(as) Auf ihrem neuen Album bieten „Wytch Hazel“ feinsten Rock-Metal … und wer hätte angesichts ihrer bisherigen Diskografie etwas anderes erwartet? In den letzten knapp zehn Jahren hat die Gruppe aus der englischen Grafschaft Lancashire ihre historisch und fiktiv (von Fantasy-Literatur, jedoch nie plakativ) getränkte Melange aus dem Sound diverser Seventies-Größen („Wishbone Ash“, „Thin Lizzy“ – höre das dudelnde „I Will Not“ – und „Jethro Tull“), die das Vereinigte Königreich hervorbrachte, sowie den frühsten Ausläufern der New Wave of British Heavy Metal stetig weiter perfektioniert, weshalb „III“ als bloße Variation dessen, was man von der Band kennt, nicht im Geringsten enttäuscht.
Der Nachfolger von „II: Sojourn“ (2018) stellt dieser Tage eine prima Ergänzung zu den aktuellen Werken von „Dark Forest“ dar, die wohl nicht nur zufälligerweise Landsleute von „Wytch Hazel“ sind, doch Gitarrist und Hauptkomponist Colin Hendra, dessen Organ mittlerweile zu den charismatischsten der Szene gehört, geht seine Sache gelassener an als die meisten artverwandten Combos.
Trotz ihrer verhältnismäßigen Jugend vermittelt die Gruppe ein alterfahrenes Bild, das keine Superlative zuzulassen scheint, sondern klassisches Songwriting („Ancient of Days“ klingt wie „Angel Witch“ in Zeitlupe, und „I Am Redeemed“, was für ein Drama …) vor plakativen Griffbrettsport und dergleichen stellt. Der einzige Schönheitsfehler, den ‚Archangel‘ aufweist, ist ausgerechnet das Schlüsselstück ‚Archangel‘, das „Wytch Hazel“ mehr als offensichtlich auf „Blue Öyster Cult“ respektive deren wahnsinnig erfolgreiche Nachahmer Ghost gebürstet haben … oder ist die Ähnlichkeit mit deren Pop-Metal lediglich Zufall? Egal.
In jedem Fall bietet „III: Pentecost“ von der Gruppe gewohnte Kost in auf Songwriting-Ebene weiter verschärfter Form. Wer Metal mit gehöriger Hardrock-Schlagseite und erhebend positivem Charakter schätzt, erhält hiermit einen Anwärter auf sein Lieblingsalbum 2020.
Bad Omen/Cargo/30.10.2020
He is the Fight
Spirit and Fire
I Am Redeemed
Archangel
Dry Bones
Sonata
I Will Not
Reap the Harvest
The Crown
Ancient of Days
Andreas Schiffmann
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