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Bell Baronets – Tied Up in Red

(as) Der sägende Fuzz-Gitarreneffekt ist auf „Tied Up in Red“ allgegenwärtig, aber „Bell Baronets“ lassen sich gewiss nicht auf Stoner-Klischees festlegen, zu denen dieser Sound ja bekanntlich gehört. Stattdessen verschmelzen sie nahezu alles, was die Rock-Pioniere der Seventies für die Ewigkeit in Stein meißelten zu einem lockeren Ganzen ohne dezidiert eigene Duftnote.

Wohingegen der krachende Video-Track „Show My Heart“ exemplarisch für die Grundausrichtung der Band steht, Tun sich „Bell Baronets“ mit der störrischen Rhythmik von „Rattle My Cage“ und „Inked“, einem kompositorisch trickreichen „stop and go“ mit sachtem, Indie-Pop-kompatiblem Chorus, zumindest bis zu einem gewissen Grad als stilistische Grenzgänger hervor. Hier dringt etwas von der freigeistigen Haltung der Alternative-Szene der frühen 1990er durch, in deren Zusammenhang häufig Schlagwörter wie „Noise“ oder „Math Rock“ fallen.

Dass „Bell Baronets“ bis zuletzt in einem fort europaweit Konzerte gegeben haben, was für eine Quasi-Hobbyband beachtenswert ist, wirkt sich positiv auf ihre Kompositionen aus, denn ungeachtet diverser Schlenker – höre etwa auch die traumhaft melancholische Ballade „Gold in Them Hills“ oder das treibende „Volta“, ein breitbeiniger Hit von der Leichtigkeit früher „Arctic Monkeys“ – treffen die Tracks auf „Tied Up in Red“ meistens ins Schwarze … wenn eben auch über Umwege.

„It‘s Not Because of You“ dackelt während der ersten zwei Strophen im Stechschritt einher, wozu der schwelgerisch getragene Refrain einen Kontrast setzt, und dann schraubt sich die Combo zu einem fast epischen Finale hoch. So gelingt es ihr jeweils binnen drei bis vier Minuten im Rahmen einer übrigens wohltuend zeitgemäßen statt krampfhaft anachronistischen Produktion, eine Reihe enorm eingängiger Lieder an den Mann respektive die Frau zu bringen.

Man braucht „Bell Baronets“ nun nicht gleich als eidgenössisches Gegenstück zu „Royal Blood“ oder „The White Stripes“ zu küren, aber eine moderne, mehrheitsfähige Kapelle, die sich lobenswerterweise auf alte Tugenden beruft, sind Front-Charismatiker Silvan Gerhard und Co. zweifelsohne. Mit dem zarten ‚Ain‘t No Match‘ und dem teilweise ebenfalls eher luftigen „Driven“ zum Schluss sie letztlich sogar Post-Rock-Qualitäten, was „Tied Up in Red“ endgültig zu einem Rundum-glücklich-Paket macht.

Black Pike Favorites, 18.10.2019

http://www.facebook.com/bellbaronets

34:41

Closer

It’s Not Because of You

Rattle My Cage

Gold in Them Hills

Inked

Shoot My heart

Volta

Craving

Ain‘t No Match

Driven

Silvan Gerhard (g)

|Michael Kühni (b)

Claudius Ammann (d)

Andreas Schiffmann

Filed under: 70s, Album Reviews, Hardrock, Indie, Postrock,

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