(js) Es gibt Bands, die sich – im Binnenverhältnis mit mir – einen Namen vor Allem durch interstellare, galaktische Liveauftritte gemacht haben. Dazu gehören tatsächlich auch „Coogans Bluff“. Häufiger gesehen und dabei stets für fantastisch befunden. Und dabei gibt es diese Band bereits seit 2003. Das erste Studioalbum erblickte im Jahre 2007 das Licht der Welt. Seither weiß dieses Quintett aus dem Städtekonglomerat Rostock/Berlin mit ihrem beinahe einzigartigen, genreüberschreitenden Stil zu überzeugen.
Auf der einstigen Besetzungscouch des Jahres 2003 sitzen bis heute zwar nur noch die Brüder Willi (Gitarre) und Charlie Paschen (Schlagzeug) sowie Bassist Clemens Marasus, aber nun an Max Thum (Saxophon) und Stefan Meinking (Posaune) festzumachen, dass sich etwas in der musikalischen Ausrichtung der Band geändert hätte, wäre verlorene Liebesmüh. Denn wie soll sich auch etwas verändern, was sich ohnehin im steten Wandel befindet? Einmal mehr schaffen es nämlich „Coogans Bluff“ ganz wunderbar, sich auf keinen Stil festlegen zu lassen. Auch wenn durch die Bläserfraktion schon auf den Vorgängeralben ein leiser hinzugewonnener Hang zu mehr Fusion- und Jazzrockeinflüssen nicht ganz verhehlt werden kann.
Mit welcher nicht nur gelebten, sondern vor allem auch spür-, respektive hörbaren, Lässigkeit eine neuerliche Melange aus 60s/70s-Hardrock, Psychedelic-, Kraut- und Wasauchimmer-Rock geschaffen wird, ist nicht nur verblüffend, sondern vielmehr gehörgangsanregend. Und dabei geht dieser vielleicht etwas gesundheitsgefährdend anmutende musikalische Spagat ohne jede muskuläre Verspannung von Statten. Stringent ist aber in der Entwicklung des Quintetts gleichwohl, dass die Einflüsse aus dem Stonerrock und dem Punk aus den Anfangsjahren auch auf der Reise nach „Metronopolis“ weiterhin zurückgefahren werden.
Eher leger und lässig, dabei aber auch gerne mal sperrig und verzweigt, lassen es die Wahlberliner krachen. Indiz dafür ist schon der Opener „Gadfly“, dessen Marschrichtung die Bläserfraktion kompromisslos vorgibt. Hier scheint sich schon ein hochglänzendes Glamourmagazin mit dem guten alten – Bahnhofsvorhallen verruchten – „Schlüsselloch“ in einer nur allzu befriedigenden Manier zu verpaaren. Es zeigt sich schon hier, dass „scheu“ im Vokabular der Band nicht existiert, „innovativ“ dagegen steter Begleiter ist. „Mellotronistisch“ geprägt kommt sodann „Sincerely Yours“ daher. Unterstützt von wunderbar harmonischen „West Coast“-Einflüssen bietet dieser Track neben „Hit And Run“ (höre ich da etwa „The Cure“-Klänge heraus?) den melodischeren, etwas leichter zugängigen „Laidback“-Part des Albums.
Dem gegenüber stehen instrumentale Klangträumereien, die insbesondere in den beiden Siebenminütern „Zephyr“ und „Soft Focus“ vollends in den Kosmos der „Coogans“ abgleiten lassen. Mal aggressiv psychedelisch, dann wieder krautrockig und zu guter Letzt auch mal begleitet von avantgardistisch anmutenden Keyboardpassagen. Vollends überzeugend dabei, wie wunderbar immer wieder die eigentlichen Songstrukturen den Jungs nie entgleiten. Immer wenn man der Meinung sein könnte, sich vom eigentlichen „Flow“ zu entfernen, fangen dich die Jungs wieder müde lächelnd ein. „Creatures Of The Night“ bietet darüber hinaus den beiden Blasinstrumenten den nahrhaften Boden, auf dem sie eigentlich gebaut wurden. Nämlich einen fantastisch funkigen Groove, der nicht nur die Beine in einer unglaublich rhythmischen Bewegung hält, sondern dabei auch für eine gute Laune sorgt, an dem sich mancher Wohlfühltee noch ein aromatisches Beispiel nehmen könnte.
Dieser Output überzeugt vor allem durch seine wenig massenkompatible Grundaussage. Und dies in einem einzig positiven Sinne. Hier muss man sich nicht mit einer musikalischen Mixtur, welche in Deutschland so sicherlich seines Gleichens sucht, auseinandersetzen, sondern man darf es. Mit diesem einmal mehr unglaublich abwechslungsreichen Album ist „Coogans Bluff“ ein weiterer Geniestreich gelungen. Die Kunst, sperrig daher kommende Passagen mit harmonischen Phasen zu verpaaren, treibt das Quintett hier wahrlich auf eine künstlerische Spitze. „Metronopolis“ begeistert durch eine hohe musikalische Vielfalt, ohne dabei auch nur ansatzweise seine atmosphärische Dichte und Homogenität aufs Spiel setzen zu müssen. Die künstlerische Höchstpunktzahl ist dann nur noch eine logische Konsequenz…..(jensS)
Tracklist:
01. Gadfly
02. Sincerely Yours
03. Zephyr
04. Hit And Run
05. Creatures Of The Light
06. Soft Focus
07. The Turn I
08. The Turn II
Anfang 2020 gehen die Jungs auch auf Tournee. Also hin da! Ich habe die „Coogans“ zuletzt auf dem JunkYard In Dortmund gesehen und werde sie mir in eben jener Stadt im „Piano“ erneut ansehen. Und ihr solltet mir Folge leisten. Sollte Dortmund für euch außer Reichweite sein, habt ihr noch weitere Möglichkeiten. Hier die bis dato fixen Termine:
30.01.20 Knust, Hamburg
31.01.20 Blue Shell, Köln
01.02.20 Forum Bielefeld, Bielefeld
13.02.20 Musiktheater Piano, Dortmund
14.02.20 Cadillac, Oldenburg
15.02.20 Lux, Hannover
28.02.20 Groovestation, Dresden
12.03.20 Feierwerk, München
13.03.20 Goldmarks, Stuttgart
14.03.20 KuBa – Kulturbahnhof Jena
26.03.20 Z-Bau, Nürnberg
27.03.20 Coq d’Or, Olten
28.03.20 The Cave, Frankfurt
24.04.20 Peter Weiss Haus, Rostock
25.04.20 Lido, Berlin
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