrt. Klassiker nach Klassiker, die Gänsehaut vom letzten Freitag hält jetzt bereits eine Woche an. Das Bühnenbild von Colour Haze macht Philipp sehr groovy: wie der hochkarätige Bassist einfach dasteht und spielt, und währenddessen so aussieht, als hätte er mit der ganzen Sache nichts zu tun. Das hat by the way Volker gesagt, und ich finde, das ist so ziemlich gut beschrieben. Kurz vor Schluss sprang ich schnell in den Backstage hoch, tauschte Geschirr aus. Und dann hörte ich die drei ersten Basstöne meines favorite Colour Haze Songs: sie haben den Gig mit Love abgeschlossen. Was für ein Moment für mich. Schnell rannte ich den Weg zur Bühne runter, stellte mich in den Regen am Teich zwischen Bühne und Publikum, und ließ die Emotionen fließen. Ich schaute während des neunminütigen Bretts um mich, um die Menschen zu betrachten und die Vibes präzise aufzunehmen. Ich sah einen auf Bäume kletternden Menschen, ein sehr glücklich aussehendes Pärchen, zwei Freunde, die mit Bier anstießen. LOF Helfer, die mit dem reinsten Glückgefühl zur Bühne schauten, Photographen, die mit demselben Ausdruck durch die Linsen guckten. Ich betrachtete die Bühne und die Dynamik des Trios. Stephan, Philipp, Manfred. Was für eine Ehre. Nach dem Gig gingen sie zum Merch, ich folgte ihnen, um zu fragen, wie viele Hands sie brauchen würden, um alles wieder wegzubringen. Ich bedankte mich für den wunderbaren Gig und schaute auf Colour Haze, die Platte. Stephan schaute mir in den Augen und drückte mir eine Platte in die Hand. Was für ein Tag!
Zurück zum Backstage und, Überraschung: immer noch sauber, immer noch entspannt. Die wunderbaren LOF Sound Guys kamen langsam hoch auf ein Feierabendbier, während es auf dem Gelände mit der After Party losging. Ich räumte ein bisschen auf und verabschiedete mich von Bands und Helfern. Jakob fragte mich, ob es mir was ausmachen würde, auf der Bühne zu schlafen, um auf alles aufzupassen. Natürlich machte ich das gerne! Ich hasse es, im Zelt zu schlafen… Ich packte meine Luftmatratze, ein paar Decken und Kissen, und lief zum Nepomukteich. Als neue Bühnenhüterin ließ es sich ganz gut schlafen… und vor allem am nächsten Tag wunderschön aufwachen.
Tag zwei fing für mich sehr früh an. Um 6:30 klang schon mein biologischer Wecker, die Sonne war auf. Okay, Sonne ist übertrieben, aber es war halt schon hell. Tag zwei war musikalisch doomig und wetterisch regnerisch, der Morgennebel machte sich langsam vom Fleck am Nepomukteich. Das erste, was ich sah, als ich meine Augen aufmachte, war Lizzis wunderschönes Bild für das LOF 2019. Lizzi, aka. Missfelidae Illustration, aka. eine wunderbare Seele und my new eternal crush, macht seit 2016 das Artwork für das Lake On Fire, und es ist jedes Jahr sowas von gut gelungen. Dass ich sie dieses Jahr persönlich kennenlernen und mit ihr sprechen durfte, war für mich eins der LOF Highlights. Ich schoss ein Bild vom Riesenposter und schaute zum Gelände. Ich mag es, wenn das Gelände so frei ist. Es sieht kleiner aus, wenn die Besucher noch nicht da sind. Es ist ein Gefühl, wie die Ruhe vor dem Sturm. Ich packte Matratze, Decken und Kissen und machte mich auf den Weg zum Backstagebereich. Heute war ich als allererste dran mit Duschen. Ich ließ mir Zeit und hörte dabei alte brasilianische Musik. Wassserdampf erfüllte den Raum und ich konnte wieder nur daran denken, was es für ein Luxus ist, auf dem Gelände warm duschen zu können.
Im Backstage frühstückten andere Helfer. So werden nämlich die Sachen vom Vortag noch in Einsatz gebracht, bevor die Samstag Catering Riders angegangen werden. Angie schrieb mir, sie wäre gesundheitlich sehr angeschlagen und würde erst später kommen. Ich schrieb eine Todo-Liste und suchte noch zwei Hands, die mir helfen konnten, bis die anderen Backstagefees da waren. Danke wieder an Adam und Emilia an dieser Stelle, ihr wart so hilfsbereit und so effizient. Backstage day 2 wäre ohne eure Hilfe nicht möglich gewesen.
Tentacula kam an, den Bassisten Chris kannte ich schon vom LOF 2017, er spielt auch bei Swanmay die Bassgitarre. Witchrider stellten sich vor, was für nette Dudes. IAH, die schon am Vortag angereist waren, sahen vor ihrem europäischen Live Debut positiv aufgeregt aus. Auch bei Minus Green sah ich ein bekanntes Gesicht – Bassist Clemens hatte schon beim LOF 2017 bei Triptonus den Bassisten Jakob ersetzt. Scheint so, als gäbe es keine schlechte Musik, wo auch immer sich Clemens herumtreibt… Dopelord kamen an und es war sehr schön, sie jetzt ein Jahr nach dem Eastfilly Festival wieder zu sehen. Hällas sahen schon vor dem verstrahlten Bühnen-Makeup ziemlich trippy aus, Tides From Nebula kannte ich auch noch von vor zwei Jahren. Und dann kam der Sturm. Diesmal wirklich. Ich lief gerade zum Parkplatz, wollte was ins Auto tun. Es fing heftig an zu regen und ich versuchte ganz cool zu bleiben – „es wird schon, ich werde nicht so nass“, „der Parkplatz ist ja nicht so weit vom Backstage, ich komme gleich zurück“ – ein Witz. Innerhalb von Sekunden war ich klatschnass, hatte auch keine trockenen Klamotten mehr und kam Minuten später in den Backstage zurück, als wäre ich eine Runde schwimmen gewesen. Shit. Danke IAH für das T-Shirt, sieht nicht nur cool aus, sondern war eine wahre Rettung meiner Gesundheit!
Leider mussten Witchrider wegen des immer schlimmer werdenden Blitzsturms ihren Gig unterbrechen. Im Backstage war die Stimmung auch nicht die beste… Veranstalter schauten konzentriert auf komplizierte Wetter Apps, Bands waren um ihre eigenen Gigs besorgt und es gab kurzzeitig keinen Strom mehr. Ich nahm mir die Zeit, um ein bisschen zu entspannen. Und der Regen hörte schnell wieder auf, der Strom kam wieder und die WLAN-Verbindung im Backstage konnte repariert werden. Ein Glück!
Da wir am Samstag weniger Helfer im Backstage waren gab es auch mehr zu tun. Für mich ging Tag zwei wie ein Blitz vorbei. Zwischen der Sturmpause und OMs Ankunft kann ich mich nur an Briefing – Getränke besorgen – Geschirr holen – Merch checken – Aus- und Einladen – Uhrzeiten mit Stagemanager Anton koordinieren erinnern. Ich kam erst wieder zu Sinnen, als OM spielte. Und da habe ich länger Pause gemacht. Bin durch das Festivalgelände gelaufen, habe ein Paar Bier getrunken, tatsächlich ein bisschen socialized. Und was für ein Brett OM war. Seit meinem krass emotionalem Erlebnis auf dem Freak Valley ’18 sind sie für mich sowieso eine der heftigsten Live Bands, die es gibt. So schnell der letzte Ton verklungen war, so schnell war auch Bass-Legende Al Cisneros weg. Mit Synth/Keyboards Dude Tyler habe ich mich aber noch schön und lange im Backstage unterhalten.
Windhand… war erstaunlich. Nicht nur waren sie super krass freundlich, Sängerin Dorthia Cottrell ist einfach göttlich auf der Bühne. Wir tauschten nach ihrem Gig Komplimente aus und das war für mich schon wieder ein My-Diary-Moment. Es ist lustig, wie mein innerer Teenager immer bei sowas emotional präsent ist. Ich glaube halt einfach, die 14-jährige, Pink Floyd hörende Pearl wäre stolz drauf, mittlerweile von so einer schönen Musikveranstaltung Teil sein zu dürfen.
Und dann war das LOF auch schon wieder vorbei. Ich lief noch durch das Gelände und schaute Leute beim Feiern zu. Ich holte mir sogar einen Gin Tonic von der Bar! Und dann gingen die Besucher peu à peu… irgendwann war es dort leer. Das mag ich nämlich auch. Wie die Ruhe nach dem Sturm, eben. Ich lief noch mit meinem Drink zum Backstage, unterhielt mich ein paar Stunden mit anderen Helfern. Es war stockdunkel, wir hatten nur Handylicht. Ich war irgendwann ganz alleine. Ein kleines Ritual von mir. Am letzten Tag, wenn alle weg sind, noch einmal überall alleine sein. Einmal allein durchlaufen, einmal ganz allein die Nach-LOF-Luft schnuppern. Und dankbar sein, Liebe ausstrahlen. Alle Jahre wieder. (Pearl McKurdy)
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