(vo) Um von Anfang an klarzustellen: Auf dieser CD bewegen sich Rustikaltät und Ruppigkeit in rauer, mitunter auch zerbrechlicher Schönheit, da gibts ungeputzten, schnörkelfreien Sound, und: keine zusammengefügten Egotrips zweier Musiker, sondern gemeinsam zelebrierten Blues mit Herz und Seele. Und um die gleich zu hörende Musik mit der Bekleidungsindustrie zu vergleichen: Es gibt nix krawattiges, glattgebügeltes oder Duftgespültes, keine Jeans mit vorgebleichter Patina und vorgefertigten Löchern, sondern zig Jahre alte, speckige Jeans mit natürlich gewachsenen Rissen und Kanten, und verwaschene Shirts mit Bierfleckenrändern. Und Schweiß aus allen Poren….
Und es gibt eine Stimme zwischen Omar Kent Dykes, Tom Waits und Udo Wolff (Das Dritte Ohr) und eine mitunter fröhliche, traurige und trashige Harmonika. Meist verzerrten und rohen Gitarrensound, mit und ohne Slide, billiges Equipment, aber nix billiges, und Kickdrums als Percussion.
40 Minuten und 10 Songs, alles eigenes Zeug: zwischen Veranda und Juke Joint, zwischen Lagerfeuer und strohausgelegter Kaschemme, auf Biergetränkten Bühnenplanken.
Whiskey On Valentine´s sind Diddy Metzger-Vocals+Harp und Peter Stahl-Guitars+Kickdrums. Diddy stammt aus der Blues mit Roots Szene, Peter war eher in die Rockszene involviert. Und haben sich zusammengefunden um den Blues zu haben? Ja, und das sehr gelungen.
Eingeröhrt wird der Silberling mit „Dr.Daze“, einem eingängigen Rauhblues, bei dem Diddy seiner Stimme die Rauheitsstufe 10 verleiht (Rauheitstsufe gleich Verstärkerstufe) und die Harp zeigt was sie kann: erzählen und klagen ohne zu jammern. Und was macht Peter: er unterfüttert mit Kick und eingängigen Riffs und macht den Blues blau!
Der Albumhöhepunkt schon an zweiter Stelle? Ja, trotz durchgängig hohem Niveau gibt es diesen Ausreißer noch obendrauf, „11 Stout“: tiefster Seelenschmerz in den Blues gekippt und deine Körperhaare fabrizieren „Kippenvel“ (ich liebe diesen niederländischen Ausdruck für Gänsehaut). Das ist BLUES! Donnerlittchen.
Weiter im 12 Takt sind der Titelsong „Highborn Girl“ und „It´s Summertime“, zwei Bluesrocker, nicht hochwohllöblich geboren oder sommerlich, sondern im Mississippi Ufersumpf wühlender Blues.
Die „Veranda“ Abteilung umfasst die Kompositionen „Lonesome Cowboy Seb“, „Gasoline For Breakfast“ und „September Serenade“ wobei erstere auf der Countrywelle cruist, Gasoline mit sehr melodischer Harp um die wunderbare Akustikgitarre kreist und die Serenade sicherlich den Tom Waits Award erhalten würde, großartig!
„ADHD“ treibt und treibt und treibt und treibt……..und im gleichen Takt strebt „Fucked Up Bitch“ die Chose nach vorne.
Harter Duo Stoff aus deutschen Blueslanden, noch selten anzutreffen in dieser Härte in der Szene hierzulande, das ist der Stoff aus dem weitere Tonträger gewebt werden sollten, bitte!….(volker)
Ps. Dank an Bernhard Schulte: weißte Bescheid.
Tracks:
- Dr Daze
- 11 Stout
- Highborn Girl
- It’s Summertime
- Lonesome Cowboy Seb
- Gasoline For Breakfast
- ADHD
- Fucked Up Bitch
- Teenage Revolution
- September Serenade
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