Mit Lucid Void, Glanville, Ruff Majik, My Sleeping Karma, Colour Haze
(vo) Nach einer Anfahrt mit einer traurigen Erkenntnis (ca. 200 km A 3 und B 455 in zügigem Tempo), Stichworte Insektensterben und Windschutzscheibe (dort nicht ein totes Insekt. Bis vor 2 Jahren wäre die Scheibe doch Insektengesplattert) kam ich pünktlich zum 18 Uhr Einlass am Schlachthof an. Nach Empfang der Akkreditierung + Photopass (danke SOL Kat + Rene) schaute ich mich erstmal in der Arena um: beeindruckende Halle, 2300 Leute passen rein. 5 Bands riefen an diesem heißen Abend auf zum tanzen, feiern, freuen und ein- und abtauchen.
Lucid Void aus Alzenau betraten gegen 18:20 Uhr die Bühne und läuteten einen äußerst vergnüglichen „Feier“abend ein: Bela-Bass, Jakob-Gitarre, Max-Drums und Samba-Tasten. Und was machen die für Musik? Oberbegriff: Musik zum abdriften und wegtauchen. Instrumentaler, psychedelischer Stoner, hörbar von Colour Haze, My Sleeping Karma, Causa Sui und auch noch Kraut Rock beeinflußt, mit sehr eigenen Noten, beeindruckend.
Die vier Jungs (kann ich wirklich behaupten, Altersdurchschnitt wohl um die 22) ließen sich auch durch eine Gitarren Pedalbord Havarie für ca. 5 Minuten nicht aus der psychedelischen Ruhe bringen, dann wird eben solange ein tanzbarer Grooveteppich gelegt….klasse. Klasse auch der restliche Sound, das ist und wird `ne Perspektivband (ein anderer Ausdruck fällt mir nicht ein) für „unsere“ Szene, bin ich mir sicher.
Nach dem feinen Auftritt erstmal raus, es war drinnen arg warm, aber auch draußen nicht viel kühler, egal. Mit einigen Bekannten über das bevorstehende Freak Valley Fest ausgetauscht, unsere „Festivalheftmacherin“ Angela gehörte auch dazu. Um 19:10 Uhr enterten Glanville die Bühne und machten Alarm von der Dritten Sekunde an.
Ihr Hard Rock Gebräu mit Zutaten aus Thin Lizzy, Iron Maiden und Glanville ist auf ihrer Mini CD schon ´ne Wohltat für´s Musikgemüt und live? Bärenstark. Mit allen Attributen einer funktionierenden Hard Rock Band: Shouter Rene und seine Truppe drumrum, die in verschiedenen anderen Bands teilweise völlig andere Musik fabrizieren, hauten auf den Putz: mit großartigem Posing, fliegenden Haaren, deftigem Groove und wunderbaren Songs. Hier könnt ihr reinhören- und sehen. Sie spielten sich durch ihre komplette CD „First Blood“, machten Stimmung inne Bude und verströmten mächtig viel Spaß. Den Reaktionen des Publikums nach zu urteilen auch völlig verdient. Als Zugabe noch den Ozzy Song „Crazy Train“ und fertig. Machte mächtig Laune auf demnächst mehr.
Nächste Pause. Und um 20:10 Uhr Premiere: Ruff Majik aus Pretoria. Die drei Südafrikaner sind zum ersten Mal in Europa und machen eine kleine Tour, u.a. Stuttgart, hier und beim Freak Valley. Benni-Drums, Jimi-Bass und Johni-Gesang und Gitarre gruben mit unheimlicher Power und Wucht, sattestem Groove und im weitesten Sinne Garage Rock mit Stoner und Sludge und Doom die Halle um.
Aber enthalten sind in ihrem Sound dermaßen viele Einflüsse und ein besonderes Merkmal: Groove, Groove, Groove. Johni verfügt über eine außergewöhnliche Stimme, klingt wie Vocoder, aber das mußte einfach live hören. Benni und Jimi und Johni braten einen Sound: Haareausraufend, nicht Gelenkneutral und schweißtreibend…..sowas hab ich noch nicht gehört, lasst euch überraschen und hört unbedingt rein.
Und nun verlasse ich mal wieder den Pfad der Berichtsobjektivität und feiere zum wiederholten Mal eine meiner Leib- und Magenbands: My Sleeping Karma sind eben aus Aschaffenburg, aber nicht von dieser Welt, aber spielten für uns ab 21;15 Uhr auf dieser Wiesbadener Welt. Selbst bei meiner absoluten Unobjektivität: frag dich mal durch „unsere Szene“: du wirst nichts anderes über MSK hören wie: Live immer eine Macht, zum Heulen schöne Musik, Groove, große Verbundenheit innerhalb der Band und mit den Freaks. Die ihnen huldigen: du siehst eine große, tanzende Volks Seele, eine Welle nach der anderen vor der Bühne, viele geschlossene Augenpaare, vollstes Karma, prasselndriesiger Applaus nach jedem Song, ich muß mich bremsen das nicht wieder der Gaul mit mir durchgeht.
„Prithvi, Akasha, Vayu
und Glow 11″: hineinfallen und völlig versinken, mit gutem Karma, keep your karma! Matte, Norman, Seppi und Steffen: ich verneige mich mal wieder zutiefst…und ca. 400 Freaks taten es mir nach, die Stimmung war am Anschlag. Und Volker hatte mal wieder Freudentränenalarm….kuck dir das Bild von Steffen an den Drums an dann weißte Bescheid was los war.
Zum Abschluß des Abends und ihrer „Kreuz und quer durch Europa Tour“ beehrten uns Colour Haze: diese Band darf und muß als Initialzündungsmechanismus für den psychedelischen Stoner in Deutschland bezeichnet werden. Sie beeinflussten die Szene auf beeindruckende Weise und auch heute abend.
Und weil es auf ihrem letzten Album „In Her Garden“ so wunderbar passte nahmen sie auf dieser Tour auch den Tastenmann Jan mit, der dem Sound der Urgesteine zahlreiche I-Tüpfelchen hinzufügte und heute abend zufügt. Stefan Koglek, wie meist ohne Socken Bühnengeerdet und mit meisterhaftem Sound aus u.a. seiner Halbakustischen, der stoische und unverzichtbare Bassmann Philip, der mit seinem Sound Wände wackeln lässt und Manni der Drescher, der die ganze Chose filigran und berstend nach vorne prügelt. Und dazwischen Jan, der auch solistisch einiges zu bieten hat. Das Ganze eingerahmt von Shine-a-light Lichtzauberer Marco Menzer.
Und mit „She Said“ zu Beginn kann wahrlich nix schiefgehen. Knapp 20 Minuten Spaziergang durch die Stonerszene, was willste mehr. Im Photograben, zusammen mit Anders, einem Photographen aus Schweden!, wurden wir wegen der Länge des Songs von der Security gebeten, nach dem nächsten Song Grabenphototechnisch aufzuhören…..3 Songs no flash kann bei Colour Haze mitunter ´ne Stunde dauern……mit einem Lächeln im Gesicht und mit sehr guter Musik vollgesogenen Ohren und ein paar netten Photos auf der Speicherkarte trat ich gegen 0:30 Uhr die Heimreise an…..tolle Bands, tolle Leute, tolles Ambiente…Dankeschön!…(volker)
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