(to) Schon beim Anblick des famos gestalteten Covers geht mir hier das Herz auf. In meinen Augen trägt dieses Motiv die visuelle Fortführung des ebenfalls schon grandiosen „Dark Days“ Albumartworks in sich. Obwohl das digitale Material hier schon seit längerem mächtig akustisch in meinem Gehörorbit kreist, sehne ich mich zweifelsohne nun genau so sehr nach dieser Vinylausgabe, wie sich ein halb Verdurstender ein Glas Wasser herbeisehnen würde.
Eigentlich ist nur eine bekannte Nummer des letzten Studioalbums, „Dark Days“ von 2012, auf dieser ultraleckeren Scheibe vertreten. Der gleichnamige Titel „Dark Days“ wird jedoch in einer verlängerten und weitaus vielschichtigeren Version mit erweiterten improvisierten Parts dargeboten.
Die drei anderen Highlights sind Neukompositionen.
Alles zusammen wird mit diesem einmaligen Roadburn-Live-Feeling intoniert, so das man eigentlich von einer komplett eigenständigen Produktion im Live Format sprechen kann. Hier werden nicht einfach mal nur allseits bekannte Nummern eins zu eins live bespielt, sondern es wird individuell einzigartiges und neues Material dazu gepackt und umfangreich serviert!
Dank dem bestens aufeinander abgestimmten Bandgefüge bekommt der faszinierte Zuhörer eine unglaublich breitgefächerte Klangvielfalt nach Hause geliefert.
Der zweite Gitarrenpart ist zusätzlich ein druckvolles Element, was dem gesamten Sound noch diesen Tick mehr das satte und ausfüllende Volumen verleiht. Hier wird Musik gelebt und mit viel Gefühl angereichert.
Die akustische Bandbreite zieht sich von einer psychedelisch spacerockenden Füllung bis hin zur krautig elektronischen Glasur. Alles wirkt verdammt fesselnd und kickt zudem genau mit diesen großartigen und vielschichtigen Gitarren-Nuancen. Diese Schallwellen fräsen sich regelrecht noisehaftig, mit vollem Wahwah- und Fuzzwahnsinn, gefühlvollen Drumsequenzen und geschmeidigen Basslines in meine beiden Lauschorgane.
Dazu wird eine absolute Überdosis an akustischen Eindrücken vermittelt und gekonnt dem willigen Hörer in die eigenen Sinne transformiert. Hier passen einfach die Vibrations untereinander und deshalb ist insgesamt ein höchst variables und aufeinander eingespieltes Soundreferenzteam am opulenten Machwerk. Dieses „Monster-Roadburn-Brett“ klingt wahrhaft hypnotisch, tranceartig treibend und ekstatisch berauschend, so das man dieses intensive Live-Feeling wirklich selbst noch vor der heimischen Anlage spürt!
Da es mir beim andächtigen durchhören fast jedes mal den eigenen besagten Soundvogel abschießt, habe ich mir in meinem musikalischen Leichtsinn mal gedacht: „Wie wäre es denn, wenn mir Sula Bassana diesen gepflegten Roadburn Ausflug mal ganz persönlich aus seiner eigenen Sichtweise schildern würde.“ Gedacht – getan. Mit ein paar dringenden Fragen, die mir dazu selbst in meinen besagten Gehörgängen brennen, hab ich dann mit allergrößter Wichtigkeit einfach mal um eine kleine, feine Beantwortung gebeten. Dazu kommt nun immer erst eine Frage und darunter steht die jeweilige Antwort von Sula Bassana. Also bitte sehr:
Wann ist bei Dir der Entschluss gereift, Dein langjähriges Soloprojekt auch einmal live zu präsentieren? Gab es dazu eine spezielle Initialzündung?
Ja, gab es! Walter (Cheforganisator beim Roadburn) fragte 2 Jahre lang nach, ob es nicht möglich wäre, wenn Sula Bassana live auf dem Roadburn spielen könnte! Was für eine Ehre!!! Lange überlegt, aber letztlich zugesagt! Freut mich riesig, dass der Macher des größten europäischen Underground Festivals auf meine psychedelische Musik steht!!!
Wie gestaltete sich die umfangreiche Organisation um das zu realisieren und wie groß war die Unterstützung aus Deinem Umfeld dazu?
Naja, erstmal musste der Beschluss gefasst werden, das überhaupt zu tun. Da ja auf meinen Alben bis zu 4 Gitarren, 2 Bässe plus Keyboards, Drums etc. gleichzeitig zu hören sind, musste in Kauf genommen werden was anderes zu bieten, also abgespeckt und trotzdem repräsentativ. Was lag da näher als meine engsten Mitstreiter Electric Moon, also meine Freundin Lulu und Schlagzeuger Marcus zu fragen, da wir eh relativ gut aufeinander eingespielt sind. Für mehr Gitarre (da klar war, dass ich auch Keybords spielen werde) musste jemand gefunden werden, und da kam uns natürlich Rainer Neeff in den Sinn, da wir schon zusammen bei Krautzone und Zone Six spielen. Also eine enge Familienband sozusagen! Wir haben eine Woche lang miteinander geprobt. 2 Songs und etliches Spontanes. Wichtig war ein Gefühl für die Musik miteinander zu bekommen.
War es ein kniffliger Prozess, neue passende Songideen für dieses Ereignis zu entwickeln und hatten Deine Bandkollegen/in auch einen gewissen Einfluss darauf?
Na das war schon knifflig, vor allem für mich, dadurch, dass meine Musik im Aufnahmeprozess entsteht, also auch recht spontan und schnell, und ich meine eigenen Songs dann natürlich nach dem Aufnehmen nie wieder spiele. Also das Raushören der Mellotron-Akkorde für den Dark Days hatte mich schon einige Zeit beschäftigt, und das fehlerfreie Nachspielen selten geklappt, hahaha! Die anderen haben sich natürlich mit eingebracht was auch gut war und beabsichtigt! Rainstorm basiert z.B. auf einem kurzen Riff von Rainer, woraus wir dann zusammen das Stück kreiert haben. Was allerdings auch sehr frei ist, wie die anderen Stücke des Konzerts.
Wurden die auserwählten Stücke vorab einstudiert und geprobt oder habt Ihr Euch einfach rein gefühlsmäßig in einer spontan improvisierten Live-Aktion treiben lassen?
Wie gesagt, wir haben eine Woche, naja, 5 Tage oder so, miteinander geprobt. Neben Dark Days haben wir auch Departure vom Dark Days Album live gespielt, der hat’s aber nicht auf die Platte geschafft (aus Zeitgründen), und für die CD-Version hab ich ihn schlicht vergessen! hahaha! Der war aber auch nicht so wichtig für’s Livealbum, da die Version der Studioversion recht ähnlich war.
Wie hast Du insgesamt diesen Auftritt aus Deinem Blickwinkel wahrgenommen und welches Gefühl hattest Du persönlich auf der Bühne?
Puh, insgesamt alles recht stressig, war mit 3 Keyboards, meinen Gitarreneffekten, 2 Amps und dem ganzen Kram etwas überfordert, da beim Aufbau irgendwie zuwenig Platz war und ständig jemand (Techniker) über meine Sachen gestiegen ist etc. Mannomann, da bin ich ins Rudern gekommen, vor allem, da nur 15 Minuten für den Umbau angesetzt waren! Dann noch kurzer Soundcheck, und siehe da, ich hör Rainers Gitarre lauter als meine, und er mich lauter als sich. Das konnte dann aber nicht mehr geändert werden… hahaha, das sind so die Querelen, die man bei so einem Auftritt hat! Außerdem ist Roadburn so und so der volle Wahnsinn! Überall Leute, mit Auto kann man nicht an die Location fahren, also das Equipment durchs Publikum tragen/rollen. Und überall verlockend duftende Rauchsäulen… Ständig wird man in Gespräche verwickelt und das für 10 Stunden pro Tag, oder so… puh, nach 3 Tagen dieser Art braucht man erstmal Urlaub!
Gibt es zudem für Dich bei diesem Roadburn Auftritt diverse Soundsequenzen, die Dich jetzt im Nachhinein immer mal wieder selbst richtig flashen und diverse schöne Erinnerungen zurück- oder hervorrufen?
Nachdem ich das Konzert gemixt hatte konnte ich es lange Zeit nicht mehr hören. Langsam geht es wieder und ich kann es komplett genießen! Es gibt schon ein paar richtig gute Momente über die ich mich sehr freue!
Wie wurde Musik insgesamt zum Dreh und Fixpunkt Deines Lebens? Gab es dazu ein gewisses Schlüsselerlebnis?
Musik hatte mich schon immer begeistert! Wichtige Momente/Einflüsse: Ein Pink Floyd Tape, welches ich von meiner Schwester bekam, mit 10 oder so… später Schulze und Tangerine Dream Kassetten/Platten. Pink Floyd Konzerte, Hawkwind Konzert… Irgendwann war mir auch bewusst, dass ich nicht in einem normalen Job arbeiten kann und will, und dann der Entschluss des selbständig Arbeitens, mit Label und so… Bin froh diesen Schritt getan zu haben!
Bei Deinem großen und umfangreichen Arbeitspensum in alle möglichen Richtungen scheinen Freizeit oder Urlaub eher Fremdwörter zu sein. Wie kannst Du überhaupt entspannen oder abschalten?
Boh, momentan irgendwie kaum… Bin aber froh wieder des öfteren ins Studio gehen zu können, um neue Alben aufzunehmen! Manchmal isses ECHT zuviel, da reichen 10 Stunden Büroarbeit am Tag kaum aus… So ein Label beschäftigt einen massiv!
Werden wir evtl beim Auftritt von Electric Moon auf dem Freak Valley Festival 2015 auch in den Genuss einer Deiner Sula Bassana Songs kommen?
Nee, Electric Moon ist ja eine eigenständige Band mit genug Material!
Wird es in naher Zukunft vielleicht auch mal eine Sula Bassana Live-DVD oder sogar eine anberaumte Sula Bassana Tour geben?
Nee, das ist mir doch zuviel Aufwand. Mir macht’s mehr Spaß meinen Gedanken im Studio freien Lauf zu lassen und dort völlig abzutauchen! Dieses Jahr kommen noch 2 neue Alben, sowie eine Split-LP mit Komet Lulu und mir auf einer Seite, sowie Lamp Of The Universe auf der Anderen. Nachdem „The Night“ und „Kosmonauts“ grade re-released wurden wird das ein fettes Sulajahr!
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Vielen Dank an Sula Bassana für seine persönlichen und interessanten Einblicke.
Dieses unglaublich soundintensive Scheibchen ist am 10. April 2015 bei Sulatron Records erschienen und wurde zudem wieder einmal von Krautrock Legende EROC gemastert. Das fantastische Covergemälde stammt aus der kreativ umwerfenden Feder von Lulu Artwork! (Komet Lulu). Ich freue mich schon jetzt wie ein akustisches Alienfuzzel, das Vinyl andächtig auf den heimischen Plattenteller zu legen, um diese fantastische Liveathmosphäre genüsslich aufzusaugen. Deswegen stehe ich nun ungeduldig in den analogen Startrillen um eine dieser 777 limitierten Kopien in schwerem, marmorierten Wax in meine Finger zu bekommen. Also bleiben für Euch nur noch 776 Sahnescheibchen übrig. Wem es ähnlich geht, brauch nicht lange überlegen und sollte schleunigst seine Bestellung aufgeben. Es lohnt sich zu 776 Prozent! … (Tom)
Trackliste:
1) Rainstorm (13:05)
2) D-Light (11:59)
3) Dark Days (18:04)
4) Alienfuzz (5:52)
Line-Up:
Sula Bassana: guitars, synthesizer, mellotron, fx
Komet Lulu: bass, FX
Marcus Schnitzler: drums
Rainer Neeff: guitar, FX
http://www.sulatron.com/xoshop/?xploidID=b557bca7b02a06e5c71409e2f0aff5f0
http://sulabassana.bandcamp.com/
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