(heinzwa) Wie wir dem Waschzettel des Albums entnehmen dürfen, hat Matthews seit seinem 16. Lebensjahr (heute ist er 28) mehr als 1000 Konzerte absolviert. Livetermine waren sein Lebenselixier. Sogar auf dem Freak Valley Festival schlug er 2016 auf. Mit 12 Jahren wurde er im Rahmen des Notodden Blues Festivals von John Mayall auf die Bühne gebeten. Er hatte denkwürdige Begegnungen mit Jeff Healey und B.B. King und seine Tourneen als Vorband von Robben Ford, Walter Trout, Joe Bonamassa, Toto, Gregg Allman oder der Tedeschi Trucks Band sprechen Bände …
Das Classic Rock-Magazin beschrieb Matthews vielseitiges Talent einst mit den Worten: „Er schreibt, singt und spielt wie ein Besessener“. Unsere Freak Valley Freunde werden das vermutlich ausdrücklich bestätigen. Aber wie ging es nun für ihn im Lockdown weiter? Er sagt: „Ich habe gejobbt wie ein Verrückter. Als Pizzabote, als Blumenlieferant, als TV-Statist, als Assistent eines Baumchirurgen oder als ehrenamtlicher Helfer des Staatlichen Gesundheitsdienstes NHS.“
In den neuen Songs verarbeitet er diese Erfahrungen. Zum Beispiel im Titeltrack „Pizza Man Blues“. Er sollte ’ne Menge Pizzen an eine Kasernenanlage liefern. Dort wurde er von einer bewaffneten, aufmerksamen Wache empfangen. „Ich musste ihnen glaubhaft versichern, dass in den Pizzen kein Sprengstoff versteckt war.“ Nach Überprüfung gab es Entwarnung.
Im ersten Track „Mayday“, der mich vom Drive her an Motörhead erinnerte (Man muss sich halt nur die Stimme von Lemmy hinzu denken) gibt Matthews von Anfang an die Richtung vor. Stichwort: Klimawandel. Zu einem wilden Fuzz-Lick formuliert es Matthews so: „Ich sehe den Track als eine Art Brief von Mutter Natur an die Erde. Sie will, dass wir etwas ändern.“
Und auch in „Grateful“ bzw. noch intensiver in „Grateful Unplugged“ macht er aus seinem Herzen keine Mördergrube. „Eine Pandemie abzuwarten, während des Brexits, ohne die Freundin und ohne die Möglichkeit auf Tour zu gehen – das ist nicht gerade ideal. Trotzdem finde ich viele Gründe, (insgesamt) dankbar zu sein. Ich habe großes Glück. Um harte Zeiten zu überstehen, muss man halt an das Gute glauben.“
Und nach gewissen Lockerungen in jüngster Zeit erschien auch für Krissy wieder der Regenbogen: Er wurde kürzlich von der Hamburg Blues Band und von Stoppok eingeladen mitzuspielen. Und jetzt also sein neues Album. Stilistisch überschreitet der Musiker britisch-norwegischer Herkunft erneut viele Grenzen – von Rock, Soul und Blues bis hin zu Country, Folk und Indie.
Da lohnt sich das Reinhören.
(Heinz W. Arndt)
Krissy Matthews „PizzaManBlues“
Ruf Records 1291
Im Vertrieb von in-akustik
10 Tracks
Laufzeit: 48:25 min
VÖ: 27. August 2021
Musicians:
Krissy Matthews – Lead Guitar & Vocals
Joshua Rigal – Bass & Backing Vocals
Kristel Morrison – Backing Vocals
Max Marwell – Drums, Percussion & Backing Vocals
Greg Coulson – Keys
Track List:
Mayday
The Man Said No
Disaster
Anti-Social Media
Hairdryin‘ Drummer Man
Pizza Man Blues
Ride
Carry You
Grateful
Grateful Unplugged feat. Layla Zoe (Vocals) & Felix Peikli (Clarinet)
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