(as) Satz mit X? Das war wohl nix … Fünf Euro ins Phrasen-Sparschwein, den Rest des Geldes gespart, statt ihn in „The Edge“ investiert zu haben.
Bei Belladonna handelt es sich um ein für internationale Weihen eigentlich indiskutables Projekt, dass sich aus verschiedenen stilistischen Bereichen speist und bei der Umsetzung dieser Einflüsse nicht gerade mit Ruhm bekleckert.
Dieses ermüdend lange Album verschränkt sogenannte Neoklassik (rudimentär orchestrale Arrangements, umgesetzt ohne Instrumentalisten aus Fleisch und Blut) mit operettenhaftem Gesang im Alt- bis Sopran-Register und ein gewisses Berliner-Schule-Flair mit gewollt psychedelischen Gesten, die weder im herkömmlichen Sinn rocken noch im übergeordneten Kontext Sinn ergeben.
Geigenklänge, perkussive Momente, elektronisches Blubbern … auf „The Edge“ geschieht an und für sich eine Menge, im Endeffekt aber leider dennoch kläglich wenig. Die Kompositionen sind von einer setzkasten-artigen Anmutung, als hätten ihre Schöpfer wahllos Stilmittel aus ihren Lieblingsgenres miteinander verklebt, ohne zu berücksichtigen, ob sie zusammenpassen oder nicht.
Über weite Strecken verbreitet das Material gepflegte New-Age-Langeweile, wobei die Longtracks – der Pseudo-Prog „Man In Motion“ und das rein akustisch gehaltene Titelstück mit enervierenden
Sitar-Klängen, die überdeutlich nach Retorte klingen – besonders unangenehm auffallen.
Schlimmer ist nur noch das schier unerträgliche Geleier, ob es nun von Männlein oder Weiblein kommt.
Das trippige „Dreamfile“ erinnert an neuere Arbeiten des Norwegers „Oberon“ und wäre ein seltener Lichtblick auf „The Edge“, hätte die Männerstimme nicht diesen penetrant naiven Ausdruck.
Hölzerne Songstrukturen und eine pappige Produktion, die quasi latent nach Kinderzimmer riecht, unterstreichen zusammen mit einfältigen Texten, dass man „Belladonna“ selbst mit niedrigen Ansprüchen meiden sollte.
Insbesondere die beiden ultimativen Tiefpunkte „Awakening“ (irgendwo zwischen Liedermacher und Neofolk) „Liebling der Götter“ (Live-Aufnahme einer zweisprachig deutsch-englischen Schunkel-Nummer) …
Etage Music
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65:39
Interlude
The Edge
Awakening
Dreamfile
Sometimes
Man In Motion
Cold Song
Amor Libertatis
The Edge (Acoustic)
Liebling der Götter Live 2017
(Andreas Schiffmann)
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