(andreas) Hört man „The Flat Earth Rider“, kommen unweigerlich „Orango“ als Vergleichspunkt in den Sinn, die Landsleute von „Suncraft“ sind. Diese Norweger legen hiermit allerdings erst ihr Debüt vor und wildern auf ähnlichem Terrain, nämlich klassischem Hardrock mit einem beherzt knatternden Sänger, der auch Stoner-Fans ansprechen wird. Was dies betrifft, ist das bleischwere „Lingo Hive Mind“ die Vorzeigenummer, wobei der Text das übergeordnete Konzept in verdichteter Form formuliert.
Dem Titel entsprechend geht’s auf dem Album nicht nur um Anhänger der Scheibenerde-Theorie, sondern wunders wie „quer“ denkende Verschwörungstheoretiker generell. „Suncraft“ kamen während des ersten Lockdowns im Rahmen der Corona-Pandemie auf dieses Thema, haben sich aber weder ihre Laune verderben noch ihre hohe Spielfreude nehmen lassen.
Großartige Gitarrenarbeit zeichnet die Platte vom ersten Track an aus. Das Titelstück glänzt gegen Ende mit einem wahnsinnigen Solo-Freakout, der das zuvor im Refrain etablierte Gesangs-Hook aber nicht im Geringsten herabwürdigt. Die Band agiert grundsätzlich Song-orientiert, woraus sich kompakte Single-Anwärter wie das swingende „Space Buddha“ ergeben, doch selbst innerhalb dieser vier Minuten ist noch Platz für eine verspielte Instrumental-Bridge.
„Commie Cannibals“ und „Adaptation“ schreiten etwas gemächlicher einher, drücken aber kein bisschen weniger kraftvoll, derweil das Pendel zwischen Laut und Leise während des letztgenannten Songs herrlich unvorhersehbar ausschwingt. „The Flat Earth Rider“ wäre aber nur gehobener Durchschnitt, wenn das Grande Finale fehlen würde…
„Bridges To Nowhere“ veranschlagt zehn Minuten für sich und zeigt „Suncraft“ zunächst so, wie man sie bis hierher kennengelernt hat, dann täuscht die Gruppe kurz verkifftes Gewaber an, ehe sie zu proto-metallischen Gesten ausholt und sich sogar – jawohl – klirrendes Geschrammel zu Blast Beats aus dem Kreuz leiert. Dieses Glanzlicht nimmt es mit der wankelmütigen Opulenz von „Mastodon“ zu „Leviathan“-Zeiten auf, ist also Sludge in Reinkultur und rundet ein Album ab, mit dem sich dessen Schöpfer für den Titel „Newcomer des Jahres“ empfehlen.
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Flat Earth Rider
Space Buddha
Lingo Hive Mind
Commie Cannibals
Adaption
Bridges To Nowhere
Andreas Schiffmann
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