(Text vo, Photos anthalerero majere) Am 21.11.19 gegen 6:45 Uhr machte ich mich zum zweiten Mal nach 2018 (hier der leider nur kurze Bericht….) auf den Schienenweg nach Salzburg, um beim Dome-Of-Rock für mich neue und altbekannte Bands zu hören und zu geniessen und alte und neue Freund- und Bekanntschaften zu pflegen, zu intensivieren und die Atmosphäre im Rockhouse zu inhalieren…..
Mein Musikferiendomizil war wieder wie 2018 die Pension Elisabeth, ca. 1010 m vom Rockhouse entfernt, und sie war mir wieder eine angenehme Heimstatt für meinen Aufenthalt, der natürlich auch darin bestand, mich mit Kumpel und Mulehead Thomas zu verabreden, der in Salzburg lebt und den ich vor einigen Jahren eben bei einem Gov´t Mule Konzert kennenlernte. Gut Bürgerliches Mittagessen und anschließend für einige Zeit in den Plattenladen in der Linzer Gasse, in dem Thomas Donnerstags Musik an Frau und Mann bringt…..
3 DAYS OF THE FINEST HANDMADE HEAVY+PSYCH MUSIC nennen die Veranstalter ihren Musikreigen und, völlig natürlich bei dieser Anzahl an Bands unterschiedlichster musikalischer Schattierungen, kamen alle Besucher auf ihre Kosten, so oder so.
Leider hatten auch hier die Veranstalter, wie leider bei etlichen Festen in 2019, mit der fast unendlichen Bandabsagengeschichte zu kämpfen: u.a. wegen Krankheit, Instrumentenfehlleitungen, Nichtverjährungen und menschlichen Bedürnissen, aber letzendlich konnte mich auch dieses Line-Up überzeugen. Und was mir besonders auch an diesem und anderen Österreichischen Festen gefällt ist die Tatsache, das der einheimischen Musikerbevölkerung große Aufmerksamkeit geschenkt wird: 7 von 17 Bands stammten aus dem mitunter sehr bergigen Land südlich von Deutschland.

Österreichisch-deutsche Zusammenarbeit für diesen RBBS Bericht: Anthalerero Majere/Stormbringer.at und Volker/RBBS….©Photo-Anna
Donnerstag: Freudige Begrüßung am Einlass einer der Musikkultstätten Austrias: das Rockhouse ist aber auch im europäischen Musikbusiness eine große Veranstaltungsnummer. Umarmungen 1 bis 5 mit Kerstin (Les Lekin, Mädchen für alles und gute Seele des Festes), Peter und Pawel (M.W.A. music with attitude, Veranstaltungsteam, und auch je Les Lekin- und Sativa Root Gitarre), mit der österreichischen Kollegin Anthalerero, eine bekannte Schreiberin und tolle Photographin für Stormbringer.at, die sich im Vorfeld freundlicherweise bereiterklärte, diesen Bericht photographisch zu begleiten und das bestens! Und Marian (Les Lekin). Etliche Wiedersehensfreuden folgten in den nächsten Stunden und Tagen noch….
Lilly B Killed, kurzfristig für die abgesagten Otehi eingeflogen, nee Quatsch, die Dame und die drei Herren konnten zu Fuß gehen da Salzburger, freuten sich sicht- und hörbar in der Bar, der Rockhouse Bar, the Small Dome, darüber, das drei Abende- und Nächte Fest zu eröffnen. Keine Fisimatenten, es ging ab. Kernige Rockmusic with attitude prasselte auf die noch überschaubare Menge Musikfreaks herein, aber je mehr die Lokalmatadore fetzten und Rocksalven feuerten, desto höher wurde die Temperatur durch immer mehr Freaks, die sich ins Ziegelgemäuer unterm Kapuzinerberg drängten. Mea, Murx, Marco und Matt waren quasi der erste Aufguss auf das Ziegelgewölbe. Klasse!
Liquid Sun: die einzige Konstante des Abends im Billing da nicht abgesagt oder eingesprungen: das Trio war zu hundertzehn Prozent nach meinem Musikgeschmack: wunderbare, psychedelische Heavy Rock Reisen in reinster instrumentaler Form, der Rezensent bekam das Wohlfühlgrinsen gar nicht mehr aus dem immer mehr zuwachsenden Gesicht…..schredder, break, schweben, schredder, grooven, „The Devil´s Blues“….darauf erstmal ein schwarzes Bier ordern, skol. Und im Jam danach funkt´s auch mal gewaltig. Wunderbar flüssig fließende Gitarre mit dezentem Groove in weiten Teilen, aber austeilen können sie auch. Erinnerte mich im Saitenspiel ein bißchen an Peter Garstenauer(leider irgendwie untergetaucht), einen österreichischen Gitarristen von dem ich die wunderbaren CDs „Ain´t That Blues + Funny World“ besitze. Und an Ilya Lipkin´s Vorgehensweise, der mit The Re-Stoned genauso großartige Musik herstellt. Jo weiß genau, wie er, ohne das die Zuhörer anfangen zu gähnen, unlangweilige Gitarrensounds kreiert. Ein Heavy Rock Auftritt vom Feinsten: danke Chris, Jo und Mo. Darauf noch ein Schwarzbier bitte…….und wieder mal eine großartige Entdeckung für mich.
Lehm: Eine dunkelschwarze Walze. Was für eine sich ganz langsam bewegende Doommure aus der Steiermark, die, wie ich später am nächsten Tag erfuhr, aber die fast volle Punktzahl des Publikums einheimsten. Für mich war das nix, in dieser Form ist so eine Musik nicht meine Musik.
Freitag: Sechs Bands aus den etwas härteren Hemisphären erwarteten die geneigten Fans, die so zahlreich erschienen das das Schild „Sold Out“ schon früh am Abend die Eingangstür zierte.
KRPL: aus Graz, der Hauptstadt der Steiermark. Die drei Landeshauptmänner der Heavygestählten Mischung aus Metal, Hardrock und Stoner mischten den Beginn des zweiten Abends mit Power und Wucht instrumental auf, die Hütte, äh, die Rockhouse Bar (Small Dome) vibrierte im Takt der Gitarrensalven mit deftigem Groove. Wenn ich mich recht entsinne spielten sie auch „Nature Of Force“, das mich schon bei ihrem Lake On Fire Auftritt 2018 in den Takt brachte und wunderbarer Weise zollten die Jungs heute auch einem gewissen James Marshall Hendrix Tribut, alle Daumen im Gewölbe zeigten Richtung Kapuzinerberg.
Harakiri For The Sky: Heftig, heftig, heftig, und so gar nicht meine Sinne fördernde Musik…. kann ich nix drüber schreiben außer das im prallvollen Big Dome nicht nur die Post-Black-Metal Glocken leuteten…..heftig!
Toner Low: StonerDroneDoom im Small Dome, Boah. Ich liebe diese Band aus den Niederlanden seit ich sie zum ersten Mal hörte, dürfte so 2011 gewesen sein. Seitdem zigmal gesehen, mitvibriert (bei ihrer Performance wackeln die Wände und Böden), Nacken geholt, Manna in den Knien, die volle Dröhnung jenseits der Donnerkuppel. „7,8,9, aus, nee, 7,8,9 und Evil Machinery On The Rise“ lauteten die Botschaften ihrer Playliste, Miranda-Bass, Daan-Gitarre/Effekte/Gesang und Jack-Schlagzeug sorgten für eine vollste Dröhnung, ohne Gras, in schwarzweiß kariertem Bühnenlicht, das zur Musik zusätzliche Effekte in den Sinnen auslöst….das ist und war für mich heute abend nicht mehr zu toppen. Bier her: schwarzes Bier, dunkelschwarzes Bier, oder wie wir hier sagen: pottschwarzes Bier, prost!
An vierter Stelle im Timetable stellte sich der Salzachstädter Fünfer „Our Survival Depends On Us“ in der großen Halle des Doomvolkes auf die Bühnenteppiche und brachialte das zuhörende Volk in andere Dimensionen. Im Vorfeld legte mir Kumpel Thor aus Köln, stolzer Besitzer des Trollmusic Labels, diese Band ins Herz. Ich folgte brav und war ob der Klasse der Band nicht überrascht nach dem Statement von Thor, das hatte Format noch und nöcher. Ca. 400 Jüngerinnen und Jünger, die richtiggehend auf großer Flamme geköchelt wurden mit dieser ziemlich speziellen Musike der fümf Musiker waren hin und weg….und sie konnten noch ein bissel länger spielen da Candlemass zu spät die Flughafentoilette in Frankfurt/Main Airport verliessen, den Flug nach Salzburg verpassten und zur Krönung auch noch ihre Instrumente fast zu spät am Rockhouse eintrafen, erst einige Minuten vor Auftrittsbeginn. Gut für uns?
Phantom Winter: Aus den Trümmern von Omega Massif (die ich auch fünf Jahre nach dem Split noch schmerzlich vermisse) entstand diese fünfköpfige Formation, auch in der Würzburger Gegend. Die Gleichheit mit Omega bestand nicht nur heute abend darin das aus es aus dramaturgischen Gründen fast zappenduster auf der Bühne war, aber sehr passend zum Sound: der herbderbedunkelschwarze Sludge mit tiefergelegten Growls und Geröhre ließ das Gewölbe der Rockhouse Bar wieder wackeln….
Candlemass: 33 Jahre alt oder jung ist dieses schwedische Urgestein der epischen Doomszene, zig Besetzungswechsel konnten dem Sound aber nicht viel anhaben denn Gründer Leif Edling ist ja noch dabei. Heute abend agierten die Fünf in der Form das sie in ihren Epic Doom auch, wie bei unserem Freak Valley Festival 2018, schweren Metal einschweißten. Das verlieh der Aufführung noch mehr Punch und Groove, den die brechend volle Hütte, äh, der Big Dome, begeistert abfeierte. Gewaltiger Abschluß des zweiten Tages. Ich merkte danach im Körper mein nicht mehr junges Alter und ging in Doomtempo zurück zur Pension. Die frische und kalte Luft in der Schallmoser Haupt- und der Vogelweider Straße erfrischte aber….
Samstag: Fön…..gegenüber dem Vortag nicht nur gefühlte 15° Unterschied im sonnigen Wetter. Ich aus der Pension zum Einkaufen (Schartner Bomben – Billa + Sissi Taler – Spar) mit Parka raus und nach fünf Metern zurück: Parka rein und aus und mit Hoodie raus.
Da um 18 Uhr leider noch viele Gäste fehlten (blümeranter Kopf wegen Fön?) entschloss sich das Veranstaltungsteam, das die White Hills erst um 18:30 Uhr den zu diesem Zeitpunkt dann doch schon gut gefüllten Big Dome mit ihrem New Yorker Großstadtgeflüster der Motorik Art aufmischten. Ego Sensation, diesmal am Schlagwerk und Effekte und Gesang, und Dave – Gitarre und Gesang und Effekte, abwechselnd im Gesang und auf die Punkte, auf die es ankommt, spielend. Ich hab die Band schon oft erlebt, immer gut, und ich mag ihren ganz speziellen Stil, der sie so einzigartig in der Szene macht: Psychedelischmotorischer Artrock mit gut gesteuerten Fuzzeinpeitschern. Großartiger Auftakt, für mich perfekt.
Godsleep: Sie hatten damals die Ehre, unser erstes Freak Valley Festival zu eröffnen, in 2012 und vorletztes Jahr erschien ihre erste LP „Thousand Sons Of Sleep“ bei unserem Rock Freaks Records Label. Und was machen die so? Rock, Punkt. Sie rocken und im besonderen Sängerin Amie. Unterstützung erfuhr die griechische Band durch einen männlichen Ölprojektor Künstler, der wunderbare Farben in allen erdenklichen Verschwurbelungen auf die Bühnenwand zauberte. Godsleep: visuell und akustisch das volle Brett, Danke!
Somali Yacht Club: als Teil der Sound Of Liberation Sonic Ride Tour Vol. 1, hier am Abend zusammen mit Stoned Jesus. Durch den krankheitsbedingten Ausfall nicht nur meiner Götter My Sleeping Karma konnten die beiden Bands aus der Ukraine die Tour trotzdem starten und fortführen, dank verschiedener Special Guests, wie im D-O-R Fall Mars Red Sky. So, die Somalis starteten mit einem Geburtstagskind, Basser Artur und mit ihrem Misch aus Psychedelic-, Stoner-, bissel Post- und Shoegaze Rock. Da ich das Trio eine Woche vorher beim Tourstart in Köln schon erlebte wusste ich ja was uns so in etwa erwartet: am besten in Augen zu Modus fallen und geniessen.
Nun war die Hütte fast so voll wie am Freitag, holldrio! Den Veranstaltern sei es herzlich gegönnt!
Hemelbestormer: Die Einebner! Da brauchste keine Abrissfirma, die vier reißen alles ab. Eine Sound Wand sondergleichen, ohne Erbarmen, Post Metal wie ich ihn seltenst in dieser Qualität in diesem meinem Leben bisher erlebte: unglaublich dicht, brachial, berstend, dazu immer melodisch, brachen sie über die fast bis an die Decke gestapelten Jüngerinnen und Jünger im Small Dome herab und herein. Wie eine Welle rauschten lange und kurze Haarmähnen im Takt der Klänge, Orthopädietaugliches Zeug bis an die HWS /BWS Schmerzgrenzen. Kerstin und Antha, Pawel und Peter neben mir kamen noch bis zum Oberkörper mit ihren im Takt schlackernden Köpfen, bei mir klappt das nicht mehr, aber ich gab mir alle Mühe bis an den Rand des Machbaren……was für ein Fest, und mein Highlight dieses Festes neben Toner Low: diese Band aus Belgien und das Beste was ich neben früher Omega Massif, eben Toner Low und Sunnata bisher hörte.
Mars Red Sky: ab 22:00 Uhr das völlig konträre Programm zu den belgischen Postmetallern, musikalisch genau meine Wellenlänge: psychedelische Klangwelten die wunderbar fliegen und fließen, zigmal live erlebt. Bei mir scheidet sich immer der Geist an Gitarrist Julien´s Stimme, die doch sehr speziell hoch tönt. Also einige Zeit zugehört und neues Schwarzbier geordert und tiefgründige Gespräche mit Liquid Sun Gitarrist Jo über tote Helden der Sechssaitenszene geführt.
L’ira del Baccano: langsam aber sicher wurden Knochen, Sehnen und andere relevanten Teile meines Körpers immer müder, aber diese Band aus Italien, tief, bis an die Oberkante Unterlippe im 60ies, 70ies Psychedelic Sound versunken, schaute ich mir noch an, die köstliche Musik wurde unterstützt durch Ölprjektionen auf der Bühnenwand, roaring Psych Rock.
Stoned Jesus (siehe die beiden Photos) und Chango (bitte um Verzeihung) schaffte ich nicht mehr, Stoned Jesus hatte ich ja wie den Yacht Club aus Lviv schon letzte Woche in Köln erlebt: „Bright Like A Morning“ und „Electric Mistress“ gab es sicherlich hier auch, sind sie doch Dauerbrenner im Programm des Trios aus Kiew.
Ich bedanke mich beim M.W.A. Team für die Akkreditierung und für´s wohlfühlen und die wunderbare Musikmischung, bei den Licht- und Soundhexern (tolle Jobs macht ihr). Beim Rockhouse natürlich, und bei den großartigen Thekenfrauen und -männern: schenk ma noch ein´ ein……und besonders bei meiner netten Kollegin Antha, die viel aus ihrem Leben im Metal und Stoner zu erzählen weiß und hat, für die Photos und für viele, humorige Plaudereien…..Danke! (volker)
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