(jm) Schon beim ersten Durchlauf des zweiten Albums von VUG spüre ich eine musikalische „Vintage-Patina“ die ihresgleichen sucht: Spielfreude, handwerkliches Können, aber vor allem raffinierte Arrangements und ein organischer, scheinbar aus der Zeit gefallener Sound zeichnen das Album aus. Es ist beim Hören gerade so, als ob man wieder mal einen alten Klassiker aus dem Regal gezogen hat, mit dem man bestens vertraut ist, der einen aber trotzdem nach all den Jahren mit neuen Facetten zu überraschen vermag. Die acht Songs wirken stimmig und stilsicher, mit überraschend neuen Momenten, ruhigeren Songs, akustischen Gitarren, Balladen, die aber durch die rauen Vocals trotzdem noch immer angenehm ruppig bleiben. Und natürlich fehlen die doppelten Gitarren von Max Raine und Frontmann Felix Scholl nicht, die immer die Richtung bestimmen. Gemeinsam, unterstützend, aber auch sich gegenseitig in Höchstform duellierend werden Akzente und ein dickes Ausrufezeichen vor den Rock gesetzt – dabei spielt es keine Rolle, in welche Schublade dabei gesprungen wird – Heavy, Blues oder Retro werden ohne Berührungsängste hin und her getauscht.
Gute anderthalb Jahre nach dem Debut kommt das zweite Album des Berliner Quartetts. Das selbstbetitelte Debut von 2018 wurde noch mit dem alten Wegbegleiter und Freund Nick DiSalvo an den Drums eingespielt, der sonst als Frontmann und Gitarrist bei den US-Psych-Prog-Rockern von Elder die Fäden in der Hand hält. Deren zahlreiche Touren ließen VUG wenig Zeit und die Auftritte mussten stets gut abgestimmt werden. Doch VUG forderten mehr und mehr Aufmerksamkeit – und letztendlich auch personelle Veränderung. Dass es eine freundschaftliche Trennung wurde, zeigt eines der Highlights des neuen Albums – „Palace Of Sin“ – das in alter Besetzung mit Nick an den Drums eingespielt wurde. Mit Leonard Vaessen wurde nicht nur ein Ersatzmann gefunden, der nach der Auflösung seiner Band White Dukes viel Zeit und glücklicherweise auch noch ein Studio hatte, und so neben den Drums auch die Produktion übernommen hat. Wenig erstaunlich also, dass mit dem Album ein akustischer Schmuckstein entstanden ist, der auch neue Farben und Schattierungen bekommen hat.
„Onyx“ ist ein kleines Vintage-Meisterwerk für alle, die gern in alten Plattenkisten wühlen, die dort entdeckten Perlen von Bands aber nie live in Clubs sehen konnten. VUG hauchen der Ära großer Rockzeiten von den Sechzigern bis zu den Siebzigern wieder einen frischen und heißen Atem ein, den man mit etwas Glück auch noch in diesem Jahr live in Gesicht und Magen spüren kann. Termine gibt’s unten – denn dabei lässt sich die Adventszeit in erstklassiger Vintage-Atmosphäre auf jeden Fall bestens aushalten und das ganz ohne Angst, es wären die „last christmas“. (Jens M.)
Tracks:
- Blue Onyx
- Easy
- Tired Of
- On My Own
- Palace of Sin
- Grief
- Inferno
- Todbringer
Tourdaten:
06.12.2019 – DE Münster, Rare Guitar
07.12.2019 – DE Oldenburg, MTS
08.12.2019 – DE Hamburg, Lehmitz
10.12.2019 – NL Amsterdam, Cinetol
11.12.2019 – DE Kassel, Karnak
12.12.2019 – DE Viechtach, Altes Spital
13.12.2019 – AT Linz, KAPU
14.12.2019 – DE Bamberg, Pizzini
15.12.2019 – DE München, Backstage
20.12.2019 – DE Würzburg, Immerhin
21.12.2019 – DE Berlin, Zukunft am Ostkreuz Homecoming Release Party
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