(Text vo, Photos tn) Mein ehemaliger Arbeitgeber DB AG enttäuschte mich nicht und wir (dabei war noch Sir Tobi ab Freiburg als mein anfänglicher Pratteln- und Festivalguide, herzliches danke dafür) kamen auf die Minute pünktlich am sehr frühen Nachmittag in Basel SBB an, stiegen in die S-Bahn und fuhren noch zwei Stationen nach Pratteln, der Heimat des legendären Musiktempels Z7. Wir suchten aber zuerst unsere Hotels heim, meines nur 5 Gehminuten vom Tempel entfernt, um für die nächsten drei anstrengenden, angenehm lauten und feuchtfröhlichen Tage und Nächte liegende Ruhe, Dusche und Frühstück zu vermitteln.
Blogkollege Thomas, während des Festes für die visuellen Musiker- und Bandeindrücke dieses Berichtes zuständig, traf kurze Zeit später ein. So gegen 17 Uhr enterten wir nach Empfang eines Visums, äh Photopass und Bändchen und anschließendem Kontakt mit der Security (perfekte Arbeit) das fast völlig überzeltete Gelände und erkundeten die Eß- und Trinktheke(n). Die Preise in der Schweiz allgemein sind nix für sparsame Schwaben, hier natürlich auch nicht, außer das Nichtalkoholische, das waren normale Preise auf Westniveau.
Das Festival verteilte sich auf zwei Bühnen, eben die Side Stage, die sich quasi draußen befand, aber überdacht und dicht, auch für die Raucher und Nichtraucher und die Main Stage, die sich in der Z7 Halle befand, 27 Bands der verschiedensten Genres geigten für das vollzählig so gut wie ausverkaufte Terrain auf.
Donnerstag: um 18 Uhr hieß es dann auf zum ersten musikalischen Gefecht mit den schwedischen „Firebreather“ auf der Side Stage. Die kannte ich noch nicht und deren Doom-Stoner-Sludge rüttelte ganz schön an den Gelenken und die gespielten Geschwindigkeiten sorgten für wohlige Zufriedenheit. Später erlebte ich noch ein „Heliuminterview“ der Jungs im Backstage……der Interviewer und ich haben jedenfalls vor lachen kaum was verstanden
……Anschließend in die Halle, wo die „Black Rainbows“ aus Italien mit ihrem bis zu den Augenbrauen in den 70er Jahren zementierten Heavy Rock mit Psych und Fuzz und Acid die schon recht große Gemeinde das teure Bier verschütten ließ. Alarmierender Rock mit Geschichtsbewußtsein: hat was, ist was, tut was, schmeckt!
„Monolord“ zum dritten? Ich meine ich hätte den Göteborger Dreier vor diesem Auftritt in diesem Jahr zweimal erlebt und auch zum dritten enttäuschten sie natürlich nicht, sie sind zu jeder Zeit und jeder Gelegenheit ´ne Bank, besonders passend zur Schweiz. Und sie haben es wieder getan: Empress Rising, ihre Hymne in meinen Ohren. die Entdeckung der Langsamkeit in unserer schnelllebigen Musikzeit, und du brichst dir in Zeitlupe den Nacken……
Darauf folgte die nächste Bank jeden Festivals unserer Kreise, das deutsche Stoner Ursuppekonzentrat „Colour Haze„. Im August noch beim Lake On Fire zu dritt erlebt waren sie hier zu viert auf der Bühne, und mit den Tasten klingt ihr Sound natürlich vielschichtiger und weil sie zum Schluß auch noch „Get It On“ in die Menge feuerten, das die Wände wackelten, meinen sehr herzlichen Dank dafür. Danach meine erste Auszeit denn die Musik von „Eyehategod“ kann ich nicht verarbeiten. Zum guten Schluß des Auftakttages die schwedischen Bühnenabreißer „Truckfighters„, da herrschte Alarmstufe sprunghaft rot im Auditorium….
Freitag: 14:30 Uhr Dienstbeginn, quatsch: Vergnügungsbeginn mit den Schweizer Post Rockern „E-L-R“, zwei Mädels an den Saiten, ein Junge hinter der Schlagdraufbude, noch nie gehört, gesehen und? Für großartig befunden, demnächst gibt es eine Rezi ihrer Erstveröffentlichung hier im Blog. Ihre Kompositionen kommen in manchen Phasen in hartem Gewand daher, nicht schwebend sondern Vollgas und mit wunderbar sphärischem Gesang, „Ambrosia und The Wild Shore“ sind schon heftige Ausrufezeichen!Mit der Nachfolgeband im Line-Up blieben wir einheimisch, „No Mute“ knallten uns ihren Classic Rock für 40 Minuten um die Ohren, auch Zeit für einen Malibu-Orange für 10 Fränkli, jeder Schuck ein Franken, skol und lecker! Wir blieben anschließend musikalisch im Lande der Banken und leckeren Schokoladen mit den „Hathors„, deren Rock mit Grunge, Garage und Punk umgeben wird, sie wurden abgefeiert, zu Recht.
Mit der nächsten Band, „The Gteat Machine“ kann und konnte ich leider nix anfangen, auch musikalisch passt es nicht in meine Musikinteressengebiete, aber auch stark geprägt auch durch Erlebnisse bei unserem Freak Valley Festival in 2017….. Zeit zum Austausch mit einigen meiner Neueinstellungen in Sachen „nun sind sie Bekannte“ Teilnehmern des Festes und vielen alten Bekannten, u.a. natürlich Veranstaltungsteam Kat und Matte, Uwe vom Stoned From The Underground, die Photokollegen Anders und Thorvald, Musiker und Musikerinnen…..Gespannt erwartete ich anschließend den Auftritt der Berliner „Samavayo„, deren Musik in meinen Ohren konservistisch sehr interessant klang, und live? Hatte ich leider noch nie das Vergnügen, aber jetzt. Hat sich gelohnt? Jaaaa, großartige Liveband Und was machen die so? Alles richtig! Und außerdem? Alternativ Rock mit starken Stonereinschlägen, aber auch alte Helden der 1970er spielen in ihren Songs hörbar einflüssig mit.
Dann die fünf Highlights des kompletten Festes für mich persönlich: die Musiker Arnt O., Kenneth, Kim, Petter und Torgeir Waldemar, zusammen ergeben sie „The Devil And The Almighty Blues„. Was für ein 50-minütiges Auseinandernehmen der Halle und, selten bis nie erlebt: trotz aller Stücke, die vorgespielt wurden, alle im Midtempobereich, wurde im proppevollen Z7 dem Headbangen gefrönt, eben etwas langsamer als sonst. Überall flogen die Matten (bei mir geht das aus Haartechnischen Gegebenheiten leider nicht mehr). Was für eine Vorstellung, meine Fresse war das gut. Wenn die beiden Gitarren loslegen…..wenn der Groove durch Bass und Drums alles nach vorne wegfegt und dann kommt diese Mörderröhre aus Oslo dazu, diesmal ins Mönchskutte. Aber beileibe keine Klostergesänge sondern beinharter Bluesshouterkehlkopfkampf.
Und wie es dann leider manchmal so ist folgte eine Band nach dem Motto, leider muß ich das für mich so konstatieren: „Früher gefielen die mir besser“…..“The Machine“ machten mal beinharten Heavy-Stoner, der dir die Schädeldecke fräste, aber was sie heute spielen……nein, das ist nicht mehr meins. Der Weg einer Band ist manchmal eben so…..
Zeit für einen weiteren 10 Franken Cocktail, denn auch mit „Mantar„, der folgenden Band, kann ich nicht warmwerden (warum schreit der Mann immer so? Frust?). Danach die „Dopelords“ aus Polen, die ich im August noch beim Lake On Fire Festival erlebte als sie den Teich und die Bühne und das Publikum mit ihrem Doom aufmischten, das gelang ihnen auch heute abend ohne Teich, z.B. mit „Children Of Haze“. Zum Abschluß des zweiten Festivalabends kam mitunter stark growlende Mystik dazu, „Amenra“ tauchten das Fest in Dunkelheit und Nebel und zelebrierten eine Art Messe. Ich machte einen Feldversuch diese Musik zu verstehen und zu deuten aber irgendiwe kam da bei mir zu wenig durch und es war zu dunkel. Deshalb dunkelte ich mich durch leichten Niesel zum Hotel zurück und fiel in einen dunklen, mystischen und erholsamen Schlaf……
Samstag: Nach dem Frühstück im Hotel mit Thomas gingen wir beide anschließend, wie am Vormittag zuvor, in eine Konditorei am Bahnhof Pratteln noch zum Nachfrühstück, Schweizer Backwaren- und Kaffee Konjunktur ankurbeln.
Danach ging es um 14:30 Uhr weiter beim UIS mit dem Schweizer Zweigestirn „Lord Kesseli & The Drums„, die einprägsame Soundlandschaften erschaffen, besonders geeignet für Science Fiction Filmlandschaftsaufnahmen.
Es folgte das Dreiertourpackage „Steak, Lo-Pan und Elephant Tree„, die gerade auf Tour durch Europa defilieren, Zwischenstation Pratteln. „Steak„: Mit einem der großartigsten Sänger der Genres Desert-, Fuzz- und Stoner Rock gesegnet und gesalbt, der Vierer aus Großbritannien gab uns jedenfals mächtig was in die Gelenke mit und passend zum Bandnamen natürlich well-done und dazu Bier, skol. „Lo-Pan„: Gefühlt schon ewig in der Szene aktiv und zum ersten Mal live erlebt konstatiere ich: Jeff mit goldenheller Stimme, klassischer Classic Rock mit Heavyness, tolle Kompositionen mit Ecken und Kanten und fein eingebauten Wendungen und vier nicht mehr so junge Herren da auf der Bühne. „Elephant Tree„: Die dritte großartige Stimme (Jack Townley) im Package, die wie geschaffen daherkommt für die schweren, bluesigen Heavyriffs die da auf der Main Stage erschallen, und wenn sich Peter Holland (kenn ich sonst noch als Bassist bei Stubb) noch als zweite Stimme dazugesellt wird´s ganz schön gut, sehr schön.
24/7 Diva Heaven: die drei Frauen aus Berlin haben ein Art an sich, die beileibe nich divenhaft erscheint, ihre Musik kracht aufgeraut, scheppert, rotzt, kratzt, beißt. Ich schrieb in der Rezi zur ersten EP von Karo, Kat und Mary u.a.: „Das hat viel von verschüttetem Bier und Booze intus, verzutschtem Makeup und tiefvioletten Hämatomen, verprügelten Lederjacken und erschossenen Shirts, schweißgetränkten Kneipen und Biergetränkten Tanzdielenböden, Großstadtstraßenrock vom feinsten und gröbsten, Rock wie aus Büchern von Charles Bukowski aufgeschrieben. Begeisterte nicht nur mich schwer wie ich unschwer erlebte.
Auf die beiden nächsten Bands kannste nicht nur eine Bank setzen, sondern Bänke im Bereich der Livemusik, „Nebula“ sind mittlerweile oft in Europa unterwegs, sie können gerne in jedem der nächsten Jahre in unseren Breiten erscheinen. In 2018 beeindruckten sie mich in unserem Rock Freaks Vereinslokal Vortex und beim Lake On Fire, heuer nun beim UIS. Sind schon ewig in der Szene aktiv (über 20 Jahre) und fuzzen Heavy-Bluesig den Schaum vom Bier, ich fühle mich bei ihrem Sound in meine musikalische Sozialisierung in den 1970ern versetzt, die machen mir mächtig Spaß, und Witching Hour ist auch schon um 19:30 Uhr möglich.
„Greenleaf„: Arvid, Hans, Sebastian und Tommy sind von der ersten Sekunde voll auf Rock´N´Roll Temperatur, da schwitzt du automatisch mit und wenn nach spätestens 10 Minuten des Gitarristen Tommy Holoppas Haarpracht nur noch aus nassen, schwitzigen Strähnen besteht, bei Hans die Haare im Gleichklang mit seinen Basssaiten fliegen und fliegen, Sebastians Arme die Bude dreschen und Arvid sich die Seele aus dem Leib röhrt….dann weißt du warum du hier und jetzt im Hier bist, das du gerade genau hierhin gehörst……
„Church Of Misery“ werden abgefeiert, aber nicht von mir, ich konnte und kann mit ihren japanischen Kampfhörspielen (damit ist nicht die Band gleichen Namens gemeint) nix anfangen, nochmal Malibu-Orange Pause. Es geht dem Ende entgegen, dem des Festivals und meinem Durchhaltevermögen, fast drei Tage und Nächte fordern mich immer mehr heraus, aber „Lowrider„, ja, die Lowrider aus Schweden: seit 22 Jahren in der Szene. Treten nur noch selten in´s Bühnenlicht, aber wenn dann knallts, das halte ich noch locker durch denn ik freu mir auf dieses Urgestein der staubigen Musik: Andreas, Niclas, Ola und Peder fahren u.a. mit uns im „Convoy„, meinem Highlight aus ihrem Repertoire und eine „Ode To Io“.
Zum sehr guten Schluß eines sehr gut organisierten Festivals möchten wir uns für die großartige Arbeit aller Beteiligten bedanken, besonderer Dank an Sound Of Liberation für Akkreditierungen, Photopässe und Fürsorge. „Der Ukrainischen NichtmehrausderSzenewegzudenkenden Band Stoned Jesus“ blieb die Aufgabe der letzten Band des UIS 2019, sie besorgten uns nochmal ein schweres Kehraus so daß alle glücklich, voll, zufrieden und mit großartigen Erlebnissen von dannen nach Hause oder in die umliegenden Betten zogen, es war uns (Thomas und Volker) ein Fest……
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