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High on Fire – Electric Messiah

(js) „High On Fire“-Anhänger wissen im Grunde genau, was sie bekommen werden, wenn sie eine neue Scheibe der Jungs aus Oakland auflegen, da das Trio seit 20 Jahren zuverlässigen Stoner-/Sludge-Metal liefert. Das achte Studioalbum der Band, „Electric Messiah“, und besonders der Titeltrack kommt einem wahren Tribut an den großen Ian „Lemmy“ Kilmister gleich. Frontmann Matt Pike erkennt ohnehin an, dass seine recht kehlige Stimme oft mit der der späten Motörhead-Legende verglichen wurde.

Fast ein Jahrzehnt lang wechselten „HoF“ von einem Produzenten zum nächsten. Erreichten Gold-Status mit Steve Albini („Blessed Black Wings“) und Jack Endino („Death Is This Communion“), bevor sie mit Greg Fidelman das arschtretende „Snakes For The Divine“ ablieferten. In Kurt Ballou fanden sie dann jemanden, der mit ihnen durch den Schlamm watete und sie ungemein rau, düster und extrem klingen ließ, ohne dabei aber eine gewisse Dynamik zu unterdrücken. Ein drittes Album von Ballou produzieren zu lassen, hätte womöglich den Anschein erwecken können, als dass es nichts Neues auf „Electric Messiah“ gäbe, aber Band samt Produzent strafen uns Lügen. Und das, obwohl sich Matt mitsamt seiner Kumpels von „Sleep“ fast zeitgleich auch um deren Output „The Science“ kümmern musste. Der Qualität von „Electric Messiah“ ist jedoch ohne Wenn und Aber zu entnehmen, dass der Musiker auch beiden Bands genügend Aufmerksamkeit widmen konnte, um qualitativ keinerlei Einschränkungen in Kauf nehmen zu müssen..

„High on Fire“ haben ohnehin lange Zeit eher im Schatten von „Sleep“ gelebt. Und letztlich waren es auch die Erfolge mit „Sleep“, die es Pike erlaubt haben, seinen Festanstellung endgültig aufzukündigen und sich einen „1978er El Camino“ zuzulegen, von dem er immer geträumt hatte. All das war mit, „High On Fire“ nicht möglich, auch wenn er mit seinen Jungs – gefühlt – unentwegt „on tour“ war. „Electric Messiah“ lehnt sich wieder mehr an die „Sabbath-Seite“ von Pikes patentierter „MotörSabbath“-Mischung an, was fast darauf hindeuten könnte, dass Sleeps aktuelle Erneuerung ein wenig auf „HoF“ abfärbte. “ Steps of the Ziggurat/House of Enlil “ ist zum Beispiel beinahe ein blitzschnell dargebotener „Sleep“-Track. Eben unter „High-on-Fire“-Bedingungen gespielt. Pike bringt seine fetten Riffs wieder punktgenau zum Kochen. Auch „God of the Godless “ enthält diesen unverkennbaren „Sleep“-Boogie, der kompromisslos übertönt wird, wenn Pike und seine Kompanie zu „Slayer“ mutieren. Auf „The Witch and the Christ“ ist sogar ein Zeitsprung zu „Blessed Black Wings“ zu erkennen, als sich „High on Fire“ als Metal-Band zu etablieren begannen, ohne dabei jedoch die doomigen Wurzeln zu verlieren.

Und überhaupt, wenn „High on Fire“ ihre Instrumente malträtieren, ist es immer noch, als würden sie das ganze Universum bereisen. Die meisten anderen Bands würden mit der Art und Weise, wie „HoF“ auf „Spenen From the Earth“ agieren, nicht mal ansatzweise konkurrieren können. Der Titeltrack selbst entstand aus einem Traum – einer göttlichen Vision – wenn man so will -. der Pike widerfuhr. Motörhead ist, und war immer schon, so immens wichtig für „High on Fire“, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis Lemmy selbst mal in einem ihrer Songs auftauchte. „High on Fire“ stellen Mr. Kilmister in diesem Song nicht nur als ihren „Messias“ dar, sondern eben auch als das, was er war. Ein Mann, der Frauen, Videopoker und Jack and Cokes (den „Lemmy“ eben) liebte. Nicht umsonst startet der Track mit einem doch sehr „Ace of Spades“ affinem Riffing.

„Sanctioned Annihilation“ ist Pikes Interpretation eines Sabbath-Epos, das sich offensichtlich vorstellen kann, eine gewinnbringende Mixtur aus Tony Iommis monolithischen Riffs und längeren, melodischeren Balladen aus der Sabbaths Dio-Ära zu sein. Nicht dass dieser Song eine Ballade wäre, aber diese größere musikalische Spannweite und das dich so wunderbar einnehmende Gefühl, welches nun einmal besondere Lieder auszeichnet, ist hier geradezu spürbar. „Sanctioned Annihilation“ ist vielleicht „High on Fires“ „Sign of the Cross“. Der Song zeigt, dass Pikes Ehrfurcht vor solch grandiosen Vorbildern ihn nicht daran hindert, seinen eigenen Fußabdruck zu hinterlassen. Dieses Stück verrät zudem auch, wie kraftvoll Schlagzeuger Des Kensel agiert und wie treibend Jeff Matz‘ Bassspiel ist. Und wie wichtig beide sind, um „High on Fire“ zu dem zu machen, was es ist. Und ohne sie gar nicht sein könnte. Gerade Kensel kombiniert hier nahezu perfekt Dave Lombardos doublebass und Dale Crovers hypnotische, aber knallharte Stimmung. Exakt einen solchen Background benötigt Pike, der selbst schon zwischen so vielen Extremen pendelt. „Sanctioned Annihilation“ ist aus dem gleichen Holz geschnitten wie „Snakes for the Divine“, eines ihrer beliebtesten Lieder. Mit diesem Track stürmen die Jungs aus Oakland die Spitze des Berges und erreichen einen Moment musikalischer Erfüllung. Und das ist, vor Allem, das „High on Fire“, das wir sehnlichst erwartet haben. Und erhielten.

Pike sprach in einem Interview davon, dass „Electric Messiah“ das beste Album in der 20-jährigen Bandgeschichte sei. Und ja, derartige Aussagen hat man schon viel zu häufig von Musikern gehört oder gelesen. Wobei ich ehrlicherweise sagen muss, dass ich mich schwer tue, ihm hier und heute zu widersprechen. Grundsätzlich waren „High on Fire“ noch nie für einen echten musikalischen Rohrkrepierer verantwortlich (auch beinahe eine Gemeinsamkeit zu ihrem Idol Lemmy), aber „Electric Messiah“ ist in meinen Ohren tatsächlich das abwechslungsreichste, energetischste Album der Band um Matt Pike. Und womöglich kann man mit der hier aufgezeigten Innovationsfreudigkeit und Kreativität die ohnehin große Fanklientel noch erweitern können. Verwundern würde es mich nicht…..(JensS)

Tracklist:

01 Spewn from the Earth
02 Steps of the Ziggurat/House of Enlil
03 Electric Messiah
04 Sanctioned Annihilation
05 The Pallid Mask
06 God of the Godless
07 Freebooter
08 The Witch and the Christ
09 Drowning Dog

https://www.facebook.com/highonfire/
http://highonfire.net/

Filed under: Album Reviews, Sludge, Stoner,

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