(as) Fans sind von Paul Armfield Platten gewohnt, deren Songmaterial einem Leitmotiv folgt, und sein jüngstes Werk bildet dahingehend keine Ausnahme. Auf „Domestic“ dreht sich nämlich alles um den Begriff „Heimat“ und seine möglichen Bedeutungen.
Mit seinem aktuellen Sujet setzt sich der Singer-Songwriter sowohl auf direkte als auch abstrakte Weise auseinander. Es geht um Häuslichkeit und das Einigeln im engen Familienkreis (oder wie in seinem Fall Selbstisolation – höre „I‘m Not Here“), aber auch Armfields Verständnis von Landes- oder Volkszugehörigkeit („Home“), was wohlgemerkt weitestgehend abseits politischer oder gesellschaftlicher Fragen geschieht.
Der grob wirkende Zweimetermann, dessen Musik konträr dazu ausgesprochen fragil wirkt, schlägt schon im eröffnenden „January“, das wahrlich winterliche Züge trägt, einen wehmütigen Ton an, den er bis zum Ende durchhält. Das macht „Domestic“ bis zu einem gewissen Grad zu einer einseitigen Angelegenheit, schmälert Pauls kompositorische und emotionale Leistungen aber nicht im Geringsten.
Schließlich dürfte jeder etwas mit der zugrundeliegenden Materie anfangen können, und da die Chose schon rein instrumental ein breites Spektrum abdeckt, hängt man dem Künstler umso aufmerksamer an den Lippen. Die opulent arrangierten Highlights „Nowhere“ und „Fledgling“ zeichnen sich gerade dadurch aus, dass Armfields Mitmusiker ein geradezu „World Music“-artiges Flair verbreiten.
Der italienische Gitarrist Giulio Cantore entpuppt sich als heimlicher Star der Scheibe, wohingegen Bassist Max Braun für eine angemessen warme Produktion gesorgt hat, die „Domestic“ zu einem gleichsam aufwändigen und minimalistischen Art-Folk-Album macht. Vergleiche zu anderen Acts zu ziehen fällt schwer, denn eindeutige Parallelen möchten sich partout nicht ziehen lassen … womit sich Popup Records einmal mehr als findige Spürhunde bestätigen, was originelle und unbedingt hörenswerte Musik angeht.
Popup Records
http://www.paularmfield.com/
January
I‘m Not Here
You
Home
Nowhere
Fledgling
Flagbearers
Wrong
Heartache
Alone
Andreas Schiffmann
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